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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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aufgeregt durchs Zimmer.
    »Wir werden gar nichts finden, Kleines«, befahl Carlos. »Wir werden das der Polizei überlassen.«
    Sie tanzte über das Sofa. »Nein, werden wir nicht, Herzblatt«, sagte sie, indem sie ihn kitzelte. »Ich werde bei meinem Detective Punkte machen. Ich wette, dort liegen die Bänder. Und seine Autobiographie vielleicht? Und Georgies Sachen. Mann, das ist einfach irre.«
    »Ich finde das nicht gut«, sagte Carlos besorgt. »Ich halte es für zu gefährlich. Jemand hat deswegen drei Menschen ermordet...« Er hielt eine Hand hoch, um sich nicht unterbrechen zu lassen. »Und versucht, dich auch zu erwischen.«
    »Nein. Ich glaube, das war reiner Zufall.« Sie fühlte sich plötzlich so zuversichtlich. »Niemand wird mich umbringen, solange er das nicht hat.« Sie berührte seine Nasenspitze mit dem Streichholzheft.
    »Wer ist nun verrückt?«
    Sie seufzte, mit einemmal erschöpft. »Wenn ich es nur früher zusammengebracht hätte, wäre Mildred Gleason vielleicht noch am Leben.«
    »Das darfst du dir nicht vorwerfen. Du mußt dich damit abfinden, daß du nicht perfekt bist. Du hättest es deinem Schwarm von Polizisten erzählen müssen, wenn du es gefunden hättest. Du hättest es nicht einfach so an Mildred Gleason weitergegeben.«
    »Vermutlich hast du recht.« Ihr manisches Triumphgefühl ließ nach und machte einem bedrückenden Kummer Platz. Soviel Tod und wofür?
    Carlos gähnte. »Tja, die Aufregung ist wohl vorüber. Hör zu, ich habe morgen früh eine Besprechung mit Marshall.«
    »Ich habe morgen auch einen vollen Tag«, sagte sie. Sie starrte müde auf das Streichholzheft.
    »Laß mich wissen, was du unternimmst, ja?« sagte er, während er seine Schuhe anzog.
    »Bestimmt«, antwortete sie, in Gedanken ganz woanders. »Wir sind ein tolles Team, weißt du... Annette und Frankie .. • Wir könnten...«
    »Wir sind ein großartiges Team. Schon immer.« Er lächelte schläfrig. Sie wußte, daß er sie absichtlich mißverstand. Sein zweites Gähnen war unverschämt.
    »Tut mir leid, daß ich dich aufhalte«, sagte sie.
    Er faßte ihr zärtlich unter das Kinn. »Sei brav. Denk daran, daß ich die Schlüsselkarte zum Fitneßcenter habe.«
    »Ja, und ich habe für morgen eine Einladung zu einer Kontaktparty im Caravanserie.«
    »Hmmmm. Wie praktisch.«
    »Ich rufe dich morgen an«, versprach sie.
    Sie schloß zufrieden die Tür, legte das Streichholzheft auf den Eßzimmertisch und bemerkte dann das kleine blinkende Lämpchen am Anrufbeantworter.
    Seufzend schaltete sie ihn auf abspielen. Wann würden die Reporter endlich aufgeben?
    »Hallo, ich bin’s, deine Freundin.« Die schmeichelnde Stimme von Xenia Smith erfüllte den stillen Raum. »Ich wollte dir nur sagen, daß ich an dich denke.«

A ls Wetzon sich am nächsten Morgen bereitmachte, die Wohnung zu verlassen, war sie fest entschlossen, Smith zur Rede zu stellen und die Atmosphäre zwischen ihnen zu reinigen. Oder, was der Wahrheit näher kam, die Atmosphäre zwischen Wetzon und Wetzon zu reinigen. »Hast du Howie Minton vergessen, Wetzon?« fragte eine der beiden Wetzons.
    Nein, sie hatte Howie Minton nicht vergessen. Mitten in dem ganzen Blut und Durcheinander bestand immer noch das Bedürfnis, sich um das Geschäft zu kümmern, Geld zu verdienen. Worum ging es denn sonst? Sie hatte sie auch — die gleiche Gier, die alle hatten. Wäre sie Headhunter, wenn nicht soviel Geld drinsteckte? Sie konnte diese Frage nicht ehrlich beantworten. Sie wußte es nicht genau. Als Tänzerin konnte sie nirgendwo ankommen. So ging es einem, wenn man die Dreißig erreichte. Und die Wahrheit war, daß sie, Geld hin, Geld her, ihre Arbeit liebte.
    So hatte sie nicht vergessen, daß sie sich mit Howie Minton befassen mußte. Und Steve Switzer. Und Amanda Guilford. Ja. Amanda.
    Sie würde Silvestri irgendwann anrufen, aber es widerstrebte ihr, ihm von dem Streichholzheft zu berichten. Der Vorfall mit dem Schlüssel tat immer noch weh. Er hielt sie für skrupellos — unaufrichtig und wie konnte sie es ihm übelnehmen? Jetzt war sie entschlossen, die Bänder selbst zu finden und ihm abzuliefern. Um es wiedergutzumachen. Nein, um es ihm zu zeigen.
    Sie würde am Abend zu dem Kontakttreffen im Caravanserie gehen. Carlos würde ebenfalls hinkommen, und Carlos würde die Bänder aus Barrys Spind holen. Sie würde es Silvestri zeigen.
    Sie machte die Wohnungstür auf und stieß mit Silvestri zusammen.
    »Um Gottes willen.« Sie konnte gerade noch ihre

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