Walisischer Sommer
sich fest vor.
3. KAPITEL
„Ist es das?” fragte Christa entsetzt beim Anblick einiger baufälliger Gebäude aus Stein mit weit heruntergezogenen Dächern.
Das, was sie vor sich sah, wirkte so gar nicht wie ein Studienzentrum, sondern eher wie eine Farm mit den dazugehörigen Ställen und Nebengebäuden.
„Nein, nicht ganz”, erwiderte er ruhig, während er den Landrover vor dem großen Tor anhielt.
Christa war verblüfft gewesen, daß er einen solchen Wagen fuhr, der noch dazu so alt war, daß er jeden Augenblick auseinanderzubrechen drohte, denn sie hatte einfach vorausgesetzt, er würde eine dieser exklusiven Limousinen besitzen, die dem Image dienten und das persönliche Ansehen hoben.
Als er bemerkte, wie nachdenklich sie das Auto betrachtete, erklärte er stolz, daß er es selbst zusammengebastelt und fahrtüchtig gemacht hatte.
„So sieht es auch aus”, meinte sie und fühlte sich sogleich schuldig, weil seine Miene Enttäuschung ausdrückte.
„Was heißt das, nicht ganz?” erkundigte sie sich nun mißtrauisch.
„Das hier ist mein Haus und nicht das Studienzentrum, das im Moment geschlossen ist. Das Personal habe ich in Urlaub geschickt, während die notwendigen Erweiterungsarbeiten durchgeführt werden.”
„Wie bitte? Sie haben mich also unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hierhergelockt!” fuhr sie ihn an. „In dem Fall drehen Sie am besten gleich um und fahren mich zurück.”
„Das geht leider nicht”, erwiderte er ruhig. „Erstens ist fast kein Benzin mehr im Tank, und Dai bringt mir erst morgen irgendwann im Lauf des Tages Nachschub, und zweitens ist es auch bereits zu spät, Christa.” Er beobachtete sie aufmerksam.
Auf einmal spürte sie die widersprüchlichsten Empfindungen – Ärger, weil Daniel Geshard sie hinters Licht geführt hatte, und auch Erleichterung darüber, daß er sie nicht gehen lassen wollte.
„Sie waren einverstanden mitzukommen”, erinnerte er sie.
„Ich habe zugestimmt, an einem Kurs in Ihrem Zentrum teilzunehmen, aber nicht … Was soll das eigentlich heißen, daß Sie das Personal in Urlaub geschickt haben?” fragte sie verunsichert.
„Nur das, sonst nichts. Aber keine Sorge, den Kurs mit Ihnen halte ich selbst ab”, versicherte er. „Ich freue mich sogar darauf”, fügte er mit heiserer Stimme hinzu.
„Ich aber nicht”, gab Christa schnippisch zurück. „Und überhaupt … Was ist denn das?” fragte sie beunruhigt, als der Landrover plötzlich beängstigend heftig schaukelte. Haltsuchend preßte sie die eine Hand an die Tür und die andere … an etwas Warmes, Kräftiges. Es war Daniels Brust, die sie da berührte, und sie spürte, wie sein Herz gleichmäßig pochte.
„Keine Angst.” Er lachte belustigt. „Es ist nur Clarence, der uns willkommen heißt.”
„Clarence?” Christa schaute ihn verständnislos an, denn weit und breit war niemand zu sehen.
„Clarence ist ein Ziegenbock”, erklärte Daniel. „Er hat immer noch nicht gelernt, daß diese Stöße mit dem Kopf nicht die passende Begrüßung sind.” Er macht sich über mich lustig, dachte Christa, als sie die Lachfältchen um seine Augen und das Zucken um seine Mundwinkel entdeckte. „Es tut mir leid, daß er Sie erschreckt hat. Ich hätte Sie warnen sollen …”
„Ich habe doch gar keine Angst gehabt”, entgegnete sie nicht ganz wahrheitsgemäß.
Dann wollte sie die Hand zurückziehen, erstarrte jedoch, denn er legte seine darüber und streichelte mit dem Daumen ganz sanft ihr Handgelenk.
Christa erbebte, und heiße Schauer jagten ihr über den Rücken bei den erregenden Gefühlen, die er mit seinen Händen, die etwas rauh waren, auf ihrer zarten Haut auslöste.
„Lügnerin”, sagte er weich.
Sie versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren.
„Ihr Puls rast”, begann er, „und das kann nur bedeuten …”
„Okay, ich war schockiert”, gab Christa rasch zu, um aus dieser nicht ungefährlichen Situation schnell herauszukommen. Enttäuscht biß sie sich auf die Lippe, denn das, was sie als zärtliche Berührung empfunden hatte, war nichts anderes gewesen als das Prüfen ihres Pulsschlags.
„Achtung! Vorsicht!” Daniel legte ihr plötzlich die Arme um die Schultern und zog Christa so fest an sich, daß es ihr beinahe den Atem raubte. Sie war unfähig, sich zu wehren, während Clarence den Landrover noch einmal durch- schüttelte.
„Offenbar wird er ungeduldig”, meinte Daniel.
Er hielt Christa so eng an sich gepreßt, daß sie seinen
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