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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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jemand oder stieß mich...«
    »Das ist schlimm«, sagte er, indem er die Tasche abstellte und ihren Rücken untersuchte. »Ihre Jacke wurde zerschnitten — das ist kein Riß. Das war ein Messer. Aber es ist nur die Jacke, die zerschnitten ist. Sie hatten Glück.« Er strich mit der Hand zärtlich über ihren Rücken.
    Sie ließ sich an ihn fallen, und es war ein gutes Gefühl. Er trug ein frisch gewaschenes und gestärktes blaues Hemd unter dem Jackett, und sein Körper war fest und gesund. Er roch nach Antiseptika. Sauber und rein. Genau das brauchte sie jetzt. Sie konnte nichts gegen das Zittern machen. Er drückte auf den Knopf mit dem Aufwärtspfeil, und die Aufzugtür ging auf.
    »Wie wurde er getötet, Rick?« fragte sie. Sie kam nicht davon los.
    »Die letzte Frage zu der Sache?« Er sah streng auf sie hinab.
    »Bestimmt«, sagte sie. »Ich verspreche es.« Aber das bedeutete nicht, daß sie nicht weiter darüber nachdenken würde.
    Er ließ seinen Arm um sie gelegt und drückte auf 12. Er zögerte einen Moment. »Er wurde erstochen«, sagte Rick.

S ie befand sich wieder im Saal der New Yorker Börse, aber er war voll von Sportgeräten, und die Wertpapierhändler trainierten an den Geräten. Alle legten an den Fahrrädern, Laufbändern und Rudermaschinen ein hektisches Tempo vor. Der Boden war dick mit Orderzetteln und Lochstreifen bedeckt, und als sie darüberging, blieben die Schnipsel an ihren Fußsohlen und zwischen den Zehen hängen. Moment mal, dachte sie, wo sind meine Schuhe? Überhaupt, wo sind meine Kleider? Sie bemerkte entsetzt, daß sie völlig nackt durch den Saal der New Yorker Börse spazierte. Nackt bis auf ihre beste Perlenkette.
    »Um Himmels willen«, sagte Smith, als sie erschöpft aus dem Schwimmbecken kletterte. Sie trug ein schwarzes Nadelstreifenkostüm und kümmerte sich nicht um die Bäche, die an ihr herabflossen. »Du kannst einfach nicht auf dich aufpassen, Wetzon. Du bist wirklich unmöglich. Du kannst doch nicht so hier rumlaufen. Du verstehst einfach nichts vom Geschäft. Hier, nimm das.« Sie wickelte Wetzon in ein großes Badetuch, auf dem in riesigen roten Buchstaben CARAVANSERIE stand. Sie drehte sich zu ihrem Begleiter um. »Leon bringt dich nach Hause, das tust du doch, Zuckerstück?«
    »Selbstverständlich, Schatz«, antwortete Leon. Er war in einem Bikini aus dem dampfenden Becken gestiegen. »Alles, was du sagst...«
    Wetzon kicherte. Eine Vogelscheuche im Bikini.
    »Hier«, sagte Wetzon zu dem tropfenden Leon und reichte ihm das Badetuch. »Ich glaube, Sie haben das nötiger als ich.«
    »Nein, nein, das geht nicht!« schrie Smith wütend. »Sieh dich an. Nimm das hier.« Sie zog ihre nasse Jacke aus und legte sie um Wetzons Schultern. Wetzon steckte folgsam ihre Arme in die nassen Ärmel und schauderte in dem klammen Stoff.
    »Soll ich sie jetzt nach Hause bringen?« fragte Leon Smith.
    »Nein, ich fahre sie nach Hause«, sagte Silvestri. Er rannte auf einem Laufband auf der Stelle. »Steigen Sie zu«, sagte er und streckte ihr die Hand hin. Entschieden erleichtert nahm Wetzon seine Hand, eine Arbeiterhand, stark und groß, und sie sprang hinter ihm auf das Laufbahn, das durch die Börse davonfuhr.
    Die Tür zur Damentoilette stand weit offen, und Wetzon sah flüchtig eine Frau mit kupferrotem Haar, die im Neglige vor einem Toilettentisch saß und mit einem großen Messer einen Apfel schälte.
    Wetzon steckte die Hand in die Jackentasche und hoffte, eine Marke für die U-Bahn zu finden, damit sie nach Hause fahren konnte, aber da war nur ein Heftchen Streichhölzer.
    Ein Good Humor -Mann im weißen Jackett rannte neben ihnen her. »Was bekommen Sie, Schatz?« fragte er.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    »Machen Sie schon, ich habe nicht viel Zeit. Suchen Sie eine Sorte aus. Sie müssen es mir sagen. Es wird spät.« Er sah auf die riesige Mickymausuhr an seinem Handgelenk.
    »Warum muß ich?«
    »Fragen Sie nicht soviel. Tun Sie’s einfach.«
    »Okay, ich nehme Mandelkrokant«, sagte sie. Sie nahm immer Mandelkrokant, wenn sie in der Good-Humor -Eisdiele war. Das müßte er doch wissen.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich habe nur Pistazien.«
    »Aber ich mag kein Pistazieneis, und ich glaube, die Sorte führen Sie gar nicht.«
    »Ich besorge Ihnen Mandelkrokant, wenn Sie mir den Schlüssel geben«, sagte der Good-Humor -Mann verschlagen. Seine dunklen Augen kamen ihr bekannt vor.
    »Den Schlüssel wozu?«
    »Nichts«, sagte Silvestri barsch. »Der Schlüssel

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