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Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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weshalb.

|203| 12
    Upitis wurde in Untersuchungshaft genommen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung hatte die Polizei einen alten Holzhammer mit Blutflecken und Spuren von Haaren gefunden. Upitis konnte nicht genau sagen, was er an jenem Abend und in jener Nacht gemacht hatte, in der Major Liepa ermordet worden war. Er behauptete, betrunken gewesen zu sein, daß er Freunde besucht habe, sich aber nicht mehr genau erinnern könne, welche. Murniers sandte morgens eine ganze Heerschar von Polizisten aus, um Personen zu verhören, die Upitis möglicherweise ein Alibi geben könnten, aber keiner konnte sich erinnern, Upitis gesehen zu haben oder von ihm besucht worden zu sein. Murniers entwickelte eine ungestüme Energie, während Oberst Putnis sich eher abwartend verhielt.
    Wallander versuchte fieberhaft zu verstehen, was um ihn herum geschah. Als er Upitis hinter dem Spiegelfenster sah, hatte er natürlich zunächst gedacht, daß auch Upitis verraten worden war. Aber dann waren ihm Zweifel gekommen. Ihm war nach wie vor viel zuviel unklar. Baiba Liepas Feststellung, daß sie in einer Gesellschaft lebten, in der die Verschwörung die höchste gemeinsame Norm bildete, hallte unablässig in seinem Bewußtsein wider. Sogar wenn Major Liepas Verdacht stimmte, daß Murniers ein korrupter Polizist war und selbst wenn er der Mann war, der hinter dem Mord an Liepa steckte, hatte Wallander das Gefühl, daß die ganze Angelegenheit unwirkliche Ausmaße annahm. Würde Murniers wirklich das Risiko eingehen, einen Unschuldigen vor Gericht zu bringen, nur um ihn loszuwerden? Wäre das nicht ein Ausdruck maßloser Arroganz?
    |204| »Wenn er schuldig ist«, fragte er Putnis, »welche Strafe bekommt er dann?«
    »Wir sind altmodisch genug, in unserem Land die Todesstrafe beibehalten zu haben«, antwortete Putnis. »Einen hohen Polizeioffizier zu ermorden, ist ungefähr das schlimmste Verbrechen. Ich nehme an, daß er erschossen wird. Das halte ich persönlich für eine angemessene Strafe. Welcher Meinung sind Sie, Herr Wallander?«
    Er hatte nicht geantwortet. Die Vorstellung, daß er sich in einem Land aufhielt, in dem man Verbrecher hinrichtete, entsetzte ihn so, daß es ihm für einen Augenblick die Sprache verschlug.
    Wallander hatte verstanden, daß Putnis sich abwartend verhielt. Er begriff, daß die beiden Obersten oft in verschiedenen Revieren jagten, ohne sich gegenseitig zu informieren. Von dem anonymen Hinweis, den Murniers erhalten hatte, war Putnis nicht einmal unterrichtet worden. Am Vormittag hatte Wallander, während Murniers Arbeitseifer einen Höhepunkt erreichte, Putnis mit in sein Büro genommen, Sergeant Zids gebeten, Kaffee zu holen und versucht, Putnis dazu zu bringen, ihm zu erklären, was eigentlich um ihn herum geschah. Er erinnerte sich, bereits vom ersten Tag an eine gewisse Spannung zwischen den beiden Obersten wahrgenommen zu haben, und jetzt glaubte er in seiner Verwirrung, daß er nichts zu verlieren hatte, wenn er Putnis seine Zweifel kundtat.
    »Ist das wirklich der richtige Mann?« fragte er. »Welches Motiv kann er gehabt haben? Ein Holzhammer mit Blutflecken und ein paar Haaren? Wie kann das als Beweis betrachtet werden, so lange man nicht einmal eine Blutuntersuchung durchgeführt hat? Die Haare könnten doch genauso gut Schnurrhaare von einer Katze sein?«
    Putnis zuckte mit den Schultern.
    »Wir werden ja sehen«, antwortete er. »Murniers scheint sich seiner Sache jedenfalls sicher zu sein. Er faßt selten den falschen Mann. Er ist bedeutend effektiver als ich. Aber Sie |205| scheinen Zweifel zu haben, Kommissar Wallander. Darf ich fragen, aus welchen Gründen?«
    »Ich zweifle nicht«, erwiderte Wallander. »Ich habe oft genug einen Mann verhaftet, der zunächst als Täter nicht in Frage zu kommen schien. Ich stelle nur ein paar routinemäßige Fragen, sonst nichts.«
    Sie saßen stumm zusammen und tranken ihren Kaffee.
    »Natürlich will ich auch, daß Major Liepas Mörder gefaßt wird«, sagte Wallander. »Aber dieser Upitis macht auf mich nicht den Eindruck, der Kopf eines weitverzweigten Drogenrings zu sein, der einen Polizeioffizier loswerden wollte.«
    »Vielleicht ist er drogenabhängig«, antwortete Putnis zögernd. »Drogenabhängige können zu allem gebracht werden. Jemand kann ihm den Auftrag erteilt haben.«
    »Major Liepa mit einem Holzhammer zu töten? Mit einem Messer oder einer Pistole, ja. Aber doch nicht mit einem Holzhammer! Und wie hat er es angestellt, die Leiche zum Hafen

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