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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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der Major auf seinem Sofa in der Mariagatan in Ystad gesessen, Maria Callas gelauscht und erzählt hatte, seine Frau heiße Baiba. Aber es war eine andere Frau gewesen, ein anderes Gesicht.
    |127| Vorsichtig öffnete sie die Tür, während er sich geräuschvoll räusperte. Dann war sie fort.
    Sie war gekommen, weil sie mit ihm über den Major sprechen wollte, ihren verstorbenen Mann. Sie hatte Angst. Wenn ihn jemand auf seinem Zimmer anrufen und nach
Herrn Eckers
fragen würde, sollte er zunächst ins Foyer hinabfahren, dann die Treppe benutzen, die zur Sauna des Hotels führte, und sich anschließend nach einer grauen Stahltür neben dem Lieferanteneingang des Restaurants umschauen. Diese würde sich von innen auch ohne Schlüssel öffnen lassen, und auf der Straße an der Rückseite des Hotels würde sie ihn treffen, um mit ihm über ihren Mann zu sprechen.
    Please
, hatte sie geschrieben.
Please, please.
Und jetzt war er sich vollends sicher, daß er nicht nur Angst in ihrem Gesicht gesehen hatte, sondern auch Trotz, vielleicht sogar Haß.
    Irgend etwas ist hier viel komplizierter, als ich es mir vorgestellt habe, dachte er. Es mußte ein Kurier im Putzkittel kommen, damit ich das begreife. Ich vergesse dauernd, daß ich mich in einer fremden Welt befinde.
    Ein paar Minuten vor acht stieg er im Erdgeschoß aus dem Aufzug.
    Der zeitungslesende Mann war verschwunden. Statt seiner stand dort ein anderer Mann, der einen Ständer mit Postkarten studierte.
    Wallander ging auf die Straße hinaus. Er merkte, daß es wärmer war als am Tag zuvor. Sergeant Zids wartete mit dem Wagen und wünschte ihm einen guten Morgen. Er setzte sich auf den Rücksitz, und der Sergeant startete den Motor. Langsam brach in Riga ein neuer Tag an. Der Verkehr war lebhaft, und der Sergeant konnte nicht sehr schnell fahren.
    Wallander aber sah die ganze Zeit Baiba Liepas Gesicht vor sich.
    Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung, überkam ihn die Angst.

|128| 8
    An diesem Morgen, um kurz vor halb neun, stellte Wallander fest, daß Oberst Murniers die gleichen starken Zigaretten rauchte wie Major Liepa. Er erkannte die Zigarettenschachtel der Marke »PRIMA« wieder, als der Oberst sie aus einer seiner Uniformtaschen zog und vor sich auf den Tisch legte.
    Wallander hatte plötzlich das Gefühl, sich tief im Inneren eines Labyrinths zu befinden. Sergeant Zids hatte ihn in dem scheinbar unendlichen Polizeihauptquartier Treppen hinauf- und wieder hinuntergelotst, bis er schließlich vor der Tür von Murniers Büro stehengeblieben war. Wallander kam sich vor wie eine Figur auf einem Spielbrett, mit Sicherheit gab es einen kürzeren und übersichtlicheren Weg zu Murniers Büro, den er nicht kennen sollte.
    Das relativ kleine Büro war spartanisch eingerichtet, deshalb fielen ihm sofort die drei Telefone auf. An einer Wand war ein verbeulter und verriegelter Aktenschrank zu sehen. Auf Murniers Schreibtisch stand außer den Telefonen ein großer Aschenbecher aus verschnörkeltem Gußeisen. Zuerst hielt Wallander es für ein Schwanenpaar. Dann sah er, daß es einen muskulösen Mann darstellte, der in starkem Gegenwind eine Fahne trug.
    Ein Aschenbecher, Telefone, aber keine Papiere. Die Jalousien an den beiden großen Fenstern hinter Murniers Rücken waren entweder halb heruntergelassen oder kaputt. Wallander konnte es nicht genau erkennen.
    Er betrachtete die Jalousien, während er über die Neuigkeit nachdachte, mit der Murniers ihn begrüßt hatte.
    »Wir haben einen Tatverdächtigen festgenommen«, hatte |129| der Oberst gesagt. »Letzte Nacht haben unsere Ermittlungen das erhoffte Resultat erbracht.«
    Kurt Wallander hatte zunächst gedacht, daß es sich um den Mörder des Majors handelte. Dann hatte er begriffen, daß Murniers Aussage sich auf die Toten in dem Rettungsboot bezogen hatte.
    »Eine Bande«, hatte Murniers gesagt. »Eine Bande mit Ablegern in Tallinn und Warschau. Ein lose zusammenarbeitender Ring von Verbrechern, die von Schmuggel, Raub, Einbruch, kurz allem, was Geld einbringt, leben. Wir haben den Verdacht, daß sie in der letzten Zeit von dem Rauschgifthandel profitierten, der sich bedauerlicherweise auch in Lettland ausbreiten konnte. Oberst Putnis verhört den Mann gerade. Bald werden wir bedeutend mehr wissen.«
    Die letzten Worte Murniers waren ruhig und sachlich, eine wohlüberlegte Feststellung. Vor Wallander stieg das Bild eines gefolterten Mannes auf, aus dem Oberst Putnis langsam die Wahrheit herausholte. Was wußte er

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