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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Kai stand ein unwahrscheinlich fetter Mann und empfing ihn.
    An diesem Abend fegte ein Sturm von Südwesten über Schonen hinweg. Erst am folgenden Abend flaute der Wind ab.
    Dann kam die Wärme.

20
    Kurz nach drei Uhr am Sonntag nachmittag saßen Peters und Norén im Streifenwagen und fuhren durch die Straßen der Innenstadt von Ystad. Sie warteten darauf, daß ihre Schicht zu Ende ging. Der Tag war ruhig, sie hatten nur einmal richtig eingreifen |301| müssen. Kurz vor zwölf war eine Alarmmeldung gekommen. Ein nackter Mann sei dabei, draußen in Sandskogen ein Haus abzureißen. Es war seine Frau, die angerufen und erklärt hatte, der Mann habe einen Tobsuchtsanfall bekommen, weil er ständig seine gesamte Freizeit damit verbringen müsse, das Sommerhaus der Schwiegereltern in Ordnung zu halten. Um wieder Frieden im Leben zu finden, würde er das Haus nun abreißen. Sie hatte weiter berichtet, er wolle lieber an einem stillen See sitzen und angeln.
    »Ihr fahrt hin und beruhigt den Mann«, hatte die Zentrale angewiesen.
    »Wie nennt man so was?« fragte Norén, der das Sprechgerät bediente, während Peters fuhr. »Erregung öffentlichen Ärgernisses?«
    »Diese Bezeichnung gibt es nicht mehr«, antwortete der Kollege in der Zentrale. »Aber wenn das Haus den Schwiegereltern gehört, müßte man es wohl als eigenmächtiges Vorgehen einstufen. Ist doch auch egal. Hauptsache, ihr beruhigt ihn. Das ist das wichtigste.«
    Sie fuhren nach Sandskogen, ohne das Tempo zu beschleunigen.
    »Ich glaube, ich versteh ihn«, sagte Peters. »Ein eigenes Haus zu haben kann ein Elend sein. Da gibt es immer etwas, was man getan haben müßte, aber nicht schafft. Oder was zu teuer ist. Das dann noch für andere zu tun, muß ja geradezu ein Fluch sein.«
    »Vermutlich sollten wir ihm lieber helfen, das Haus abzureißen«, sagte Norén.
    Sie suchten, bis sie die richtige Adresse gefunden hatten. Vor dem Zaun hatten sich Leute versammelt. Norén und Peters stiegen aus dem Wagen und betrachteten den nackten Mann, der auf dem Dach herumkletterte und mit dem Brecheisen Dachziegel losbrach. Gleichzeitig lief die Ehefrau auf sie zu. Norén sah, daß sie geweint hatte. Sie hörten sich ihre zusammenhanglose Erklärung an. Das Wichtigste, was sie zur Beruhigung sagen konnten, war, daß es nicht rechtens war zu tun, was er tat.
    Sie gingen zum Haus hinüber und riefen zu dem Mann |302| hinauf, der rittlings auf dem Dachfirst saß. Er war so in seine Arbeit vertieft, daß er das Polizeiauto noch gar nicht bemerkt hatte. Als er nun plötzlich Peters und Norén entdeckte, war er so überrascht, daß ihm das Brecheisen entglitt. Es tanzte übers Dach, und Norén mußte beiseite springen, um nicht getroffen zu werden.
    »Vorsicht!« rief Peters. »Ich glaube, es ist am besten, wenn du runterkommst. Du machst dich strafbar, wenn du dieses Haus abreißt.«
    Zu ihrer Verwunderung gehorchte der Mann sofort. Er legte die Leiter an, die er hinter sich hochgezogen hatte, und kletterte hinab. Seine Frau eilte mit einem Bademantel herbei, den er überzog.
    »Wollt ihr mich verhaften?« fragte der Mann.
    »Nein«, antwortete Peters. »Aber du mußt aufhören, dieses Haus abzureißen. Ehrlich gesagt, ich glaube kaum, daß sie dich bitten werden, es auch in Zukunft instand zu halten.«
    »Ich will nur angeln«, erklärte der Mann.
    Sie fuhren durch Sandskogen zurück. Norén gab den Bericht an die Zentrale durch.
    Gerade als sie auf den Österled einbogen, geschah es.
    Peters entdeckte das Auto. Es näherte sich aus der entgegengesetzten Richtung, und er erkannte die Farbe und die Kombination auf dem Nummernschild sofort. »Da kommt Wallander«, sagte er.
    Norén schaute von seinem Rapportblock auf.
    Als der Wagen vorüberfuhr, schien Wallander sie nicht zu sehen. Das war in diesem Falle sehr merkwürdig, denn sie saßen ja in einem blau-weißen Streifenwagen. Was allerdings die Aufmerksamkeit der Polizisten in Anspruch nahm, war nicht in erster Linie Wallanders abwesender Blick.
    Es war der Mann, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Er war schwarz.
    Peters und Norén sahen sich an.
    »Saß da nicht ein Schwarzer im Auto?« sagte Norén.
    »Ja«, bestätigte Peters. »Der war wirklich schwarz.«
    Beide dachten an den abgehackten Finger, den sie vor ein paar |303| Wochen gefunden hatten, und an den schwarzen Mann, der im ganzen Land gesucht wurde.
    »Wallander muß ihn geschnappt haben«, sagte Norén zögernd.
    »Warum fährt er dann in diese Richtung?«

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