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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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ist sehr wichtig für mich.«
    Wetzon überlegte kurz. Sie erinnerte sich vage an eine Verabredung, eine Besprechung, die für morgen unten in der Stadt auf dem Plan stand.
    »Hallo, hallo, Wetzon, sind Sie noch da?« Größte Unruhe.
    »Ja, warten Sie, Mildred. Ich muß in meinem Terminkalender nachsehen.« Sie schlug ihr Notizbuch auf und sah, daß sie am nächsten Tag mit Howie Minton verabredet war, um fünf Uhr an der Bar des Vista Hotels beim World Trade Center. Sie konnte absagen, aber warum sollte sie einen Rückzieher machen? Er war ein potentieller Kandidat. Sie konnte früher runterfahren und Mildred gegen halb drei treffen und dann noch kurz bei Shearsons Trainingsprogramm für Makler im World Trade Center vorbeischauen, bevor sie Howie Minton traf. »Heute bin ich zu, aber ich kann morgen gegen halb drei in Ihr Büro kommen. Paßt Ihnen das?«
    »Nein, das geht nicht. Es muß heute sein — so bald wie möglich.«
    Wetzon war über den herrischen Ton verblüfft. »Ich sage Ihnen doch, es läßt sich heute nicht machen«, sagte Wetzon steif.
    Ein paar Sekunden kam keine Reaktion, dann: »...Ich verstehe. Na gut, dann kann man nichts machen. Ich bin wirklich sehr dankbar... Sie wissen nicht...«
    »Geht in Ordnung, aber es gibt wirklich nichts, was ich Ihnen sagen kann...«
    »Danke im voraus«, sagte Mildred hastig, fast flüsternd. »Dann sehen wir uns morgen um halb drei.«
    Neugierig und gespannt legte Wetzon auf. Sofort läutete es wieder. Sie nahm ab und sagte vorsichtig hallo.
    »Wetzon, hier ist Smith.« Smith’ Antwort war kalt. »Ich muß ein ernstes Wort mit dir reden.«
    »Worüber? Was hast du, Smith? Was ist passiert? Geht es dir gut?«
    »Wegen dieser Kreatur. Carlos. Ich bin die ganze Nacht aufgewesen... das macht mich krank. Er ist ein sehr schlechter Mensch, und er hat einen verheerenden Einfluß auf dich.«
    »Sachte, sachte, Smith. Carlos ist seit fast zehn Jahren mein bester Freund. Du kannst ihn nicht reizen und erwarten, daß er sich nicht wehrt.«
    »Du mußt dich zwischen uns entscheiden, Wetzon«, sagte Smith und fing an zu weinen. »So darf man mich nicht behandeln.«
    »Ich werde nichts dergleichen tun, Smith, also reiß dich zusammen. Du vergißt, daß ich im Moment wichtigere Dinge im Kopf habe.«
    »Wir sprechen darüber, wenn du dich besser fühlst«, wich Smith aus, indem sie Wetzon den Schwarzen Peter zuschob. »Wenn du klarer siehst.«
    »Ich sehe klar«, beharrte Wetzon. »Und dazu sage ich nie wieder ein Wort.« Sie legte auf. Was zum Teufel war in letzter Zeit in Smith gefahren? Wetzon hatte ein Gefühl, als wäre ihr Leben in den vergangenen vierundzwanzig Stunden völlig umgekrempelt worden.
    Dann fiel ihr der Schlüssel ein. Hatte Smith’ eigenartiges Benehmen etwas mit dem Schlüssel zu tun?

I m Büro ging es wie in einem Bienenkorb zu. Es war Donnerstag morgen, und es ging wieder ums Geldverdienen. Smith hatte Loeb, Dawkins, in der Leitung. »Jerry Matthews. Ja. Die erste Rechnung ist auf den 20. Oktober datiert. Ich habe im Dezember eine Durchschrift geschickt.« Sie gab sich größte Mühe, freundlich zu bleiben. »Es sind jetzt über fünf Monate... Ich möchte gern jemand vorbeischicken, den Scheck abzuholen.« Nun klang doch Verärgerung in ihrer Stimme an. »Na schön, Kathy. Hoffentlich.« Sie knallte den Hörer auf.
    »Ewig die gleiche Prozedur bei denen«, sagte Wetzon. »Sie wollen den Scheck nicht abholen lassen. Sie könnten ja bei den Zinsen verlieren.«
    Smith’ Augen funkelten gefährlich. »Wenn sie den Kampf suchen, können sie ihn haben.« Sie trug ein pflaumenblaues Strickkostüm mit schwarzen Zöpfchenborten, Goldketten und Perlen. Um den Hals hatte sie ein langes schmales Band, eine bedruckte Seidenkrawatte mit Moosröschen in sattem Mauve. Ihre olivfarbige Haut glühte.
    »Du hast ein neues Kostüm«, sagte Wetzon bewundernd. »Liegt heute was Besonderes an?«
    Smith reagierte nicht. Sie drückte auf die Sprechanlage. »Harold? Schick noch mal eine Kopie der Rechnung wegen Jerry Matthews an Loeb, Dawkins, zu Händen Kathy Cramer. Schreib unten vierte Mahnung darauf.« Sie machte eine Pause. »Nur das, bitte. Keine erläuternden Kommentare.« Sie sah Wetzon an, die lächelte. Harold machte sich allmählich selbständig.
    »Im Ernst, Smith«, sagte Wetzon,« meinst du nicht, wir sollten auf Loeb, Dawkins, als Kunden verzichten, sobald wir unser Geld haben? Ihr verspätetes Zahlen ist chronisch. Wir sind eine kleine Firma. Wenn wir bei

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