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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sein Guthaben nicht ansehen. Aber auf eine Frage konnte ich doch eine Antwort bekommen. Ob er in der letzten Zeit in der Bank gewesen ist.«
    »Und, ist er das?«
    Hansson nickte.
    »Letzten Donnerstag. Drei Tage, bevor ihn jemand abgeschlachtet hat.«
    »Sicher?«
    »Eine der Kassiererinnen konnte sich an ihn erinnern.«
    »Und er hat eine hohe Summe abgehoben?«
    »Darauf wollten sie so ohne weiteres nicht antworten. Aber die Kassiererin hat genickt, als der Bankdirektor uns für einen Moment den Rücken zudrehte.«
    »Nachdem wir diese Zeugenaussage hier protokolliert haben, müssen wir mit dem Staatsanwalt reden«, sagte Kurt Wallander. »Damit wir uns eine Übersicht über sein Vermögen verschaffen können.«
    »Blutgeld«, warf Lars Herdin ein. Kurt Wallander befürchtete einen kurzen Augenblick, daß er wieder anfangen würde, mit Gegenständen um sich zu werfen.
    »Es gibt noch viele offene Fragen«, sagte er. »Aber gerade jetzt gibt es eine Frage, die viel wichtiger ist als alle anderen. Wie kommt es, daß
Sie
das alles wissen? All das, was Johannes Lövgren nach Ihren Behauptungen vor seiner eigenen Frau geheimgehalten hat. Das wissen Sie?«
    Lars Herdin beantwortete die Frage nicht.
    Stumm starrte er auf den Boden.
    Kurt Wallander warf Hansson einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser mit dem Kopf schüttelte.
    »Sie werden die Frage auf jeden Fall beantworten müssen«, meinte Kurt Wallander.
    »Ich muß gar nichts«, erwiderte Lars Herdin. »Ich bin nicht derjenige, der sie ermordet hat. Würde ich meine eigene Schwester umbringen?«
    |88| Kurt Wallander versuchte, sich der Frage auf eine andere Art zu nähern.
    »Wer weiß von dem, was Sie gerade erzählt haben?« fragte er.
    Lars Herdin antwortete nicht.
    »Was Sie sagen, bleibt unter uns«, fuhr Kurt Wallander fort.
    Lars Herdin sah auf den Boden.
    Kurt Wallander spürte instinktiv, daß er noch etwas warten sollte.
    »Hol uns etwas Kaffee«, bat er Hansson. »Sieh nach, ob etwas Gebäck da ist.«
    Hansson verschwand durch die Tür.
    Lars Herdin starrte weiter auf den Boden, und Kurt Wallander wartete.
    Hansson kam mit dem Kaffee zurück, und Lars Herdin aß ein trockenes Blätterteigteilchen.
    Kurt Wallander fand, daß es an der Zeit war, die Frage noch einmal zu stellen.
    »Früher oder später werden Sie doch gezwungen sein, die Frage zu beantworten«, sagte er erneut.
    Lars Herdin hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
    »Schon als sie geheiratet haben, spürte ich, daß Johannes Lövgren hinter der freundlichen und stillen Fassade ein anderer war. Für mich hatte er etwas Heimtückisches. Maria war meine kleine Schwester. Ich wollte, daß sie es gut hatte. Schon vom ersten Augenblick an, als Johannes Lövgren anfing, in unser Elternhaus zu kommen und um Maria zu werben, erweckte er mein Mißtrauen. Es hat mich dreißig Jahre gekostet herauszufinden, wer er wirklich war. Wie ich das angestellt habe, ist meine Sache.«
    »Haben Sie Ihrer Schwester erzählt, was Sie herausgefunden hatten?«
    »Niemals. Kein Wort.«
    »Haben Sie jemand anderem davon erzählt? Ihrer eigenen Frau?«
    |89| »Ich bin nicht verheiratet.«
    Kurt Wallander betrachtete den vor ihm sitzenden Mann. Er hatte etwas Hartes und Verbissenes. Wie ein Mann, dem die Bitterkeit schon mit der Muttermilch eingeflößt worden war.
    »Jetzt noch eine letzte Frage«, sagte Kurt Wallander. »Nun wissen wir, daß Johannes Lövgren viel Geld besaß. Vielleicht hatte er auch eine hohe Summe zu Hause, als er ermordet wurde. Das werden wir feststellen können. Aber wer kann davon gewußt haben? Wer, außer Ihnen?«
    Lars Herdin sah ihn an. Kurt Wallander entdeckte plötzlich einen Schimmer von Angst in seinen Augen.
    »Ich wußte nichts davon«, erwiderte Lars Herdin.
    Kurt Wallander nickte.
    »Wir hören an diesem Punkt auf«, sagte er und schob den Schreibblock, auf dem er sich die ganze Zeit Notizen gemacht hatte, zur Seite. »Aber wir werden weiterhin Ihre Hilfe benötigen.«
    »Kann ich jetzt gehen?« fragte Lars Herdin und stand auf.
    »Sie können gehen«, antwortete Kurt Wallander. »Aber verreisen Sie nicht, ohne uns das vorher mitzuteilen. Und wenn Ihnen noch etwas einfällt, das Sie erzählen möchten, lassen Sie von sich hören.«
    Lars Herdin blieb an der Tür stehen, als wolle er noch etwas sagen.
    Dann stieß er die Tür auf und verschwand.
    »Sag Martinsson, daß er ihn durchleuchten soll«, wies Kurt Wallander an. »Wir werden wohl nichts finden, aber es ist trotzdem

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