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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zustimmend.
    »Es ist gut, daß du hier bist. Allein wäre ich bestimmt nicht damit klargekommen.«
    Sie vereinbarten, daß er kurz nach zwölf zum Krankenhaus kommen sollte. Als seine Schwester gegangen war, räumte er seinen Schreibtisch auf und breitete die dicke Mappe mit dem Untersuchungsmaterial über Johannes und Maria Lövgren vor sich aus. Es war an der Zeit, wieder anzufangen.
    Björk hatte ihnen mitgeteilt, daß sie bis auf weiteres vier Personen für die Ermittlungsgruppe zur Verfügung hätten. Da Näslund Grippe hatte und zu Hause lag, trafen sich nur drei in |264| Rydbergs Zimmer. Martinsson schien einen Kater zu haben und war ziemlich still. Aber Kurt Wallander erinnerte sich an seine Entschlossenheit, als er sich der hysterischen Witwe draußen auf Hageholm angenommen hatte.
    Sie begannen mit einer gründlichen Durchsicht des gesamten Materials. Martinsson konnte es um verschiedene Angaben, die aus seiner Arbeit mit den zentralen Strafregistern stammten, ergänzen. Für Kurt Wallander beinhaltete dieses methodische und langsame Prüfen unterschiedlicher Details eine große Beruhigung. Einem außenstehenden Betrachter würde diese Arbeit wahrscheinlich unerträglich langweilig und zudem sinnlos erscheinen. Aber für sie sah die Sache anders aus. Die Wahrheit und die Lösung konnten sich hinter der am wenigsten ins Auge fallenden Kombination von Details verbergen.
    Sie sammelten die losen Fäden, die als allererstes bearbeitet werden mußten.
    »Du kümmerst dich um Johannes Lövgrens Fahrt nach Ystad«, sagte er zu Martinsson. »Wir müssen unbedingt herauskriegen, wie er in die Stadt und wieder zurückgekommen ist. Hat er mehrere Bankschließfächer, von denen wir bisher nichts wissen? Was hat er während der einen Stunde gemacht, die er zwischen seinen zwei Bankbesuchen zur Verfügung hatte? Ist er in ein Geschäft einkaufen gegangen? Wer hat ihn gesehen?«
    »Ich finde, daß Näslund schon mal damit anfangen sollte, die unterschiedlichen Banken anzurufen«, meinte Martinsson.
    »Ruf ihn zu Hause an und frag ihn«, erwiderte Kurt Wallander. »Wir können nicht damit warten, bis er wieder gesund ist.«
    Rydberg sollte Lars Herdin besuchen, während Kurt Wallander selbst wieder einmal nach Malmö fahren würde, um mit dem Mann namens Erik Magnusson zu reden, von dem Göran Boman annahm, daß er der heimliche Sohn von Johannes Lövgren sein könnte.
    |265| »Alles andere muß solange liegenbleiben«, sagte Kurt Wallander. »Wir fangen hiermit an und treffen uns wieder um fünf Uhr.«
    Bevor er zum Krankenhaus fuhr, rief er Göran Boman in Kristianstad an und sprach mit ihm über Erik Magnusson.
    »Er arbeitet bei der Stadtverwaltung«, sagte Göran Boman. »Leider weiß ich nicht, was er da macht. Wir haben hier ein selten chaotisches Wochenende mit Schlägereien und Betrunkenen gehabt. Ich habe nicht viel mehr geschafft, als mir einige Idioten vorzuknöpfen.«
    »Ich werde ihn schon finden«, meinte Kurt Wallander. »Ich melde mich spätestens morgen früh wieder bei dir.«
    Ein paar Minuten nach zwölf machte er sich auf den Weg zum Krankenhaus. Seine Schwester wartete am Eingang, und sie fuhren zusammen mit dem Aufzug in die Abteilung, in die ihr Vater nach der eintägigen Überwachung verlegt worden war.
    Als sie kamen, war er bereits entlassen, saß auf einem Stuhl und wartete auf sie. Er hatte den Hut auf dem Kopf, und die Reisetasche mit der schmutzigen Unterwäsche und den Farbtuben stand neben ihm. Kurt Wallander erkannte seinen Anzug nicht wieder.
    »Ich habe ihn gekauft«, erklärte ihm seine Schwester, als er sie fragte. »Es ist wohl schon dreißig Jahre her, daß er sich das letzte Mal einen neuen Anzug gekauft hat.«
    »Wie geht es dir, Vater?« fragte Kurt Wallander, als er vor ihm stand.
    Sein Vater sah ihn mit einem klaren Blick an. Kurt Wallander begriff, daß er sich wieder erholt hatte.
    »Ich freue mich darauf, wieder nach Hause zu kommen«, sagte er kurz und stand auf.
    Kurt Wallander nahm die Tasche, während sein Vater sich auf Kristina stützte. Auf der Fahrt nach Löderup saß sie neben ihm auf dem Rücksitz.
    Kurt Wallander, der es eilig hatte, nach Malmö zu kommen, |266| versprach, gegen sechs Uhr wiederzukommen. Seine Schwester wollte bei ihrem Vater übernachten und bat ihn, etwas zum Abendessen einzukaufen.
    Der Vater hatte unverzüglich den Anzug gegen seinen Maleroverall eingetauscht. Er stand schon wieder draußen vor seiner Staffelei und malte an einem unvollendeten

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