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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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meine Tochter hat eine Kette verloren, als sie in dem Haus gefangen war. Habt ihr sie gefunden?«
    »Ich weiß nichts von einer Kette.«
    »Wer hält diese Nacht da draußen Wache?«
    »Es wird sicher nur ein Streifenwagen ab und zu nach dem Rechten sehen.«
    »Kannst du mir die Kollegen zwischen neun und elf heute abend vom Leibe halten? Offiziell bin ich ja in Kopenhagen, wie du vielleicht von Björk gehört hast.«
    »Ja.«
    »Wie komme ich ins Haus?«
    »Wir haben einen Reserveschlüssel im Fallrohr an der rechten Hausecke gefunden, von vorn gesehen. Der liegt nach wie vor dort.«
    Wallander fragte sich, ob Svedberg seinen Worten wirklich geglaubt hatte. Nach einem Schmuckstück zu suchen war ein äußerst leicht zu durchschauender Vorwand. Wenn da etwas gewesen wäre, hätte es die Polizei natürlich bereits entdeckt. Er wußte ja selbst nicht, was er zu finden hoffte. Svedberg hatte sich in den letzten Jahren zu einem Fachmann entwickelt, was die Spurensuche am Tatort anging. Wallander sagte sich, daß er eines Tages vielleicht sogar Rydbergs Niveau erreichen konnte. Wenn es etwas Wichtiges gab, hatte Svedberg es gefunden. Wallander konnte bestenfalls neue Zusammenhänge herauslesen.
    Trotzdem mußte er dort beginnen. Am wahrscheinlichsten war natürlich, daß Konovalenko und sein unbekannter Begleiter nach Stockholm zurückgekehrt waren. Aber sicher konnte man nicht sein.
    Um halb neun fuhr er nach Tomelilla. Es war warm, er hatte die Scheibe heruntergekurbelt. Ihm fiel ein, daß er mit Björk immer noch nicht über seinen Urlaub gesprochen hatte.
    Er parkte auf dem Hof und suchte nach dem Schlüssel. Als er ins Haus kam, schaltete er zuerst alle Lampen an. Er schaute sich um und fühlte sich plötzlich unsicher, wo er beginnen sollte. Er lief durch das ganze Haus, um sich darüber klarzuwerden, wonach er eigentlich suchte. Nach einer Spur, die zu Konovalenko führte. Nach einem Reiseziel. Nach einem Hinweis, wer |462| der unbekannte Begleiter war. Nach etwas, was verriet, was hinter allem steckte. Als er alle Räume einmal inspiziert hatte, setzte er sich auf einen der Stühle und überlegte. Gleichzeitig ließ er den Blick schweifen. Er entdeckte nichts, was ihm ungewöhnlich oder irgendwie auffällig vorkam. Hier gibt es nichts, dachte er. Auch wenn die Zeit für Konovalenko knapp war, Spuren hatte er nicht hinterlassen. Der Aschenbecher in Stockholm war eine Ausnahme. So etwas passiert einem nur einmal.
    Er stand auf und lief noch einmal durch das ganze Haus, langsamer jetzt und noch wachsamer. Ab und zu blieb er stehen, hob eine Tischdecke hoch, blätterte in Zeitschriften, tastete unter Stuhlsitzen. Weiterhin nichts. Er durchsuchte die verschiedenen Schlafräume und nahm sich zuletzt das Zimmer vor, in dem sie Tania gefunden hatten. Nichts. In der Mülltüte, die Svedberg natürlich schon untersucht hatte, lag eine tote Maus. Wallander drehte sie mit einer Gabel hin und her und sah, daß sie nicht durch eine Falle getötet worden war. Jemand hatte sie aufgespießt. Mit einem Messer, dachte er. Konovalenko ist ein Mann, der sich ganz auf Schußwaffen konzentriert. Er ist kein Messermensch. Möglicherweise hat sein Begleiter die Maus getötet. Ihm fiel ein, daß Victor Mabasha ein Messer gehabt hatte. Aber er war tot, lag im Leichenschauhaus. Wallander verließ die Küche und ging ins Badezimmer. Konovalenko hatte keine Spuren hinterlassen. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und setzte sich noch einmal. Er wählte einen anderen Stuhl, um einen neuen Blickwinkel zu haben. Es gibt immer etwas, dachte er. Man muß es nur finden. Und noch einmal nahm er Anlauf, durchstöberte jeden Winkel. Nichts. Als er sich wieder setzte, war es bereits Viertel nach zehn. Bald mußte er gehen. Die Zeit war abgelaufen.
    Die Leute, die das Haus eingerichtet hatten, mußten sehr ordnungsliebend sein. Alle Gegenstände, Möbel und Beleuchtungskörper waren sinnvoll und durchdacht plaziert. Jetzt suchte er nach etwas, was gegen diese Ordnung verstieß. Sein Blick verfing sich nach einer Weile an einem Bücherregal an der Wand. Alle Bücher standen in einer Reihe, außer auf dem untersten Bord. Dort war ein Band halb herausgezogen.
    |463| Er erhob sich und griff nach dem Buch. Es war ein Autoatlas von Schweden. Er sah, daß die Klappe des Schutzumschlags als Lesezeichen zwischen den Seiten steckte. Er schlug an der gekennzeichneten Stelle auf – eine Karte von Ostschweden, mit einem Stück Småland, dem Regierungsbezirk Kalmar und

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