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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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könnte. Und hatte Silvestri sie nicht gefragt, ob sie Jake an jenem Abend im Four Seasons gesehen hatte?
    Bis heute hatte Wetzon nur Fotos von Donahue in Zeitungen Und Zeitschriften gesehen. Er gab immer etwas her. Aber das war nichts verglichen mit einer Begegnung in Person, besonders wenn er in Rage war. Er hatte ein brutales, dickes Gesicht ,nit dem Kinn eines Straßenkämpfers. Niemand, den man gegen sich aufbringen möchte. Er war ungeheuer erfolgreich gewesen, aber dabei über Leichen gegangen. Was für ein Gedanke — über Leichen gegangen. Erstaunlich, was aus dem Unterbewußtsein hochkam.
    Und was war mit Roberta Dingsda los, Mildreds Assistentin? Ihr sonderbares Benehmen mußte mit ihren persönlichen Beziehungen zu tun haben, nicht mit dem Geschäft. Dennoch, warum hatte Wetzon das Gefühl, daß sie sich schon einmal begegnet waren?
    »So, Wetzon, war wirklich schön, daß man sich wieder mal getroffen hat. Wiedersehen. Alles Gute.«
    Sie hob den Kopf, und vor ihr stand Howie Minton und lachte sie an.
    »Du meine Güte, Howie, wie lange stehen Sie denn schon da?« Sie kam sich wie ein Trottel vor, als sie auf der Bank zur Seite rutschte. »Hier, setzen Sie sich. Entschuldigen Sie bitte. Ich habe über etwas nachgedacht und ganz vergessen, wo ich bin.«
    »Ist schon recht. Ich bin mit allem einverstanden. Nun erzählen Sie mir aber«, sagte Howie, indem er sich setzte und seine weißen Manschetten mit den blitzenden goldenen Manschettenknöpfen zurechtzupfte, »warum haben Sie Barry Stark ermordet?«
    »Oh, Mann, Howie, Sie sind furchtbar.«
    »Ach was, ich mache Spaß... verstehen Sie... es ist Spaß. Ha, ha. Sie wissen, daß ich Spaß mache«, sagte Howie aufrichtig. »Außerdem hatte jeder, der Barry Stark kannte, das eine oder andere Mal den Wunsch, ihn umzubringen.«
    »Was reden Sie da, Howie? Ich wußte nicht einmal, daß Sie ihn kannten.« Da war es wieder. Wall Street war eine Familie in guten wie in schlechten Zeiten.
    »Sicher kannte ich ihn. Er war ein Faulpelz, eine zwielichtige Figur. Er hat eine Menge nette Leute ruiniert. Hören Sie, das ist meine Philosophie, man kann soviel Geld legal verdienen wer braucht da...«
    »Sie sollten mit der Polizei reden, Howie. Sie könnten denen vielleicht ein paar Hinweise geben«, erwiderte sie ebenso ernst.
    »Klar, ich könnte ihnen von Mildred Gleason erzählen.« Howie schnippte eine Fussel vom Ärmel.
    »Mildred Gleason?« Wetzon richtete sich auf. »Was wissen Sie von Mildred Gleason?«
    »Versprechen Sie, daß Sie nichts weitersagen, Wetzon, und ich erzähle es Ihnen.«
    »Howie, Sie wissen genau, daß ich nicht rede. Wenn ich weitersagte, was die Leute mir erzählen, wäre ich schnell aus dem Geschäft.« Sie steckte die Hände unter den Tisch und kreuzte die Finger an beiden Händen. »Okay, ich verspreche es.« Wo war sie nur hineingeraten?
    »Wodka Tonic«, sagte Howie zum Kellner. »Gut. Erinnern Sie sich an Ende September letztes Jahr, um das jüdische Neujahrsfest, als wir diese sämtliche Rekorde brechende Hitzewelle hatten? Als die Temperatur eine Woche lang jeden Tag knapp vierzig Grad war?«
    Wetzon nickte. Der Kellner kam mit Howies Drink und einer Schale Popcorn zurück.
    »Ich habe da einen guten Kunden — einen Griechen — , der eine Kette von Cafés besitzt. Er spekuliert gern, in großem Maßstab, aber es ist alles — sagen wir es so ich muß das Geld abholen.«
    »Aber, Howie«, sagte Wetzon, der klar war, daß er Bargeld meinte. »Das ist verdammt gefährlich.«
    »Keine Sorge, Wetzon. Ich habe es unter Kontrolle. Mein Geschäftsführer und ich haben es genau ausgetüftelt.« Er rührte seinen Drink mit dem gelben Plastikstäbchen um. »Jedenfalls liegt der Markt im Augenblick da wie ein gestrandeter Wal, so tot, daß ich bis nach Griechenland laufen würde, um das Geld zu holen, wenn es sein müßte.« Er lachte ein wenig zu herzhaft.
    Mehrere bronzehäutige Männer in teuren Anzügen kamen in die Bar und setzten sich an einen Tisch gegenüber von Wetzon und Howie Minton. Sie redeten mit Händen und Füßen, schnell, auf spanisch.
    Howie senkte die Stimme; Wetzon beugte sich vor, um ihn zu verstehen. »Ich komme wie immer hintenrum, durch einen privaten Eingang, und Kostos’ Bruder hat alles für mich bereit. Ich setze mich also in das Büro und fange an zu zählen. Nickie — das ist der Bruder — bringt mir einen Mokka, und als ich das Geld in meine Aktentasche packen will, werfe ich die verdammte Tasse um und mache

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