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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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lassen. Es würde schwer werden, mit ihm zusammenzutreffen, ohne daß die anderen Regierungsmitglieder davon erfuhren. Aber van Heerden war ungewohnt hartnäckig gewesen. |157| Das Treffen könne nicht verschoben werden, bis de Klerk wieder in Pretoria sei. De Klerk hatte nachgegeben, da er wußte, daß van Heerden ein durch und durch kaltblütiger und beherrschter Mensch war, der niemals übereilt reagierte. Es mußte also eine sehr wichtige Nachricht sein, die er dem Präsidenten der Republik überbringen wollte.
    »Wir sind jetzt allein«, sagte de Klerk. »Pik hat vor einer Weile eine Giftschlange entdeckt, genau vor seinen Füßen. Ich habe schon darüber nachgedacht, ob vielleicht ein Sender an ihr befestigt war.«
    Van Heerden lächelte. »So weit sind wir noch nicht, daß wir Giftschlangen als Informanten einsetzen. Vielleicht wird es einmal notwendig. Wer weiß?«
    De Klerk sah ihn forschend an. Was war so wichtig, daß es nicht hatte warten können?
    Van Heerden fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, bevor er begann. »Eine Konspiration, um Sie zu töten, ist gerade in einer intensiven Planungsphase. Es gibt keinen Zweifel daran, daß bereits diese Tatsache eine ernsthafte Bedrohung darstellt. Gegen Ihre Person, die gesamte Regierungspolitik – und in der Konsequenz gegen die ganze Nation.« Van Heerden machte nach diesen einleitenden Worten eine Pause. Er war es gewohnt, daß de Klerk oft Fragen hatte. Aber diesmal schwieg der Präsident. Er sah van Heerden nur mit aufmerksamen Augen an.
    »Mir fehlen noch Informationen über viele Details der Verschwörung«, fuhr van Heerden fort. »Aber die Hauptzüge sind mir bekannt, und sie sind ernst genug. Die Konspiration hat Zweige im Oberkommando des Heeres, in den ultrakonservativen Kreisen, vor allem im Burischen Widerstand. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß viele konservative Menschen, die allermeisten, nicht politisch organisiert sind. Darüber hinaus gibt es Hinweise, daß ausländische Attentatsexperten, vor allem vom KGB, beteiligt sind.«
    »Den KGB gibt es nicht mehr«, unterbrach de Klerk. »Zumindest nicht in der Form, wie wir ihn kannten.«
    »Es gibt arbeitslose KG B-Offiziere «, sagte van Heerden. »Wie |158| ich Ihnen bereits früher mitgeteilt habe, erreichen uns viele Angebote früherer Offiziere des sowjetischen Nachrichtendienstes, die uns in Zukunft Dienste erweisen wollen.«
    De Klerk nickte, er erinnerte sich. »Eine Verschwörung hat immer ein Zentrum«, sagte er nach einer Weile. »Eine oder mehrere Personen, die im verborgenen an den Drähten ziehen. Wer ist sie, wer sind sie?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand van Heerden. »Und das beunruhigt mich. Vom militärischen Sicherheitsdienst ist ein Mann namens Franz Malan mit großer Wahrscheinlichkeit dabei. Er war unvorsichtig genug, einen Teil des Materials über die Verschwörung auf einer Datenbank zu sammeln, ohne sie zu sperren. Das war der erste Hinweis darauf, daß etwas im Gange war. Ich entdeckte die Datei, als ich einen meiner Vertrauten bat, eine Routinekontrolle vorzunehmen.«
    Wenn die Leute das wüßten, dachte de Klerk. So weit ist es gekommen, daß die Offiziere des Sicherheitsdienstes sich gegenseitig kontrollieren, heimlich Daten abfragen, einander der ständigen politischen Untreue verdächtigen.
    »Warum nur ich? Warum nicht auch Mandela?«
    »Es ist noch zu früh, darauf zu antworten. Aber es ist natürlich nicht schwer, sich vorzustellen, was ein geglücktes Attentat auf Sie in der heutigen Zeit bedeuten könnte.«
    De Klerk winkte ab. Van Heerden mußte nichts erklären, de Klerk konnte sich die Katastrophe lebhaft vorstellen.
    »Noch ein Umstand beunruhigt mich«, sagte van Heerden. »Wir halten ja ständig eine Anzahl bekannter Killer, sowohl schwarze als auch weiße, unter Aufsicht. Männer, die gegen entsprechende Bezahlung jeden töten. Ich glaube behaupten zu können, daß unsere vorbeugenden Maßnahmen gegen eventuelle Anschläge auf Politiker ziemlich gut greifen. Gestern erhielt ich einen Bericht der Sicherheitspolizei in Umtata, wonach ein gewisser Victor Mabasha vor einigen Tagen einen kurzen Besuch in Johannesburg gemacht hat. Als er nach Ntibane zurückkehrte, hatte er viel Geld bei sich.«
    De Klerk zog eine Grimasse. »Das kann Zufall sein.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher. Wenn ich planen würde, den |159| Präsidenten des Landes zu töten, würde ich wohl Victor Mabasha wählen.«
    De Klerk hob die Augenbrauen. »Auch wenn das Attentat

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