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Walkueren

Walkueren

Titel: Walkueren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Þráinn Bertelsson
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beeinflussen?«, fragte Dagný.
    »Nein.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Dieser Blödmann von Verleger ist mir zufällig mal über den Weg gelaufen. Ich hab ihm klargemacht, dass dieses und andere Bücher, die er in Zukunft herausgeben wird, nicht in den Mínus-Läden verkauft werden.«
    »Warum nicht?«
    »Selbstverständlich darf man Verleumdungen über mich schreiben, aber ich bin noch lange nicht verpflichtet, sie unter die Leute zu bringen. Wie ihr vielleicht wisst, werden 50 % der Buchverkäufe in dieser belesenen Nation in den Mínus-Läden getätigt. Die sogenannten Buchhandlungen leben vom Verkauf von Bleistiften und Heftzwecken.«
    »Du hast also von diesem Buch gehört und kein Interesse daran, dass es an die Öffentlichkeit kommt?«
    »Was geht die Polizei meine Meinung über Bücher an?«, fragte Magnús zurück.
    »Zufälligerweise untersuchen wir die merkwürdigen Umstände des Todes von Freyja Hilmarsdóttir. Sie schrieb an einem Buch, dessen Verbreitung dir, wie du selbst zugibst, nicht gerade gelegen käme. Und seltsamerweise tauchte in ihrem Umfeld keine Spur von diesem Buch auf.«
    »Und ich soll es gestohlen haben?«, blaffte Magnús. »Ich bin also nicht nur ein Dieb, sondern auch ein Mörder? Was geschieht eigentlich in diesem Land? Was soll das anderes sein als eine vereinte Hetzjagd sämtlicher Behörden? Wir leben zwar nicht in einer Bananenrepublik, aber offenbar in einer Kabeljaurepublik, in der die Machthaber die Polizei als Privatarmee einsetzen! Steuerfahnder haben wirklich einen absoluten Traumjob; andere Bullen müssen einem immerhin die Schuld nachweisen, aber der Steuerfahndung muss man selbst seine Unschuld beweisen. Wenn die Behörden damals im Gelobten Land auf die Idee gekommen wären, die Steuerfahndung auf die Schreinerei Josef und Sohn GmbH anzusetzen, wäre der Junge aus Nazareth zu Hause geblieben und hätte seine Steuerschulden abgearbeitet, anstatt auszuziehen und zu predigen und die ganze Welt auf den Kopf zu stellen.«
    »Niemand hat dich des Diebstahls, geschweige denn des Mordes bezichtigt«, sagte Dagný ruhig. »Was soll diese Hitzigkeit?«
    »Und dann ist man gleich ›hitzig‹, wenn man sich erlaubt, der Polizei zu widersprechen«, tönte Magnús. »Ich werde jetzt meinen Rechtsanwalt anrufen, ob es euch passt oder nicht. Ihr könnt draußen warten, bis er kommt. Dann reden wir weiter.«
    »Du führst dich wirklich etwas seltsam auf«, sagte Dagný. »Du wirst nicht verdächtigt, irgendetwas verbrochen zu haben. Wir sind hergekommen, um mit dir zu reden. Das ist kein Verhör, sondern eine Unterhaltung, und du überschüttest uns mit Beschimpfungen und verlangst nach einem Rechtsanwalt.«
    »Mit welchen Beschimpfungen habe ich dich denn überschüttet?«
    »Du hast mich eben als Feministin bezeichnet.«
    »Ist das eine Beschimpfung?«
    »Du hast es so gemeint.«
    Magnús lachte.
    »Ich habe gar nichts gemeint. Ihr könnt es mir wirklich nicht verdenken, wenn mich eine weitere Polizeiinvasion auf die Palme bringt. Ich lebe seit fast drei Jahren in einem Belagerungszustand. Ständig tauchen neue Polizisten auf. Und jetzt geht es nicht mehr um irgendwelche Steuer- oder Wirtschaftsgesetze und Buchhaltung, sondern darum, dass ich ein Manuskript gestohlen und die Verfasserin ermordet haben soll. Ist das so überraschend, wenn man darüber nicht gerade in Begeisterung ausbricht?«
    »Niemand verfolgt dich«, sagte Karl. Magnús schaute ihn grimmig an, und Karl beeilte sich hinzuzufügen: »Jedenfalls ist das nicht unsere Absicht. Wir möchten lediglich wissen, ob du wegen des Buches Kontakt zu Freyja hattest und ob du weißt, wo das Manuskript abgeblieben ist.«
    »Selbstverständlich hatte ich Kontakt zu der Frau«, entgegnete Magnús. »Es ist ja wohl erlaubt, mit Leuten zu sprechen, oder?«
    »Kommt drauf an, wie man es macht«, erwiderte Dagný.
    »Ich hab ihr Geld für das Manuskript angeboten«, sagte Magnús erschöpft. »Ich bin Geschäftsmann und löse meine Probleme immer mit Geld.«
    »Wie viel Geld hast du ihr denn geboten?«
    »Ich habe keine Summe genannt; sie sollte einfach einen Betrag nennen.«
    »Und hat sie einen Betrag genannt?«
    »Nein, sie hat mir ausrichten lassen, das Leben einer Frau sei nicht mit Geld aufzuwiegen. Das sollte wahrscheinlich heißen, ich hätte Brynhildur wie eine Ware behandelt. Das ist doch feministischer Faschismus in der Nussschale!«
    »Was meinst du damit, sie hat es dir ausrichten lassen?«
    »Das, was ich gesagt habe. Ich habe

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