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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Konovalenko. Aber wer war der andere? Der Mann an der Bar meinte, es sei ein Polizist gewesen. Ein Polizist, der einen Dialekt sprach, der nur im Süden des Landes vorkam.
    »Was wollte er?«
    Der glatzköpfige Mann nickte in Richtung des schmutzigen Verbandes.
    »Er suchte einen schwarzen Mann, dem ein Finger fehlt.«
    Victor Mabasha verzichtete auf das zweite Bier und verließ die Diskothek unverzüglich. Konovalenko konnte zurückkommen. Noch war er nicht in der Lage, auf ihn zu treffen, obwohl er seine Waffe griffbereit im Gürtel trug.
    |270| Als er auf die Straße kam, fiel ihm plötzlich ein, wie es weitergehen konnte. Der Polizist würde ihm helfen, Konovalenko zu finden.
    Irgendwo wurde im Fall einer verschwundenen Frau ermittelt. Vielleicht hatten sie ihren Körper schon gefunden, wo auch immer Konovalenko ihn versteckt haben mochte. Wenn es ihnen gelungen war herauszufinden, daß er existierte, mußten sie dann nicht auch Konovalenko kennen?
    Ich habe eine Spur hinterlassen, dachte er. Einen Finger. Vielleicht hat auch Konovalenko etwas zurückgelassen?
    Er wartete im Dunkeln, bis die Diskothek schloß. Aber weder Konovalenko noch der Polizist ließen sich sehen. Der Glatzkopf hatte ihm den Polizisten beschrieben. Victor Mabasha ging davon aus, daß ein weißer Mann über Vierzig ein seltener Besucher in einer Diskothek sein würde.
    Spät in der Nacht kehrte er zum Friedhof und zu dem Grabgewölbe zurück. Am nächsten Tag stahl er ein neues Auto, und als es Abend wurde, lauerte er wieder im Schatten vor der Diskothek.
    Genau um neun hielt ein Taxi vor der Tür. Victor duckte sich, so daß sein Kopf hinter dem Lenkrad des gestohlenen Wagens nicht zu sehen war. Der Mann, der der Beschreibung nach der Polizist sein konnte, stieg aus und verschwand im Kellereingang der Diskothek. Victor steuerte den Wagen so nahe wie möglich an den Eingang heran und stieg aus. In der finstersten Ecke versteckte er sich und wartete. Die Pistole steckte locker in der Jackentasche.
    Der Mann, der eine Viertelstunde später auf die Straße trat und sich unschlüssig oder nachdenklich umsah, schien nicht gerade auf der Hut zu sein. Er wirkte völlig ungefährlich, wie ein einsamer, schutzloser nächtlicher Spaziergänger. Victor Mabasha zog seine Pistole hervor, machte ein paar schnelle Schritte und preßte ihm die Mündung unters Kinn.
    »Ruhig«, sagte er auf englisch. »Ganz ruhig.«
    Der Mann zuckte zusammen. Aber er verstand. Er rührte sich nicht.
    »Geh zum Wagen«, stieß Victor Mabasha hervor. »Mach die Tür auf und setz dich auf den Beifahrersitz.«
    |271| Der Mann gehorchte. Er hatte offensichtlich Angst.
    Schnell beugte sich Victor hinunter und versetzte dem Mann einen Hieb aufs Kinn. Der Schlag war hart genug, um ihn bewußtlos zu machen, aber nicht so hart, daß ihm der Kiefer gebrochen worden wäre. Victor Mabasha wußte seine Kräfte einzuteilen, wenn er die Situation unter Kontrolle hatte. Nur einmal hatte er versagt, an jenem katastrophalen letzten Abend mit Konovalenko.
    Er durchsuchte die Sachen des Polizisten, der seltsamerweise keine Waffe bei sich trug. Victor Mabasha war wieder einmal der Meinung, in einem merkwürdigen Land zu sein, wo die Polizisten unbewaffnet gingen. Dann band er dem Mann die Hände über der Brust zusammen und verschloß ihm den Mund mit Klebeband. Aus einem Mundwinkel sickerte ein schmales Rinnsal Blut. Verletzungen ließen sich eben nie ganz vermeiden. Wahrscheinlich hatte sich der Mann in die Zunge gebissen.
    In den drei Stunden, die ihm am Nachmittag zur Verfügung gestanden hatten, war Victor Mabasha den Plan, den er anwenden wollte, in Gedanken noch einmal durchgegangen. Er kannte den Weg und wollte es nicht riskieren, sich zu verfahren. Als er zum erstenmal an einer roten Ampel anhalten mußte, nahm er sich die Brieftasche des Mannes vor und stellte fest, daß er Kurt Wallander hieß und vierundvierzig Jahre alt war.
    Das Signal wechselte auf Grün, und er fuhr weiter. Immer wieder schaute er wachsam in den Rückspiegel.
    Nach der nächsten Kreuzung beschlich ihn das Gefühl, daß ihnen ein Wagen folgte. Konnte es sein, daß der Polizist nicht allein gewesen war? In diesem Falle würde es bald Probleme geben. Als er auf einen mehrspurigen Straßenabschnitt kam, beschleunigte er die Geschwindigkeit. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob es vielleicht nur Einbildung war. Vielleicht gab es trotz allem keine Verfolger?
    Der Mann auf dem Beifahrersitz stöhnte und bewegte

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