Wall Street Blues
einen Fleck auf meine Krawatte.« Er betrachtete seine Krawatte, als wäre es gerade eben passiert. »Ich kann Ihnen sagen, ich bin wirklich sauer — es ist eine neue Paul-Stuart-Krawatte. Ich nehme meine Tasche und gehe aus dem Büro, um die Herrentoilette zu suchen. Sie kennen diese Cafés — sie haben zwei Reihen von Kabinen mit einer gewöhnlichen Trennwand dazwischen. So, in der oberen Hälfte der Kabinen bei Kostos befindet sich ein Spiegel, also trete ich in eine Kabine, um meine Krawatte anzusehen, und ich glaube, ich höre nicht recht...« Er leckte das Popcornsalz von den Fingern. »Wollen Sie den Rest hören?« Er nahm sie auf den Arm.
»Howie, nun rücken Sie schon damit raus«, protestierte Wetzon.
»Okay, okay, ich bin so neugierig wie Sie. Als erstes höre ich diese dröhnende Stimme von Mildred Gleason, und sie ist gerade dabei, eine Schau abzuziehen, was für eine schlechte Stelle er sich gesucht hat. Ich will unbedingt wissen, wer es ist, und gleich darauf redet sie ihn mit Stark an, und ich weiß verdammt genau, wen sie sich vorgeknöpft hat.«
»Was meinen Sie mit >Schau abziehen«
»Ach, wissen Sie, es ging um die Neuemissionen, daß der Markt tot sei und daß Jake sich nicht an die Abmachungen halte. Dann sagt sie Stark, wie gut ihr Geschäft gehe, und er wird zusehends deprimierter. Sagt, daß sein Leben in die Brüche geht und daß seine Klimaanlage streikt, und man merkt wie sie jeden Augenblick auskostet. Sie sagt ihm, daß er für sie arbeiten kann, und seine Stimmung hebt sich auf der Stelle, und dann verpaßt sie es ihm. Nicht als Makler, sagt sie, Sie haben keinen Kundenstamm — so als ob er nicht gut genug wäre, ihr die Schuhe zu putzen. Sie haben alle Ihre Kunden in Jakes lausigem Bestand, sagt sie, und ich verschenke nichts an Makler, damit sie sich einen Stamm schaffen. Herrgott, was für eine Hexe. Mir tut das arme Schwein fast leid. Inzwischen, Wetzon, alter Kumpel, muß ich Ihnen gestehen, hänge ich mit der Nase an der verdammten Trennwand.«
Wetzon war so von Howies Geschichte in Anspruch genommen, daß sie den Kellner erst bemerkte, als er sich ziemlich laut räusperte.
»Ich trinke noch einen Wodka«, sagte Howie nach einem Blick auf seine echte goldene Rolex.
»Ein Perrier«, sagte Wetzon. »Wie ging es weiter?«
»Nun, sie sagt, daß sie ihm einen Haufen Geld für Informationen über Jake zahlen will, die ihr helfen, die Firma ihres Vaters zurückzubekommen. Sie wissen sicher, daß Donahue die Firma ihres Vaters war, die Jake übernahm und umbenannte?«
»Ich weiß Bescheid.«
»Jedenfalls hat sie sein Interesse geweckt. Papiere, Tonbänder, Telefon abhören, egal, sagt sie, aber sie möchte genügend vertraulichen Schmutz, um Jake zu begraben. Ha! Wenn man Jake kennt, tut er vermutlich das gleiche bei ihr.«
Der Kellner brachte ihre Getränke und nahm die leeren Gläser mit.
»Stark greift also sofort zu«, fuhr Howie fort, »und treibt sie auf hundertfünfzigtausend und eine beschränkte Teilhaberschaft, bevor er fertig ist. Sie ist einverstanden, ihm zehntausend auf die Hand zu zahlen, und dann sagt sie ihm noch, daß a]les von ihrer Assistentin geregelt wird. Mannomann, Stark hat ein schönes Geschäft gemacht«, sagte Howie neidisch.
»Kann man wohl sagen, was?« Wetzon konnte den sarkastischen Ton nicht unterdrücken.
»Tja, so geht’s eben«, sagte Howie unbekümmert. »Wenn man mit dem Feuer spielt, muß man wissen, daß man sich verbrennen kann.«
»Haben Sie noch mehr gehört?«
»Nein, weil sie nach der Rechnung gerufen hat. Ich machte mich davon, bevor sie aufstanden.«
»Das ist ein Ding. Haben Sie irgendjemand davon erzählt?«
»Wem hätte ich es sagen sollen? Jake? Ich bin hier nur Beobachter, Wetzon. Mein Motto ist, fange nichts an, was du nicht zu Ende bringen kannst. Ich sah Stark etwa eine Woche später, da war er obenauf und markierte den großen Mann bei Harry’s in seinen Vuarnets mit einer großen blonden Maklerin von Donahue.«
»Sagen Sie bloß nicht, Sie kennen Ihren Namen nicht, Howie«, scherzte Wetzon.
»Ich weiß ihn wirklich nicht, Wetzon.« Er nahm sie ernst und schaute gekränkt drein. »Sie etwa?«
»Nein.« Sie versuchte, keine Miene zu verziehen. »Allerdings meine ich, die Geschichte mit Barry sollten Sie der Polizei erzählen.«
»Um keinen Preis. Ich will da nicht hineingezogen werden. Und es wäre nicht gesund. Wer weiß, warum er kaltgemacht wurde? Es können viele verschiedene Dinge gewesen sein.
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