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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Der Verwalter von Rydsgårds Hof ist sicher, daß er Louise Åkerblom am Freitag nachmittag vorbeifahren sah. Auch zeitlich würde es hinkommen. Das bedeutet, daß wir wissen, welchen Weg sie nahm. Aber ansonsten haben wir unerwartet wenig sachdienliche Hinweise bekommen. Nun wissen wir ja, daß die besten Tips meist erst nach einigen Tagen eintreffen. Eben von Leuten mit Urteilsvermögen, die zögern, ehe sie sich melden. Im Falle Stig Gustafson ist es uns nicht gelungen, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Aber er soll eine unverheiratete Verwandte in Malmö haben. Leider wissen wir ihren Vornamen nicht. Und im Telefonbuch stehen die Gustafsons seitenweise. Wir teilen also die Namen unter uns auf und machen weiter. Das war’s, was ich sagen wollte.«
    Wallander schwieg. Björk schaute ihn auffordernd an.
    »Wir sollten uns konzentrieren«, sagte Wallander schließlich. »Wir müssen Stig Gustafson finden, das ist die Hauptsache. Wenn es keinen anderen Weg gibt als über die Verwandte in Malmö, dann müssen wir so vorgehen. Jeder hier im Hause, der einen Telefonhörer halten kann, wird einbezogen. Ich werde selbst mitmachen, wenn ich im Krankenhaus angerufen habe.«
    Dann wandte er sich an Björk. »Wir nutzen auch den ganzen Abend. Es ist notwendig.«
    |112| Björk nickte zustimmend. »Macht das«, sagte er. »Ich werde hier zu finden sein, wenn etwas Entscheidendes geschieht.«
    Svedberg begann, die Suche nach der Verwandten des Maschinisten Stig Gustafson in Malmö zu organisieren. Wallander ging in sein Zimmer. Bevor er im Krankenhaus anrief, wählte er die Nummer seines Vaters. Es dauerte lange, bis sich jemand meldete. Wallander vermutete, sein Vater habe draußen im Atelier gestanden und gemalt.
    Er hörte sofort, daß der Vater schlechte Laune hatte. »Hej, ich bin’s.«
    »Wer?« fragte der Vater.
    »Du weißt sehr wohl, wer«, sagte Wallander.
    »Ich habe vergessen, wie deine Stimme klingt«, sagte der Vater.
    Wallander zwang sich, dem Impuls zu widerstehen, den Hörer auf die Gabel zu werfen.»Ich arbeite«, sagte er. »Wir haben eine tote Frau in einem Brunnen gefunden. Eine Frau, die ermordet wurde. Ich schaff es heute nicht, dich zu besuchen. Ich hoffe, du hast Verständnis dafür.«
    Zu seiner großen Verwunderung klang der Vater plötzlich freundlich. »Dafür habe ich Verständnis. Das klingt ja gar nicht gut.«
    »Ist es auch nicht«, sagte Wallander. »Aber ich wollte dir jedenfalls einen schönen Abend wünschen. Ich versuche, morgen rauszukommen.«
    »Nur wenn du Zeit hast«, sagte der Vater. »Jetzt muß ich aber Schluß machen.«
    »Warum denn?«
    »Ich erwarte Besuch.«
    Den Telefonhörer in der Hand, blieb Wallander sitzen.
    Besuch, dachte er. Gertrud Anderson besucht ihn also auch, wenn sie nicht arbeitet.
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich muß bald Zeit für ihn finden, dachte er. Es wäre die reine Katastrophe, wenn er heiraten würde.
    Er stand auf und ging zu Svedberg. Nachdem er eine Liste mit Namen und Telefonnummern erhalten hatte, kehrte er in sein |113| Zimmer zurück und wählte die erste Nummer. Gleichzeitig fiel ihm ein, daß er den diensthabenden Staatsanwalt am Nachmittag erreichen mußte.
    Um vier Uhr hatten sie Stig Gustafsons Verwandte immer noch nicht ermittelt.
    Halb fünf erwischte Wallander Per Åkesson in dessen Wohnung. Er berichtete, was passiert war, und teilte mit, daß sie sich jetzt darauf konzentrierten, Stig Gustafson zu finden. Der Staatsanwalt hatte nichts einzuwenden. Er bat Wallander, sich am Abend noch einmal zu melden, wenn es etwas Neues gab.
    Viertel nach fünf holte sich Wallander bei Svedberg seine dritte Liste. Immer noch kein Erfolg. Wallander stöhnte darüber, daß es ausgerechnet der Abend der Walpurgisnacht sein mußte. Viele Leute waren an dem freien Tag gar nicht zu Hause.
    Unter den ersten beiden Nummern antwortete niemand. Die dritte gehörte einer älteren Dame, die nachdrücklich verneinte, einen Stig in der Verwandtschaft zu haben.
    Wallander öffnete das Fenster, er hatte bereits leichte Kopfschmerzen. Dann wandte er sich wieder dem Telefon zu und wählte die vierte Nummer. Er ließ es mehrmals klingeln und wollte gerade auflegen, als jemand abnahm. Er hörte eine jüngere Frau sprechen, stellte sich vor und erklärte, was er von ihr wollte.
    »Ja sicher«, sagte die Frau, die Monica hieß. »Ich habe einen Halbbruder namens Stig. Er ist Schiffsmaschinist. Hat er etwas angestellt?«
    Wallander fühlte alle Müdigkeit und Verdrossenheit

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