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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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zu unabhängigem Denken fähig zu sein. Anna erwiderte das Lächeln müde. Dann reichte sie Heiner ein Foto von Armin Lensch.
    »Haben Sie diesen Mann vielleicht gesehen?«, fragte sie.
    Der Türsteher warf einen Blick auf das Foto, zuckte mit den mächtigen Schultern und gab es Anna zurück. Dann stutzte er. »Einen Moment. Darf ich es noch mal angucken?« Anna hielt ihm das Foto erneut hin. »Ja. Ja, den habe ich gesehen. Freitag ... nein, Samstagabend. Da drüben.« Er deutete über die breite Fahrbahn hinweg. »Wie er in ein Taxi gestiegen ist.«
    »Erinnern Sie sich an jeden, der in ein Taxi steigt?«, fragte Anna skeptisch.
    »Nein. Aber ich erinnere mich an den Kerl, weil es meiner Meinung nach kein Taxi war. Jedenfalls keins im Dienst. Es sah komisch aus.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Also, es war das richtige Modell, ein Mercedes der E-Klasse, und es hatte die richtige Farbe, elfenbein-beige, aber kein Dachschild. Ich bin auf den Wagen aufmerksam geworden, weil er hinter dem Mann aufgetaucht ist. Er wusste wahrscheinlich nicht, dass es kein Taxi war. Man muss auf so 'nen Kram aufpassen – Strolche, die sich als Taxifahrer ausgeben und zum Beispiel Mädchen mitnehmen. Oder Besoffene in die Kiste laden und ihnen das Geld klauen. Aber es kommt selten vor, weil fast keiner ein Auto von derselben Farbe wie 'n Taxi hat.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass dieser Mann in das Taxi gestiegen ist? Oder in das falsche Taxi?« Anna tippte auf das Foto.
    »Ja, er war früh am Abend mit einer Gruppe von anderen Typen hier. Hatte ein großes Maul, der Blödmann. Ich habe ihn auf der anderen Straßenseite wiedererkannt.«
    »Du achtest doch darauf, dass die Leute nicht beklaut werden. Warum hast du nicht gemeldet, dass er in den Wagen gestiegen ist, oder wenigstens versucht, es zu verhindern?«, fragte Wangler.
    »Es hätte auch ein echtes Taxi sein können. Außerdem habe ich nicht geglaubt, dass er sich in Gefahr begab.«
    »Wieso?«, hakte Anna nach.
    »Naja ...« Heiner der Neandertaler hob die massigen Schultern. »Ich war mir sicher, dass ihm nichts passieren kann. Schließlich war es 'ne Fahrerin.«
     
3.
    Birta schlich sich an das Haus heran und blieb dabei außerhalb der gelben Lichtkegel, die aus den unverhangenen Fenstern auf den Schnee fielen. Das war etwas, woran man einfach nicht dachte, wenn man an einem Ort wie diesem wohnte – die Jalousien oder Vorhänge zu schließen. Der Wald war ein Schutz vor der Welt. Niemand konnte die Bewohner sehen.
    Da die erhellten Zimmer leer zu sein schienen, musterte sie auch die dunklen Fenster. Nichts. Sie bewegte sich auf die Seite des Hauses zu. Auf halber Strecke befand sich eine Tür. Verschlossen. Sie drückte sich an die Wand und schlich zum hinteren Teil des Hauses. Eine weitere Tür. Sie legte die Hand auf den Griff. Leise öffnete sich die Tür. Dahinter lag die Küche: ein großer, mit Kiefernholz verkleideter Raum, der teuer wirkende Einbauteile und in einer Ecke ein paar nicht aufeinander abgestimmte Leder- und Polstersessel enthielt. Der große Gefrierschrank war mit Notizen hinter Kühlschrankmagneten bedeckt. Birta zog die Tür behutsam zu, blieb reglos stehen und richtete all ihre Aufmerksamkeit auf mögliche Geräusche aus dem Innern des Hauses. Nichts. Verdammt, vielleicht war er nicht hier. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, denn sie hätte neue Pläne machen können. Aber Birta hatte eine Spur hinterlassen: Draußen im Wald lag ein Mann mittleren Alters mit einem durchbohrten Herzen.
    Leise trat sie hinaus in den Flur. Immer noch keine Lebensgeräusche. Birta schob sich zum Arbeitszimmer vor, wobei sie einen prüfenden Blick in die anderen Räume warf. Ungefähr auf halber Strecke öffnete sich die Tür links unmittelbar vor ihr, und das Rauschen eines sich füllenden Spülkastens hallte im Flur wider. Die Zielperson trat heraus und zuckte bei Birtas Anblick zusammen. Sie riss die Pistole hoch und richtete sie auf seinen Kopf.
    »Ich habe Sie erwartet.« Er lächelte schwach.
    »Mich?«
    »Vielleicht nicht Sie speziell, aber jemanden wie Sie.« Er schaute an ihr vorbei den Flur entlang. »Wahrscheinlich hatte ich einen Mann erwartet.«
    »Ich bin kein Mann«, sagte Birta. Es hat keinen Zweck, jemanden hinter mir zu suchen, dachte sie. Dein Helfer kommt nicht. Keine üble Überraschung für mich. Keine Gnadenfrist für dich.
    »Das ist mir klar ... Aber Sie brauchen nicht ...« Er konnte den Satz nicht mehr beenden. Birtas Kugel traf ihn

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