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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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als dem toten Neger sprach. Es handelte sich um einen toten Menschen, der unter einer Decke im Lehm gelegen hatte, und um nichts anderes. Aber er fing deswegen jetzt keine Diskussion an.
    Björk trug ein geblümtes Hemd, das er in Spanien gekauft hatte. Er setzte sich auf den wackeligen Stuhl am Fenster.
    »Ich dachte, daß wir den Mordfall von Lenarp einmal zusammen durchgehen sollten«, sagte er. »Ich habe mir das Untersuchungsmaterial angesehen. Da bleiben noch viele Fragen offen. Ich habe mir gedacht, daß Rydberg die Hauptverantwortung für die Ermittlung übernehmen könnte, während du dich darauf konzentrierst, Rune Bergman zum Sprechen zu bringen. Was hältst du davon?«
    Kurt Wallander stellte eine Gegenfrage.
    »Was sagt Rydberg dazu?«
    »Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen.«
    »Ich könnte es mir umgekehrt vorstellen, Rydberg mit seinem kranken Bein, und bei der Ermittlung ist noch viel Lauferei zu erledigen.«
    Was Kurt Wallander da sagte, war bestimmt richtig. Aber es war nicht die Sorge um Rydbergs Rheuma, die ihn zu der umgekehrten Aufgabenverteilung veranlaßte.
    Er wollte die Jagd nach den Mördern von Lenarp nicht aufgeben.
    Auch wenn die polizeilichen Untersuchungen auf Zusammenarbeit beruhten, fand er, daß die Mörder ihm gehörten.
    »Es gibt natürlich auch eine dritte Lösung«, meinte Björk. »Daß Svedberg und Hansson sich um Rune Bergman kümmern.«
    |262| Kurt Wallander nickte. Damit war er einverstanden.
    Björk erhob sich von dem wackeligen Stuhl.
    »Wir brauchen neue Möbel«, stellte er fest.
    »Wir brauchen mehr Polizisten«, gab Kurt Wallander zurück.
    Nachdem Björk gegangen war, setzte sich Kurt Wallander an die Schreibmaschine und schrieb einen ausführlichen Bericht über die Verhaftung von Rune Bergman und Valfrid Ström. Er bemühte sich, einen Bericht zu schreiben, gegen den Anette Brolin keine Einwände haben konnte. Das dauerte über zwei Stunden. Viertel nach zehn zog er das letzte Blatt aus der Maschine, unterschrieb es und übergab danach Rydberg den Bericht.
    Rydberg saß an seinem Schreibtisch und sah müde aus. Als Kurt Wallander das Zimmer betrat, beendete er gerade ein Telefongespräch.
    »Ich habe gehört, daß Björk uns trennen wollte«, sagte er. »Ich bin froh, daß ich mit diesem Bergman nichts zu tun haben muß.«
    Kurt Wallander legte den Bericht auf den Schreibtisch.
    »Lies das durch«, sagte er. »Und wenn du keine Einwände hast, gib den Bericht an Hansson weiter.«
    »Svedberg hat es heute morgen noch mal mit Bergman versucht. Aber der sagt immer noch nichts. Obwohl die Zigaretten übereinstimmen. Dieselbe Marke, die bei dem Auto im Lehm lag.«
    »Ich frage mich, was da noch alles an den Tag kommen wird«, meinte Kurt Wallander. »Mit wem haben wir es wohl zu tun? Neonazis? Rassisten mit internationalen Kontakten? Wie zum Teufel kann man ein solches Verbrechen begehen? Einfach auf die Straße hinausgehen und einen wildfremden Menschen erschießen? Nur weil er zufällig ein Schwarzer ist?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Rydberg. »Aber ich glaube, wir müssen lernen, mit solchen Dingen zu leben.«
    Sie verabredeten, sich in einer halben Stunde wieder zu treffen, |263| nachdem Rydberg den Bericht gelesen hatte. Dann wollten sie die Ermittlungen im Mordfall von Lenarp wieder aufs neue in Angriff nehmen.
    Kurt Wallander ging hinüber zur Staatsanwaltschaft. Anette Brolin war im Amtsgericht. Er hinterlegte den Blumenstrauß bei dem Mädchen in der Zentrale.
    »Hat sie Geburtstag?« fragte das Mädchen.
    »So was Ähnliches«, antwortete Kurt Wallander.
    Als er in sein Zimmer zurückkam, saß seine Schwester Kristina da und wartete auf ihn. Sie war bereits aufgestanden und gegangen, als er am Morgen aufgewacht war.
    Sie erzählte ihm, daß sie sowohl mit einem Arzt als auch mit der Fürsorgerin gesprochen hatte.
    »Papa scheint es besser zu gehen«, erzählte sie. »Sie glauben nicht, daß er auf dem Weg in eine chronische Senilität ist. Vielleicht war es doch nur eine zeitweilige Verwirrung? Wir haben uns jedenfalls darauf geeinigt, es zunächst einmal mit einer regelmäßigen Haushaltshilfe zu versuchen. Ich wollte hören, ob du uns heute gegen zwölf hinausfahren kannst. Wenn du es nicht schaffst, kannst du mir ja vielleicht dein Auto leihen.«
    »Natürlich fahre ich. Wissen wir schon, wer diese Haushaltshilfe sein wird?«
    »Ich werde mich mit einer Frau treffen, die nicht weit von Papa entfernt wohnt.«
    Kurt Wallander nickte

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