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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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schließlich.
    Wallander hörte kaum, was er sagte.
    »Sie schläft ruhig«, wiederholte der Vater.
    Die Worte drangen langsam in Wallanders umwölktes Bewußtsein. Wer schlief da? »Wer schläft?« fragte er müde.
    »Ich spreche von meiner Enkelin.«
    Wallander starrte ihn an. Lange. Dann stand er auf und ging zum Schlafzimmer. Vorsichtig schob er die Tür auf.
    Linda lag im Bett und schlief. An der einen Seite des Kopfes waren ihr die Haare abgeschnitten, aber sie war es. Wallander stand reglos in der Tür. Dann ging er zum Bett und hockte sich hin. Er tat nichts, er schaute nur. Er wollte nicht wissen, wie es kam, daß sie hier war, er wollte nicht wissen, was passiert war. Er wollte sie nur ansehen. Irgendwo im Hinterkopf wußte er, daß Konovalenko immer noch da draußen war. Aber jetzt kümmerte es ihn nicht. Jetzt gab es nur sie.
    Dann legte er sich neben das Bett auf den Fußboden, rollte sich zusammen und schlief ein. Der Vater breitete eine Decke über ihn und schloß die Tür. Dann ging er hinaus ins Atelier und an die Staffelei. Nun war er wieder zu seinem alten Motiv zurückgekehrt. Er war gerade dabei, einen Auerhahn fertig zu malen.
     
    Martinsson erreichte den Bahnhof von Tomelilla kurz nach acht. Er stieg aus dem Auto und begrüßte Svedberg.
    »Was ist denn so wichtig?« fragte er und konnte seine Verärgerung nicht verbergen.
    »Das wirst du schon sehen. Aber ich warne dich; der Anblick ist nicht gerade angenehm.«
    Martinsson runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
    »Konovalenko«, sagte Svedberg. »Er hat wieder zugeschlagen. |457| Wir haben noch eine Leiche, um die wir uns kümmern müssen. Eine Frau.«
    »Um Gottes willen!«
    »Komm mit. Wir haben eine ganze Menge zu besprechen.«
    »Hat Wallander mit der Sache zu tun?« fragte Martinsson.
    Svedberg hörte nicht. Er war schon auf dem Weg zum Auto.
    Erst später erfuhr Martinsson, was geschehen war.

30
    Am späten Mittwoch nachmittag schnitt sie sich die Haare.
    Auf diese Weise glaubte sie die böse Erinnerung auslöschen zu können.
    Dann begann sie zu erzählen. Wallander hatte ihr vergebens vorgeschlagen, einen Arzt aufzusuchen.
    Sie hatte abgelehnt. »Die Haare wachsen von selbst wieder nach. Kein Arzt kann das beschleunigen.«
    Wallander fürchtete, was kommen würde. Was ihm angst machte, war, daß seine Tochter ihre Erlebnisse gegen ihn wenden würde. Es wäre ihm auch schwergefallen, sich zu verteidigen. Es war seine Schuld. Er hatte sie da hineingezogen. Es war nicht einmal ein Unglücksfall. Aber sie hatte entschieden, daß sie im Augenblick keinen Arzt brauchte, und er versuchte nicht, sie zu überreden.
    Nur einmal an jenem Nachmittag fing sie an zu weinen. Es kam unverhofft, gerade als sie sich zum Essen hinsetzen wollten. Sie sah ihn an und fragte, was mit Tania geschehen sei. Er berichtete, daß sie sie gefunden hatten, daß sie tot war. Er verschwieg jedoch, daß Konovalenko sie gefoltert hatte. Wallander hoffte, daß die Zeitungen sich mit Details zurückhalten würden. Er sagte auch, daß Konovalenko noch nicht gefaßt war.
    »Aber er ist auf der Flucht. Er wird gejagt, er kann nicht mehr agieren, wie er will.«
    Wallander wußte, daß dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. |458| Konovalenko war jetzt wahrscheinlich genauso gefährlich wie vorher. Er wußte auch, daß er selbst noch einmal losziehen würde, um ihn zu finden. Aber nicht heute, nicht an diesem Tag, an dem seine Tochter aus dem Dunkel, dem Schweigen und der Angst zu ihm zurückgekehrt war.
    Einmal an diesem Mittwoch telefonierte er mit Svedberg. Wallander bat um die Nacht, um ausschlafen und nachdenken zu können. Am Donnerstag würde er sich zur Verfügung stellen.
    Svedberg berichtete von der Untersuchung, die in vollem Gange war. Von Konovalenko gab es keine Spur. »Aber er ist nicht allein«, sagte Svedberg. »In dem Haus hielt sich noch eine Person auf. Rykoff ist tot, jetzt auch Tania. Zuvor starb bereits der Mann, der Victor Mabasha hieß. Konovalenko müßte eigentlich allein sein. Aber er ist es nicht. Es war noch jemand im Haus. Die Frage ist nur, wer?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Wallander. »Ein neuer, unbekannter Komplize?«
    Kurz nach dem Gespräch mit Svedberg rief Sten Widén an. Wallander nahm an, daß Svedberg und er in Verbindung standen. Sten Widén erkundigte sich, wie es seiner Tochter ging. Wallander antwortete, daß wohl alles gut werden würde.
    »Ich denke an diese Frau«, sagte Sten Widén dann. »Ich versuche zu begreifen, wie

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