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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Ihnen genannt habe?«
    »Mmm, solche Informationen darf ich nicht preisgeben, es sei denn, dass ein Zusammenhang zu Ihrer persönlichen Akte besteht, falls eine bei uns vorliegt. Oder dass es nachweislich von öffentlichem Interesse ist.«
    »Herr Wengert ...« Sylvie lächelte den Beamten an, und er schmolz dahin. Männer waren so leicht zu beeinflussen. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie einer der Bürgerrechtler waren, die an dem Sturm auf die Bastille in Lichtenberg teilnahmen?«
    Wengert strahlte vor Stolz. »Ja, ich war einer der Teilnehmer.«
    »Dann sind Sie offensichtlich ein Mann, der sich für das einsetzt, was richtig und wahr ist. Sie haben doch selbst gesagt, dass es hier wahrscheinlich von ehemaligen Stasi-Halunken wimmelt. Wie können wir zur Wahrheit vordringen, wenn wir uns an die Vorschrift halten und die anderen nicht? Ich verspreche Ihnen, dass die Personen auf der Liste, die ich Ihnen geschickt habe, nicht diejenigen sind, die ich entlarven will. Ich möchte nur mit ihnen reden, das ist alles. Vielleicht führen sie mich zu Drescher. Und der ist jemand, an dem wir interessiert sein sollten. Ich bitte Sie nicht, gegen Ihre Moral zu verstoßen, sondern ich fordere Sie auf, für Ihre Moral zu kämpfen.«
    Wengert musterte Sylvie. Hinter seinen trüben Augen schien sich ein innerer Konflikt abzuspielen. Er stand entschlossen auf.
    »Bitte, warten Sie einen Moment«, sagte er und verließ das Zimmer.
     
4.
    Fabel hatte Karin Vestergaard an ihrem Hotel abgesetzt, damit sie sich frisch machen konnte. Er plante, sie zu benachrichtigen, sobald er wusste, wo Jespersen zu Mittag gegessen hatte oder ob ein Verfolger gesichtet worden war. Er schien Fortschritte zu machen, doch das Gefühl, auf der falschen Fährte zu sein, quälte ihn weiterhin.
    Er war auf dem Rückweg zu seinem Büro, als Anna sich meldete.
    »Ich bin von einer sehr aufgeweckten, sehr eifrigen Kommissarin vom Kommissariat 12 am Klingberg angerufen worden. Sie will unbedingt mit dir sprechen. Ich habe gesagt, dass du zurückrufen würdest, aber da du in der Gegend bist...«
    »Worum handelt es sich?«
    »Um einen Selbstmord. Wirkt eindeutig, und er hat einen Brief hinterlassen. Machte einen Kopfsprung und landete auf dem Gesicht. Ihren Beschreibungen zufolge hat der Knabe nun anscheinend Augen am Hinterkopf.«
    »Anna ...« Fabels Stimme hatte einen warnenden Tonfall.
    »Jedenfalls hat sie sich gemeldet, weil sie meint, dass etwas an der Sache nicht ganz koscher ist. Sie räumt ein, dass ihr Verdacht unbegründet sein könnte, aber sie wollte mit dir darüber sprechen.«
    »Hat sie speziell nach mir gefragt?«
    »Ich glaube, sie ist hinter meinem Job her. Ihr Timing ist erstklassig.«
    Fabel überging Annas Spott. »Ist sie jetzt im Dienst?«
    »Ja. Ich sollte dir doch wegen der Walküre Bescheid geben. Wegen jedes Todesfalls, an dem Zweifel bestehen könnten.«
    »Wie heißt sie?«
    »Iris Schmale ... Ihr schulmädchenhafter Überschwang wird es bestimmt leicht machen, sie zu erkennen.«
     
    Das Polizeikommissariat 12 am Klingberg war weniger bekannt als die Davidwache, doch architektonisch übertraf es sie wahrscheinlich noch. Es war ein prächtiges Backsteingebäude, und man hatte die zwischen 1906 und 1908 errichtete Polizeiwache am Klingberg in den Komplex des Chilehauses integriert. Das in Form eines scharfen Schiffbugs gebaute Chilehaus wiederum stand im Kontorhausviertel und war eines der weltberühmten Wahrzeichen Hamburgs.
    Fabel unterdrückte ein Grinsen, als Kriminalkommissarin Iris Schmale ihn im Hauptbüro begrüßte. Sie entsprach ganz Annas Vorstellung: jung, unverbraucht und sprudelnd vor Enthusiasmus. Sie hatte rebellische, leuchtend rote Haare, die zu einem langen Pferdeschwanz zurückgebunden waren, und ihre blasse Haut war von Sommersprossen übersät. Dadurch erhielt sie ein mädchenhaftes Aussehen.
    »Wie ich höre, haben Sie einen Selbstmord, an dem etwas faul zu sein scheint«, sagte Fabel.
    »Jawohl, Herr Erster Hauptkommissar. Der Tote heißt Peter Claasens. Er besaß und leitete eine Makleragentur am Rand des Kontorhausviertels. Allem Anschein nach hatte sein Leben eine Menge Annehmlichkeiten zu bieten. Frau, Kinder, ein äußerst erfolgreiches Unternehmen.«
    »Viele Menschen mit Familie und einem erfolgreichen Unternehmen begehen Selbstmord«, wandte Fabel ein. »Und der Verstorbene hat offenbar eine Nachricht hinterlassen.«
    »Eben!«, rief die Kommissarin. Fabel gelang es nicht, ein Grinsen über

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