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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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sie sich ins Auto und fing schnell an zu reden. »Georgie sagte mir, daß Barry etwas für ihn aufbewahrte und daß es nicht in Barrys Spind war. Buffie sagte mir, daß Barry von Jake Donahue bedroht worden sei, daß er seine Autobiographie als Versicherung geschrieben und irgendwo versteckt habe und daß sie diese, falls ihm etwas zustieße, Mildred Gleason bringen sollte, die seine Versicherung dann an Buffie auszahlen würde.« Silvestri stützte beide Arme auf das Lenkrad, das Kinn auf den Armen, so daß sie nur sein Profil sah. Sie plapperte drauflos, stocksauer über seine gleichgültige Reaktion. »Mildred sagte mir, sie habe Barry angeheuert, um etwas gegen Donahue zu finden. Jake stellte eine Maklerin namens Amanda Guilford ein, die Barry ausspionieren sollte. Leon Ostrow, mein Anwalt, war an jenem Abend im Four Seasons und vor Buffies Haus, bevor wir Georgie fanden.« Sie hielt außer Atem inne. »Okay? Danke fürs Mitnehmen.« Sie knallte die Autotür zu.
    Silvestri beugte sich vor und kurbelte die Scheibe auf ihrer Seite herunter. »Immerhin ein Anfang«, sagte er. »Sie sind noch nicht aus dem Schneider. Morgen mittag.«
    »Sie Undankbarer.« Sie richtete sich stolz auf, verärgert, daß er nicht zufrieden war, und entfernte sich von dem Auto. Falls ihre Vermutung zutraf, würde sie ihm noch vor morgen mittag die Sachen aus dem Spind vorlegen. Das würde ihm genügen.
    Sie hatte nicht einmal den Wirtschaftsteil der Times angesehen. Normalerweise blätterte sie ihn morgens beim Kaffeetrinken durch, aber sie hatte es an diesem Morgen eilig gehabt und war zu nervös gewesen, um sich zu konzentrieren. Sie hatte ihren Apfelsaft getrunken und die Vitamine geschluckt, aber den Kaffee ausgelassen. Sie konnte ihn im Büro trinken. Und fürs erste würde sie Silvestri aus ihrem Kopf verbannen. An den Magnolienbäumen waren die blaß magentaroten Knospen vor dem Aufbrechen, und der feuchte Dunst begann sich aufzulösen. Es würde vermutlich ein schöner Tag werden. Die morgendlichen Werktagsdüfte New Yorks — Kaffee, Blätterteiggebäck, Croissants — kamen aus dem Laden an der Ecke der Second Avenue. Fast an jeder Ecke in New York gab es jetzt einen solchen Laden. Sie ging an den anstehenden Sekretärinnen, Verkäufern und Angestellten in Firmenuniform vorbei, gelockt von den verführerischen Düften.
    Als sie die Tür zum Büro öffnete, wurde sie von dem unverwechselbaren Aroma frisch überbrühten Kaffees empfangen. Es sah Harold gar nicht ähnlich, Kaffee zu kochen, aber da er sich gerade eine Tasse eingoß, mußte er es getan haben. Wunder ohne Ende.
    »Guten Morgen«, sagte sie. »Genau, was ich heute morgen brauche, frischen Kaffee.«
    »Guten Morgen.« Er verdarb seinen Kaffee mit großen Mengen Milch und Zucker. »Smith hatte ihn schon gekocht, als ich kam.« Er sah sie besorgt an. »Wie fühlst du dich? Hast du die Zeitungen heute morgen gesehen?«
    »Ich fühle mich ausgezeichnet«, sagte sie freundlich, während sie mit dem Rücken zu ihm ihre Post durchsah. »Warum?«
    »Smith sagt...« Er stockte.
    Sie drehte sich um und lächelte ihn ermunternd an. »Nur weiter, Harold, erzähl mir, was Smith sagt.« Das war wirklich ärgerlich. Als hätte Smith es bewußt darauf abgesehen, sie an diesem Morgen in die Defensive drängen.
    »Na ja«, sagte Harold leiser, »Smith sagte, daß wir sehr zartfühlend mit dir umgehen müssen, weil du seit Barrys Tod so deprimiert bist, und wir wollen dich nicht mit geschäftlichen Problemen und so was belästigen.«
    Was für geschäftlichen Problemen? dachte sie. »Ist das nicht reizend von ihr. Aber sie ist Mutter«, sagte sie in einem Ton, als teile sie ein Geheimnis mit ihm, »und du weißt doch, wie Mütter sind, Harold. Sie kümmern sich einfach zu sehr um einen.«
    »Na, als ob ich das nicht wüßte«, sagte Harold inbrünstig, was sie erwartet hatte, weil er genau so eine Mutter hatte. »Aber sie macht sich schreckliche Sorgen um dich.«
    »Sie macht sich gern Sorgen um mich, lassen wir es also unser Geheimnis bleiben, Harold. Es geht mir wirklich prima.« Sie streckte die Arme aus und steppte ein wenig.
    Er lachte und klatschte Beifall.
    »So, was hast du von den Zeitungen gesagt? Sag bloß nicht, daß noch jemand ermordet wurde.« Sie holte die Times aus der Aktentasche, während sie redete, und schlug den Wirtschaftsteil auf. »Hm-hm.«
    Die Schlagzeile lautete: REGIERUNG SCHLIESST MAKLERFIRMA.
    Sie lehnte sich verblüfft gegen die Außentür. Also tritt

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