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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Regenmantel auf und schlüpfte heraus. Sie trug ein einfaches kamelhaarfarbenes Jerseykleid und eine Perlenkette. Durch und durch Connecticut und nicht viel Ähnlichkeit mit den anderen Maklern, die Wetzon bei Donahue gesehen hatte. »Dann bat Jake mich, ihm einen Gefallen zu tun.«
    Zum erstenmal bemerkte Wetzon die schwachen dunklen Flecke unter ihren Augen. Sie fragte sich plötzlich, ob Amanda Barry kannte. Sie mußte ihn kennen. Und wenn sie das Mädchen aus Connecticut war, von dem Georgie gesprochen hatte, das Mädchen, das Buffie mit Barry im Zoo gesehen hatte?
    »Was für einen Gefallen?« Ging es um Sex, oder war es etwas Kompromittierendes, was es schwierig machen würde, Amanda bei einer anderen Firma unterzubringen?
    »Das nicht.« Amanda ahnte Wetzons Gedankengang und reagierte prompt. »Na ja, nicht genau.« Sie lächelte entschuldigend. Die blassen goldenen Sommersprossen, die sich über ihre kleine Nase und die feinen Backenknochen zogen, wirkten fast aufgemalt. Sie war etwas ganz Besonderes. »Er wollte, daß ich mich an einen Makler in seiner Firma heranmache, mit ihm gut bekannt mache und Jake berichte, was er treibt.«
    »Spionieren?«
    »So könnte man es wohl nennen.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Natürlich nein, was glauben Sie?« Sie errötete und wirkte ein wenig beleidigt.
    »Tut mir leid.«
    »Nicht nötig.« Sie machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Ich mußte es am Ende doch tun, weil dieser Mistkerl Jake mich aus den Aktien hinauszudrängen begann.«
    »Wer war der Makler, den Sie ausspionieren sollten?«
    Amanda schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Wetzon. »Barry Stark.«
    Amanda sah erschrocken auf. Sie nickte. »Er sah phantastisch aus«, sagte sie. »Ich mochte ihn. Es war ganz einfach. Wir verbrachten einige schöne Stunden miteinander.« Ihre blauen Augen wurden feucht. »Aber ich mußte mich entscheiden, und ich bin sicher, wenn Barry vor der gleichen Entscheidung gestanden hätte, dann wäre sie genauso ausgefallen wie bei mir.« Sie nahm ein Taschentuch aus einer braunen henkellosen Ledertasche und schneuzte umständlich die Nase.
    »Haben Sie herausbekommen, was Jake wissen wollte?«
    Sie spielte mit ihren Perlen, ließ sie durch die Finger gleiten. »Barry schnitt Jakes Telefonate mit. Er und sein Partner versuchten, etwas gegen Jake in die Hand zu bekommen.«
    »Sein Partner?« Mildred Gleason selbstverständlich.
    »Das wollte er mir nie sagen. Mein Gott, diese letzten Wochen sind furchtbar gewesen. Barry sagte, Jake habe gedroht, ihn umzubringen. Und an dem Tag, als Barry ermordet wurde, hatten er und Jake einen fürchterlichen Streit.«
    »War ihm klar, wie Jake es herausbekommen hat?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Na ja, kann sein, daß er einen Verdacht hatte. Er führte Tagebuch, sagte er mir. Er nannte es seine Versicherungspolice. Ich hörte, daß er das auch Jake sagte, an seinem letzten Tag.«
    »Haben Sie mit der Polizei gesprochen, Amanda?«
    »Ja, zwei Detectives kamen heute morgen ins Büro, aber ich habe ihnen nichts gesagt, außer daß wir viel zusammen waren.«
    »Aber warum nicht?« Die Schweigsamkeit aller Beleidigten brachte sie zur Verzweiflung. »Sie hätten ihnen die ganze Geschichte sagen müssen.«
    »Ich konnte nicht — ich kann nicht — .«Jetzt liefen die kobaltblauen Augen über. »Jake sagte, er würde mich ruinieren. Er würde dafür sorgen, daß ich nie mehr eine Genehmigung bekäme, in Wall Street zu arbeiten. Ich würde meine Lizenz verlieren.«
    Dann war es also doch nicht so einfach. Sie hatte recht. Jake hatte es in der Hand, seine Drohung wahr zu machen. Amanda konnte alles berichten und sich vor der Tür wiederfinden, wie es jedem ging, der plauderte. Boykottiert durch eine stillschweigende Übereinkunft unter den Bossen, verbannt aus Wall Street.
    Wetzon zog einen kleinen gelben Block und einen Kuli aus der Aktentasche.
    »Okay, Amanda, dann muß ich Folgendes wissen. Wie hoch war Ihre Bruttoleistung bei Shearson in den zwölf Monaten, bevor Sie zu Donahue wechselten?«
    »Hundertfünfundsiebzigtausend. Es war mein zweites Jahr im Geschäft.«
    »Das ist gut. Und seit Sie bei Donahue sind — neun Monate,
    ja?«
    »Um dreihunderttausend, aber das meiste steckt in Jakes Aktien. »
    »Stellen Sie Ihre Unterlagen zusammen, und am Montag früh können Sie die ersten Vorstellungsgespräche haben.«
    »Ich habe meine Papiere schon fotokopiert«, sagte Amanda eifrig und wurde wieder munter.
    »Ich rufe Sie

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