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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Gruppe Jugendlicher den Brand hier in Ystad gelegt hat.«
    »Vergiß nicht den alten Mann, der eine Tüte Rüben an den Kopf gekriegt hat«, sagte Kurt Wallander.
    »Wie sieht es mit Lenarp aus?«
    Kurt Wallander zögerte mit der Antwort.
    »Ich weiß nicht so recht«, meinte er. »Aber wir haben die Ermittlungen wieder voll aufgenommen.«
    Zehn Minuten nach fünf saßen Martinsson und Rydberg in Kurt Wallanders Zimmer. Er fand immer noch, daß Rydberg müde und abgekämpft aussah. Martinsson war unzufrieden.
    »Wie Lövgren am Freitag, dem 5.   Januar, nach Ystad und von dort wieder zurückgekommen ist, bleibt ein Rätsel«, sagte er. »Ich habe mit dem Busfahrer der Linie gesprochen. Er erzählte, daß Johannes und Maria normalerweise mit ihm fuhren, |272| wenn sie in die Stadt wollten. Zusammen oder jeder für sich. Er war ganz sicher, daß Johannes Lövgren im neuen Jahr nicht mit dem Bus gefahren ist. Auch die Taxis haben keine Fahrt nach Lenarp gehabt. Laut Nyström haben sie immer den Bus genommen, wenn sie irgendwohin wollten. Und wir wissen ja bereits, daß er geizig war.«
    »Sie haben immer zusammen Kaffee getrunken«, sagte Kurt Wallander. »Nachmittags. Nyströms müssen gesehen haben, ob Johannes Lövgren nach Ystad gefahren ist oder nicht.«
    »Das ist ja gerade das Rätsel«, erwiderte Martinsson. »Beide behaupten, daß er an jenem Tag nicht in die Stadt gefahren ist. Trotzdem wissen wir, daß er zwischen halb zwölf und Viertel nach eins zwei Banken aufgesucht hat. An dem Tag muß er drei bis vier Stunden von zu Hause weggewesen sein.«
    »Merkwürdig«, sagte Kurt Wallander. »Da mußt du noch weiter nachforschen.«
    Martinsson ging wieder zu seinen Notizen über.
    »Er hat auf jeden Fall kein weiteres Bankschließfach in der Stadt.«
    »Gut«, sagte Kurt Wallander. »Dann wissen wir zumindest das.«
    »Aber er kann natürlich eins in Simrishamn haben«, wandte Martinsson ein. »Oder in Trelleborg? Oder in Malmö?«
    »Konzentrier dich zuerst auf seine Fahrt nach Ystad«, sagte Kurt Wallander und blickte zu Rydberg hinüber.
    »Lars Herdin hält an seiner Geschichte fest«, sagte er mit einem kurzen Blick in sein zerschlissenes Notizbuch. »Durch Zufall traf er im Frühling 1979   Johannes Lövgren und diese Frau in Kristianstad. Und er behauptet, durch einen anonymen Brief die Information bekommen zu haben, daß die beiden ein gemeinsames Kind haben.«
    »Konnte er die Frau beschreiben?«
    »Nur sehr vage. Im schlimmsten Fall müssen wir die Frauen wohl in einer Reihe aufstellen, so daß er uns die richtige zeigen kann. Wenn sie überhaupt dabei ist«, fügte er hinzu.
    |273| »Du klingst irgendwie unschlüssig.«
    Rydberg schlug sein Notizbuch mit einem lauten Knall zu.
    »Für mich paßt das alles nicht zusammen«, sagte er. »Das weißt du. Natürlich müssen wir die Spuren verfolgen, die wir haben. Aber ich bin mir wirklich nicht sicher, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Was mich irritiert, ist, daß ich keinen anderen Weg finde.«
    Kurt Wallander berichtete von seiner Unterhaltung mit Erik Magnusson.
    »Warum hast du dich nicht nach seinem Alibi für die Mordnacht erkundigt?« fragte Martinsson erstaunt, als er fertig war.
    Kurt Wallander merkte, daß er anfing, hinter allen Beulen und blauen Flecken rot zu werden.
    Er hatte es vergessen.
    Aber das konnte er natürlich nicht zugeben.
    »Ich habe damit gewartet«, erklärte er. »Ich wollte gerne einen Grund haben, um ihn noch einmal zu treffen.«
    Er hörte selbst, wie hohl das klang. Aber weder Rydberg noch Martinsson schienen auf seine Erklärung zu reagieren.
    Das Gespräch verstummte. Jeder von ihnen saß in seine eigenen Gedanken versunken da.
    Kurt Wallander fragte sich, wie oft er sich in genau derselben Situation befunden hatte. Der Moment, in dem eine Ermittlung plötzlich aufhört zu leben. Wie ein Pferd, das nicht mehr weiterwill. Jetzt würden sie gezwungen sein, an dem Pferd zu ziehen und zu zerren, bis es anfing, sich wieder in Bewegung zu setzen.
    »Wie machen wir weiter?« fragte Kurt Wallander, als die Stille zum Schluß allzu drückend wurde. Er antwortete selbst.
    »Du, Martinsson, mußt herausfinden, wie es Johannes Lövgren gelingen konnte, nach Ystad und wieder zurückzukommen, ohne daß es von jemandem bemerkt wurde. Das müssen wir so schnell wie möglich wissen.«
    »In einem Küchenschrank stand eine Dose mit Quittungen«, sagte Rydberg. »Er kann ja an dem Freitag in einem |274| Geschäft eingekauft haben.

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