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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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jemand einem Mitmenschen so etwas antun kann.«
    »Es gibt solche Menschen«, erwiderte Wallander. »Und leider gibt es mehr, als wir eigentlich glauben wollen.«
    Als Linda eingeschlafen war, ging Wallander hinaus ins Atelier, wo sein Vater stand und malte. Auch wenn er vermutete, daß es sich nur um einen vorübergehenden Sinneswandel handelte, so schien es doch, als hätten sie es durch die Ereignisse der letzten Tage leichter, miteinander zu reden. Er fragte sich auch, wieviel von dem Geschehenen sein achtzigjähriger Vater eigentlich mitbekommen hatte.
    »Bleibst du dabei, daß du heiraten willst?« fragte Wallander, nachdem er es sich auf einem Schemel bequem gemacht hatte.
    »Über ernste Dinge macht man keine Späße«, erwiderte der Vater. »Wir heiraten im Juni.«
    |459| »Meine Tochter hat eine Einladung bekommen, ich jedoch nicht.«
    »Die folgt noch«, sagte der Vater.
    »Wo werdet ihr heiraten?«
    »Hier.«
    »Hier? Im Atelier?«
    »Warum nicht? Ich werde dazu eine herrliche Dekoration malen.«
    »Und was wird Gertrud dazu sagen?«
    »Es war ihre Idee.«
    Der Vater drehte sich um und lächelte ihn an. Wallander brach in fröhliches Lachen aus. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zuletzt gelacht hatte.
    »Gertrud ist eine ungewöhnliche Frau«, sagte der Vater.
    »Das muß sie wohl sein«, sagte der Sohn.
     
    Am Donnerstag morgen wachte Wallander auf und fühlte sich ausgeschlafen. Die Freude darüber, daß seine Tochter nicht zu Schaden gekommen war, erfüllte ihn mit neuer Energie. In seinem Hinterkopf spukte die ganze Zeit Konovalenko herum. Allmählich fühlte er sich wieder in der Lage, ihn zu jagen.
    Kurz vor acht rief Wallander Björk an. Er hatte seine Ausreden gut vorbereitet.
    »Kurt!« rief Björk. »Wie geht es dir? Wo bist du? Was ist passiert?«
    »Ich hatte wohl einen kleinen Zusammenbruch«, sagte Wallander und versuchte, seine Glaubwürdigkeit zu erhöhen, indem er leise und langsam sprach. »Aber es geht mir schon besser. Ich brauche nur ein paar Tage Ruhe.«
    »Du mußt dich natürlich krank schreiben lassen«, sagte Björk überzeugt. »Ich weiß nicht, ob du mitbekommen hast, daß wir nach dir gesucht haben. Ganz schön unangenehm das Ganze. Aber es war notwendig. Jetzt werde ich den Alarm sofort abblasen. Wir geben eine Pressemitteilung heraus. Verschwundener Kriminalkommissar nach kurzer Krankheit wieder im Dienst. Übrigens, wo bist du eigentlich?«
    »In Kopenhagen«, log Wallander.
    |460| »Was, um alles in der Welt, tust du dort?«
    »Ich wohne in einem kleinen Hotel und erhole mich.«
    »Und du denkst natürlich überhaupt nicht daran zu verraten, wie dieses Hotel heißt? Oder wo es liegt?«
    »Lieber nicht.«
    »Wir brauchen dich so bald wie möglich. Aber gesund. Hier geschehen gefährliche Sachen. Martinsson und Svedberg und wir anderen fühlen uns hilflos ohne dich. Wir werden in Stockholm um Unterstützung bitten.«
    »Am Freitag bin ich zurück. Eine Krankschreibung ist nicht erforderlich.«
    »Du ahnst nicht, wie erleichtert ich bin. Wir haben uns große Sorgen gemacht. Was ist da draußen im Nebel eigentlich passiert?«
    »Ich werde einen Bericht schreiben. Ich komme am Freitag.«
    Er beendete das Gespräch und dachte darüber nach, was Svedberg gesagt hatte. Wer war die unbekannte Person? Wer war es jetzt, der Konovalenko wie ein Schatten folgte? Er legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. In Ruhe überlegte er, was seit dem Tag geschehen war, als Robert Åkerblom sein Büro betreten hatte. Er erinnerte sich an frühere Zusammenfassungen und versuchte noch einmal, alle sich kreuzenden Spuren in einen Zusammenhang zu bringen. Das Gefühl, an einer Ermittlung beteiligt zu sein, die die ganze Zeit in die Irre lief, kehrte zurück. Ich bin immer noch nicht dahintergekommen, dachte er. Ich weiß nicht, wo alles seinen Ausgangspunkt hat. Nach wie vor kenne ich die eigentliche Ursache all der Geschehnisse nicht.
    Am späten Nachmittag rief er Svedberg an.
    »Wir haben nichts gefunden, was einen Hinweis geben könnte, wohin sie sich gewandt haben«, antwortete Svedberg auf Wallanders Frage. »Das Ganze ist sehr mysteriös. Andererseits glaube ich, daß meine Theorie über die Ereignisse der Nacht stimmt. Es gibt keine andere einleuchtende Erklärung.«
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Wallander. »Ich muß heute abend zu diesem Haus fahren.«
    »Du meinst doch wohl nicht, daß du noch einmal allein Jagd auf Konovalenko machen willst?«
    |461| »Nein. Aber

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