Walking Disaster
nachdem sie mich erkannt hatte.
»Mein Gott, Travis! Du hast mich zu Tode erschreckt!«
»Wenn du ans Telefon gehen würdest, müsste ich auch nicht hier im Dunkeln rumschleichen.«
»Du siehst aus wie frisch aus der Hölle«, sagte sie.
»Da war ich diese Woche auch schon ein-, zweimal.«
Sie presste die verschränkten Arme noch enger an ihren Körper, und ich musste mich zwingen, sie nicht in die Arme zu schließen, um sie zu wärmen.
Abby seufzte. »Ich will mir gerade was zu essen holen. Ich ruf dich nachher an, ja?«
»Nein. Wir müssen reden.«
»Trav–«
»Ich habe Benny abgesagt. Ich habe ihn am Mittwoch angerufen und Nein gesagt.«
Ich hoffte, sie würde lächeln oder mir auf andere Weise zeigen, dass sie das gut fand.
Doch ihr Gesicht blieb ausdruckslos. »Ich weiß nicht, was du jetzt erwartest, Travis.«
»Sag, dass du mir verzeihst. Sag, dass du mich zurücknimmst.«
»Das kann ich nicht.«
Ich verzog schmerzlich das Gesicht.
Abby versuchte, um mich herum zu gehen. Instinktiv trat ich ihr in den Weg. Wenn sie diesmal fortging, würde ich sie verlieren. »Ich habe weder geschlafen noch gegessen … ich kann mich auf nichts konzentrieren. Ich weiß, dass du mich liebst. Alles wird so sein wie vorher, wenn du mich nur wieder zurücknimmst.«
Sie schloss die Augen. »Alles ist so … gestört, Travis. Du bist geradezu besessen von der Vorstellung, mich zu besitzen.«
»Das stimmt nicht, ich liebe dich mehr als mein Leben, Täubchen.«
»Genau das meine ich. Das ist verrücktes Gerede.«
»Das ist nicht verrückt. Das ist die Wahrheit.«
»Also … wie genau sieht deine Rangliste denn aus? Erst Geld, dann ich, dann dein Leben … oder gibt es etwas, das noch vor dem Geld kommt?«
»Mir ist klar geworden, was ich getan habe, okay? Ich verstehe, dass du das geglaubt hast, aber wenn ich gewusst hätte, dass du mich dann verlässt, hätte ich niemals … ich wollte doch nur für dich sorgen.«
»Das hast du mir schon gesagt.«
»Bitte, tu das nicht. Ich halte diesen Zustand nicht aus … es … es bringt mich um«, sagte ich, schon fast panisch. Die Mauer, die Abby um sich errichtet hatte, als wir nur Freunde waren, stand wieder, stabiler denn je. Sie hörte mich nicht an. Ich konnte nicht zu ihr durchdringen.
»Ich bin damit durch, Travis.«
Ich zuckte zusammen. »Sag das nicht.«
»Es ist vorbei. Geh nach Hause.«
Ich runzelte die Stirn. »Du bist mein Zuhause.«
Abby schwieg kurz, und einen Moment lang glaubte ich, sie tatsächlich erreicht zu haben, aber dann schweifte ihr Blick wieder ab, und die Mauer stand wie eh und je. »Du hast deine Wahl getroffen, Trav. Und ich meine.«
»Ich werde keinen Fuß mehr nach Las Vegas setzen oder Kontakt mit Benny haben … ich beende mein Studium. Aber ich brauche dich. Ich brauche dich. Du bist mein bester Freund.«
Zum ersten Mal, seit ich ein kleiner Junge war, brannten heiße Tränen in meinen Augen und liefen mir über die Wange. Ich konnte nicht mehr an mich halten und packte Abby. Ich schloss ihren zierlichen Körper in meine Arme und presste meine Lippen auf ihre. Ihr Mund war kalt und starr, also nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie heftiger in dem verzweifelten Bemühen, sie zu einer Reaktion zu bewegen.
»Küss mich«, bettelte ich.
Abbys Mund blieb hart, ihr Körper reglos. Hätte ich sie losgelassen, wäre sie vermutlich zu Boden gefallen. »Küss mich!«, flehte ich. »Bitte, Täubchen! Ich habe ihm doch abgesagt!«
Da stieß Abby mich weg. »Lass mich, Travis!«
Sie wollte an mir vorbeigehen, doch ich ergriff ihr Handgelenk. Der Arm war hinter ihr ausgestreckt, aber sie drehte sich nicht um.
»Ich flehe dich an.« Ich fiel, sie immer noch festhaltend, auf die Knie. Mein Atem kam in weißen Wolken aus meinem Mund und erinnerte mich daran, wie kalt es war. »Ich flehe dich an, Abby, tu das nicht.«
Abby warf einen Blick über ihre Schulter, dann wanderten ihre Augen ihren Arm hinab und zu meinem bis zu dem Tattoo auf meinem Handgelenk. Das Tattoo ihres Spitznamens.
Sie schaute wieder weg, zur Cafeteria. »Lass mich gehen, Travis.«
Es traf mich wie ein Schlag. All meine Hoffnung war zunichtegemacht. Ich ließ sie los, und sie entglitt mir.
Als sie fortging, schaute Abby nicht mehr zurück, und meine Hände fielen auf das Pflaster. Sie kam nicht zurück. Sie wollte mich nicht mehr, und es gab nichts, was ich hätte tun oder sagen können, um das zu ändern.
Es vergingen einige Minuten, bis ich
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