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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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schenkte ihr mein schönstes Lächeln, und diesmal war es ein echtes. Es war ein weiterer dieser Happy-Abby-Momente, die ich mir damals wünschte.
    Brazil schnaubte. »Hat sie dich in einen Laufburschen verwandelt, Travis? Was kommt als Nächstes, fächelst du ihr in einer knackigen Badehose mit einem Palmwedel Luft zu?«
    Ich beugte mich ein Stück weit über den Tisch und sah Brazil überheblich grinsen. Er hatte es nicht böse gemeint, aber er hatte die Atmosphäre zerstört, und ich war angepisst. Wahrscheinlich hatte ich wirklich wie ein Schlappschwanz ausgesehen, als ich ihr den Saft hinterhergetragen hatte.
    Abby beugte sich vor. »Dir würde eine Badehose nicht mal stehen, Brazil. Also halt bloß die Klappe.«
    »Bleib locker, Abby! War ja nur ein Spaß!« Brazil hob beschwichtigend die Hände.
    »Dann … red nicht so einen Mist über ihn daher«, sagte sie finster.
    Ich glotzte nur und sah zu, wie ihr Zorn sich verflüchtigte und sie ihre Aufmerksamkeit wieder mir zuwandte. Das war definitiv eine Premiere gewesen. »Jetzt kann mich echt nichts mehr überraschen. Gerade hat mich ein Mädchen verteidigt.« Ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln, funkelte Brazil noch ein letztes Mal böse an, bevor ich mein Tablett zum Abfall trug. Der Appetit war mir sowieso vergangen.
    Die schweren Metalltüren öffneten sich leicht, als ich hinausstürmte. Ich zog meine Zigaretten aus der Tasche und zündete mir eine an. Dabei versuchte ich, rasch zu vergessen, was da gerade vorgefallen war.
    Ich hatte mich gerade wegen eines Mädchens zum Idioten gemacht. Meinen Fraternitykumpels war das eine besondere Genugtuung, weil ich zwei Jahre lang derjenige gewesen war, der ihnen die Hölle heißgemacht hatte, wenn sie auch nur erwähnt hatten, dass sie mit Mädchen mehr anfangen wollten, als sie flachzulegen. Jetzt war ich an der Reihe, und ich konnte verdammt noch mal rein gar nichts dagegen tun – weil ich dazu einfach nicht imstande war. Und schlimmer noch: Ich wollte es auch gar nicht.
    Als die anderen Raucher um mich herum lachten, lachte ich mit, obwohl ich keinen Schimmer hatte, wovon die Rede war. Innerlich war ich angepisst und gedemütigt oder angepisst, weil ich gedemütigt war. Wie auch immer. Die Mädchen betatschten mich und versuchten abwechselnd, mit mir ins Gespräch zu kommen. Ich nickte und lächelte, um nett zu sein, aber eigentlich wollte ich nur weg und auf irgendetwas einschlagen. Ein Wutanfall in aller Öffentlichkeit wäre aber ein Zeichen von Schwäche gewesen, und der Scheiß hätte mir gerade noch gefehlt.
    Abby ging vorbei, und ich unterbrach eines der Mädchen mitten im Satz, um sie einzuholen. »Warte doch, Täubchen. Ich begleite dich.«
    »Du musst mich nicht zu jedem Kurs bringen. Ich finde mich schon allein zurecht.«
    Ich gebe es zu: Das tat ein bisschen weh. Sie sah mich nicht einmal an, während sie das sagte, völlig nebenbei.
    Genau in diesem Moment stöckelte ein Mädchen in kurzem Rock und mit kilometerlangen Beinen vorbei. Beim Gehen wippte glänzendes dunkles Haar auf ihrem Rücken. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich musste aufgeben. Eine zufällig aufgegabelte heiße Nummer flachlegen, das konnte ich am besten, und Abby wollte ja ohnehin nur platonisch mit mir befreundet sein. Ich hatte vor, es richtig zu machen und unsere Freundschaft zu erhalten, aber wenn ich nicht etwas Radikales tat, dann wäre dieser Plan im Chaos meiner widerstreitenden Gedanken und Gefühle zum Scheitern verurteilt.
    Es war an der Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich verdiente Abby sowieso nicht. Was sollte das Ganze also überhaupt?
    Ich warf meine Kippe auf den Boden. »Dann seh ich dich später, Täubchen.«
    Ich setzte mein Jägergesicht auf, aber es würde ohnehin ein Leichtes sein. Sie hatte meinen Weg absichtlich gekreuzt und gehofft, ihr Minirock und die Nuttenabsätze würden meine Aufmerksamkeit erregen. Ich überholte sie und blieb mit den Händen in den Hosentaschen vor ihr stehen.
    »Hast du’s eilig?«
    Sie lächelte. Ich hatte sie bereits sicher. »Muss zum Unterricht.«
    »Ach ja? Welches Fach?«
    Sie blieb stehen und verzog den Mund. »Travis Maddox, nicht wahr?«
    »Stimmt. Mir eilt ein gewisser Ruf voraus.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Zu Recht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss zum Unterricht.«
    Ich seufzte und gab den Enttäuschten. »Wie schade. Dabei wollte ich dich gerade um eine Gefälligkeit bitten.«
    »Um was denn?« Ihr Ton war misstrauisch, aber sie

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