Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
blauen Minislip, was sie komisch und überhaupt nicht sexy fand, so ähnlich wie die alte Calvin-Klein-Reklame an allen Bushaltestellen, androgyn. Er hatte einen glatten, fast unbehaarten Körper in erstklassiger Form. Er hatte ihr erzählt, daß er mit Hanteln trainierte.
    »Nicht aufhören, Schatz«, sagte er. »Ich sehe dir gern zu.«
    Doch sie hatte nicht weitermachen können. Und ihre Reaktion auf ihn verwirrte sie sehr. Sie fühlte sich seltsam unwohl, als sei ihre Privatsphäre verletzt worden, und sie konnte nicht sagen warum. »Wie lange stehst du schon da?« hatte sie gefragt und versucht, ihr Verwirrung zu verbergen.
    »Erst ganz kurz«, hatte er gesagt und war kaum merklich zurückgewichen.
    Da, sie hatte es wieder getan, und sie wußte nicht, wie oder warum. Sie hatte gespürt, daß er sie wieder lieben wollte, und sie hatte unverständlicherweise Angst gehabt. Angst.
    »Ich bin fertig.« Sie hatte abrupt aufgehört. »Ich mache das Frühstück.«
    »Nein«, hatte er gesagt, »ich gehe duschen und rasieren.« Er war durch den Flur verschwunden, und sie wußte plötzlich, daß es vorbei war. Sie hatte abgeschaltet. Es war etwas, das von ihr ausging, ein Abwehrmechanismus, den sie ständig mit sich herumtrug. Sie wußte nicht, warum, aber der komische kleine Knoten aus Angst war immer noch da.
    Sie ließen sich viel Zeit mit dem Kaffee und den Zeitungen und taten beide so, als habe sich nichts geändert. Und vielleicht hatte sich gar nichts verändert. Sie war wieder müde und deprimiert, und sie glaubte, ihren Reaktionen nicht trauen zu können. Sie hatte so gut wie keine Zeit mehr für sich gehabt, seit Barry ermordet worden war.
    »Es ist beinahe drei«, sagte Rick. Er trug seine Jeans, aber kein Hemd.
    »Möchtest du noch Kaffee?« fragte sie.
    Es läutete an der Tür. »Verdammt, wer kann das sein?« Sie war immer noch in Strumpfhosen und Trikot, aber sie hatte nach dem Training ein übergroßes Sweatshirt übergezogen. Sie spähte durch den Spion. »Um Himmels willen, es istwieder Silvestri.«
    »Wer ist Silvestri?«
    »Der Detective in dem Fall.« Sie schloß die Tür auf und riß sie ärgerlich auf. »Rufen Sie nie vorher an?«
    »Ich wußte, daß Sie zu Hause sind«, sagte er friedlich. »Guten Tag.«
    »Woher wußten Sie, daß ich zu Hause bin?« wollte sie wissen.
    »Ihr Telefon war besetzt. Wollen Sie mich nicht eintreten lassen?« Er trug immer noch die zerknitterte Sportjacke.
    »Herrgott, Silvestri«, sagte sie, »und wo war mein Portier diesmal?« Sie machte die Tür weit auf.
    »Er war da. Er sagte mir guten Tag.« Silvestri trat ein und blieb stehen, als er Ricks Schatten sah, der sich vor dem Licht abhob, das durch die Eßzimmerfenster strömte. »Ich wollte selbstverständlich nicht stören«, sagte er mit einem Seitenblick auf Rick. Es war etwas in der Art, wie er es sagte, das auf das genaue Gegenteil schließen ließ.
    »Das ist Rick Pulasky. Dr. Pulasky, Sergeant Silvestri«, sagte sie gedemütigt. Ihre Wangen brannten. 0 Scheiße. Sie kam sich vor, als wäre sie in flagranti ertappt worden.
    »Doktor«, wiederholte Silvestri anerkennend, ohne seine Miene zu verändern.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich«, sagte Rick. »Ich war gerade im Gehen...« Er ging über den Flur auf ihr Schlafzimmer zu, besitzergreifend, ohne Hemd, mit den Muskeln spielend.
    Nett, dachte sie. Es war demütigend. Sie benahmen sich wie zwei Gockel. »Haben Sie Lust auf Kaffee?« fragte sie Silvestri, der Rick nachschaute. »Silvestri?«
    »Ja, wie bitte? Kaffee? Ja, gern.« Silvestri starrte Rick immer noch nach.
    »Was kann ich für Sie tun, Sergeant?« Sie beschloß, sich nicht von ihm provozieren zu lassen. Sie stellte einen frischen Becher auf den Tisch und goß Kaffee ein. Silvestri setzte sich auf Ricks Stuhl.
    »Kennen Sie ihn schon lange?« fragte Silvestri, während er seinen Kaffee betrachtete.
    »Ich glaube nicht, daß Sie das etwas angeht, Silvestri«, sagte sie verärgert. Er sah sie ausdruckslos an. Verdammt, sie hatte ihn an sich herangelassen. »Also gut, wenn Sie es wissen müssen, er ist am York Hospital. Er kam kürzlich zur Nachkontrolle vorbei, und wir haben uns auf Anhieb verstanden.«
    »Nachkontrolle?«
    »Ja, nach dem Unfall. York erprobt da ein Programm, nach dem Ärzte von der Notaufnahme den Auftrag haben, Patienten im Auge zu behalten, nachdem sie behandelt und nach Hause geschickt wurden. Ein bewundernswertes Programm, meinen Sie nicht?«
    »Bewundernswert«, sprach Silvestri

Weitere Kostenlose Bücher