Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
»Dein Plan ist ausgezeichnet. Ich sehe eigentlich nur eine Gefahr dabei. Du baust darauf, daß Victor Mabasha mitmachen wird. Du vergißt aber, daß er zum Stamm der Zulu gehört. Die erinnern manchmal an uns Buren. Ihre Loyalität gilt ihnen selbst und den Vorvätern, die sie anbeten. Das bedeutet, daß du große Verantwortung und Vertrauen in die Hände eines schwarzen Mannes legst. Du weißt, daß ihre Loyalität niemals die unsere sein kann. Vermutlich hast du recht. Er wird reich werden, reicher, als er es sich je erträumen konnte. Aber trotzdem. Der Plan baut darauf, daß du dich auf einen Schwarzen verläßt.«
    |144| »Meine Antwort kannst du sofort bekommen«, sagte Jan Kleyn. »Ich verlasse mich auf keinen Menschen. Jedenfalls nicht voll und ganz. Ich verlasse mich auf dich. Aber ich weiß, daß jeder irgendwo einen schwachen Punkt hat. Ich ersetze diesen Mangel an Vertrauen durch Vorsicht und Rückversicherungen. Das gilt natürlich auch für Victor Mabasha.«
    »Du verläßt dich nur auf dich selbst.«
    »Ja. Bei mir wirst du den besagten schwachen Punkt niemals finden. Natürlich wird Victor Mabasha unter ständiger Bewachung stehen. Und das werde ich ihn wissen lassen. Er wird auch ein spezielles Training bei einem der weltbesten Experten für Attentate durchlaufen. Versagt er, so weiß er, daß er einen so langsamen und grausamen Tod erleiden muß, daß er seine eigene Geburt verfluchen würde. Victor Mabasha weiß, was Folter ist. Er wird begreifen, was wir von ihm erwarten.«
    Einige Stunden später trennten sie sich und fuhren jeder in seine Richtung.
    Vier Monate später war der Plan einer Anzahl von Verschwörern bekannt. Jeder von ihnen hatte einen Eid abgelegt zu schweigen.
    Der Auftrag näherte sich der Verwirklichung.
     
    Als das Auto vor dem Haus auf dem Hügel bremste, hatte Franz Malan die Hunde an die Kette gelegt. Victor Mabasha, der Schäferhunde verabscheute, war im Wagen sitzen geblieben, bis er sicher sein konnte, daß sie ihn nicht anfallen würden. Jan Kleyn stand auf der Veranda und empfing ihn. Victor Mabasha konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Hand auszustrecken.
    Aber Jan Kleyn übersah sie und fragte statt dessen, wie die Reise gewesen sei.
    »Wenn man eine ganze Nacht im Bus sitzt, kommen einem viele Fragen«, antwortete Victor Mabasha.
    »Ausgezeichnet«, sagte Jan Kleyn. »Du wirst alle Antworten bekommen, die du brauchst.«
    »Wer entscheidet das? Was ich brauche oder nicht brauche?« Bevor Jan Kleyn antworten konnte, trat Franz Malan aus dem Schatten. Auch er gab Victor Mabasha nicht die Hand.
    |145| »Laßt uns hineingehen«, schlug Jan Kleyn vor. »Wir haben viel zu besprechen, und die Zeit ist knapp.«
    »Ich heiße Franz«, sagte Malan. »Nimm die Hände über den Kopf.«
    Victor protestierte nicht. Es gehörte zu den ungeschriebenen Regeln, daß Waffen während einer Verhandlung draußen blieben. Franz Malan nahm seine Pistole und betrachtete dann die Messer.
    »Ein afrikanischer Waffenschmied hat sie gefertigt«, sagte Victor Mabasha. »Sie sind sowohl für den Nahkampf als auch zum Werfen hervorragend geeignet.«
    Sie gingen hinein und setzten sich an den grünen Tisch. Der Chauffeur kochte in der Küche Kaffee.
    Victor Mabasha wartete. Er hoffte, daß die beiden Männer nicht merkten, wie gespannt er war.
    »Eine Million Rand«, begann Jan Kleyn. »Fangen wir diesmal mit dem Schluß an. Ich will, daß dir die ganze Zeit über bewußt ist, was wir dir für den Dienst, den du uns erweisen sollst, anbieten.«
    »Eine Million, das kann viel oder wenig sein. Das kommt auf die Umstände an. Und wer ist ›wir‹?«
    »Fragen bitte später«, sagte Jan Kleyn. »Du kennst mich, du weißt, daß du dich auf mich verlassen kannst. Franz, der dir gegenübersitzt, kannst du als meinen verlängerten Arm ansehen. Du kannst ihm vertrauen wie mir selbst.«
    Victor Mabasha nickte. Er hatte verstanden. Das Spiel war eröffnet. Jeder sicherte dem anderen Verläßlichkeit zu. Und jeder verließ sich nur auf sich selbst.
    »Wir wollen dich bitten, uns einen Dienst zu erweisen«, wiederholte Jan Kleyn und ließ es in Victor Mabashas Ohren so klingen, als würde er ihn bitten, ihm ein Glas Wasser zu holen. »Wer ›wir‹ sind, hat in diesem Zusammenhang für dich geringe Bedeutung.«
    »Eine Million Rand«, sagte Victor Mabasha. »Nehmen wir an, das ist viel Geld. Ich gehe davon aus, daß ich jemanden für euch töten soll. Dann ist eine Million zuviel. Wenn wir annehmen,

Weitere Kostenlose Bücher