Walking Disaster
noch an ihrem kurzen weißen Kleid zupfte. Ihre Haare waren auf eine Seite gekämmt, und obwohl ihre Brüste züchtig bedeckt waren, zeichneten sie sich unter dem engen Stoff deutlich ab.
America stieß mich mit dem Ellbogen an und ich blinzelte. »Du meine Fresse!«
»Bist du bereit, auszuflippen?«, fragte America.
»Ich flippe nicht aus – sie sieht irre aus.«
Abby lächelte spitzbübisch und drehte sich dann langsam um, damit ich das tiefe Rückendekolleté sah.
»Okay, jetzt flippe ich doch aus«, sagte ich, ging auf sie zu und zog sie aus Shepleys Blickfeld.
»Gefällt es dir nicht?«, fragte sie.
»Du brauchst was zum Drüberziehen.« Ich lief zur Garderobe und warf ihr hastig eine Jacke über die Schultern.
»Die kann sie aber nicht den ganzen Abend anlassen«, scherzte America.
»Du siehst wunderschön aus, Abby«, stellte Shepley fest, um sich quasi für mein Benehmen zu entschuldigen.
»Das tust du«, sagte ich und überlegte verzweifelt, wie ich mich ihr verständlich machen sollte, ohne einen Streit anzufangen. »Du siehst unglaublich aus … aber du kannst das nicht tragen, dein Rock ist … wow, deine Beine sind … dein Rock ist zu kurz, und es ist eigentlich nur ein halbes Kleid! Und überhaupt ist der ganze Rücken frei!«
»Das ist absichtlich so gemacht«, sagte sie lächelnd. Wenigstens war sie nicht angepisst.
»Müsst ihr euch andauernd so quälen?«, fragte Shepley genervt.
»Hast du auch noch ein längeres Kleid?«, fragte ich.
Abby schaute an sich runter. »Von vorn ist es eigentlich ziemlich züchtig. Nur von hinten zeigt es viel Haut.«
»Täubchen«, jammerte ich, »ich will dich nicht verärgern, aber so kann ich dich nicht ins Haus meiner Fraternity mitnehmen. Dann bin ich nach fünf Minuten in eine Schlägerei verwickelt.«
Sie reckte sich zu mir hoch und küsste mich auf den Mund. »Ich vertraue auf deine Selbstbeherrschung.«
»Das wird ein fürchterlicher Abend«, stöhnte ich.
»Das wird ein phantastischer Abend«, meinte America gekränkt.
»Denk doch einfach dran, wie schnell es später auszuziehen sein wird«, sagte Abby. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um mich auf den Hals zu küssen.
Ich starrte an die Decke und versuchte, mich von ihren Lippen, die vom Lipgloss ein bisschen klebten, nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. »Genau hier liegt das Problem. Jeder andere Typ wird das Gleiche denken.«
»Aber du bist der Einzige, der es ausprobieren darf«, zwitscherte sie. Als ich darauf nicht antwortete, lehnte sie sich zurück, um mir in die Augen zu sehen. »Möchtest du wirklich, dass ich mich umziehe?«
Ich betrachtete ihr Gesicht und danach alles andere an ihr, dann atmete ich geräuschvoll aus. »Du siehst hinreißend aus, egal, was du trägst. Also sollte ich mich wohl besser daran gewöhnen, oder?« Abby zuckte mit den Schultern, und ich schüttelte den Kopf. »Alles klar, wir sind spät dran. Lasst uns gehen.«
Ich hatte meinen Arm um Abby gelegt, während wir über den Rasen zum Haus der Sigma Tau gingen. Sie zitterte vor Kälte, also ging ich, so schnell es ihre hohen Absätze erlaubten. Sobald wir die dicke doppelflügelige Tür passiert hatten, steckte ich mir eine Kippe an, um etwas zu dem für Fraternitypartys so typischen Dunst beizutragen. Die Bässe der Boxen im Untergeschoss vibrierten unter unseren Füßen wie ein Herzschlag.
Nachdem Shepley und ich uns um die Jacken der Mädchen gekümmert hatten, führte ich Abby in die Küche. America und Shepley folgten uns. Dort standen wir, jeder mit einem Bier in der Hand, und hörten Jay Gruber und Brad Pierce über meinen letzten Kampf diskutieren. Lexie zupfte an Brads Hemd herum und langweilte sich sichtlich.
»Alter, du lässt dir den Spitznamen deines Mädchens ins Handgelenk tätowieren? Was zum Teufel hat dich denn da bloß geritten?«, fragte Brad.
Ich drehte meine Hand so, dass Abbys Spitzname sichtbar wurde. »Ich bin verrückt nach ihr«, erklärte ich und schaute Abby an.
»Du kennst sie doch kaum«, schnaubte Lexie.
»Ich kenne sie.«
Im Augenwinkel sah ich Shepley und America Richtung Treppe gehen, also nahm ich Abbys Hand und folgte ihnen. Leider kamen Brad und Lexie auf die gleiche Idee. In einer Reihe stiegen wir die Treppe in den Keller hinunter, wobei die Musik mit jeder Stufe lauter wurde.
Als ich die letzte Stufe nahm, begann der DJ einen langsamen Song. Ohne Zögern zog ich Abby auf die Tanzfläche, für die man alles Mobiliar an die Seite geschoben
Weitere Kostenlose Bücher