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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Angelegenheit zögerte, sich ihm anzuvertrauen. Er schwieg einen Moment, dann fragte er vorsichtig weiter, als tastete er sich im Dunkeln voran.
    »Laß uns noch einmal von vorn anfangen. Dieser Mann, der dich im Stall besuchte, hat der noch etwas gesagt?«
    »Nein.«
    »Er hat also nicht erwähnt, daß sie Schloß Farnholm verlassen und ins Ausland gehen wollen?«
    »Nein.«
    Es ist wahr, dachte Wallander. Sie sagt, wie es war. Ich muß auch nicht befürchten, daß sie sich nicht richtig erinnern kann. Es ist etwas anderes.
    »Erzähl von den Pferden«, sagte er.
    »Es sind zwei prächtige Reitpferde. Aphrodite ist neun Jahre alt und hellbraun, Jupitess sieben und schwarz. Man merkte, daß sie lange nicht geritten wurden.«
    »Woran merkt man das? Ich verstehe leider sehr wenig von Pferden.«
    »Ist mir längst klar.«
    |314| Wallander lächelte über ihren ironischen Kommentar, sagte jedoch nichts. Er wartete auf die Fortsetzung ihres Berichts.
    »Sie waren ganz aufgeregt, als ich mit dem Sattel kam«, sagte sie. »Man konnte sehen, daß sie sich nach einem richtigen Ausritt sehnten.«
    »Und den hast du mit ihnen gemacht?«
    »Ja.«
    »Natürlich im Schloßpark?«
    »Mir wurde gesagt, welche Wege ich nehmen sollte.«
    Eine kaum hörbare Veränderung in ihrer Stimme, ein Zug von Unruhe, schärfte Wallanders Aufmerksamkeit. Jetzt näherte sie sich dem Punkt, an dem sie entscheiden mußte, ob sie weitererzählen wollte oder nicht.
    »Du bist also losgeritten«, sagte er.
    »Ich begann mit Aphrodite. In der Zwischenzeit tummelte sich Jupitess in der Koppel.«
    »Wie lange warst du mit Aphrodite unterwegs?«
    »Eine halbe Stunde. Der Schloßpark ist riesig.«
    »Dann bist du zurückgekommen?«
    »Ja. Ich ließ Aphrodite in der Koppel und sattelte Jupitess. Nach einer weiteren halben Stunde war ich wieder da.«
    Wallander wußte es sofort. Es war während des zweiten Ausritts geschehen. Ihre Antwort kam zu schnell, und da war eine Lücke, als ob sie etwas verdrängen, überspringen, ungeschehen machen wollte. Er entschied sich, direkt zur Sache zu kommen.
    »Alles, was du mir erzählt hast, ist sicher wahr«, sagte er so freundlich wie möglich.
    »Mehr habe ich nicht zu berichten. Ich muß jetzt zurückfahren. Wenn ich zu spät ins Schloß komme, schmeißen die mich raus.«
    »Gleich. Ich habe nur noch ein paar Fragen. Kehren wir doch zu dem Mann zurück, der dich im Stall aufgesucht hat. Ich glaube, du hast mir da etwas verschwiegen. Er hat dir doch bestimmt gesagt, daß du gewisse Teile des Parks meiden sollst?«
    »Anita Karlén war das.«
    |315| »Sie vielleicht auch. Aber der Mann hat es dir so befohlen, daß du Angst bekommen hast, nicht wahr?«
    Sie senkte den Blick und nickte langsam.
    »Aber als du mit Jupitess ausgeritten bist, hast du zufällig den verbotenen Weg genommen. Oder warst du zu neugierig? Du machst doch meistens, was du willst. War es nicht so?«
    »Ich bin zufällig in die falsche Richtung geritten.«
    Sie sprach so leise, daß sich Wallander über den Tisch beugen mußte, um etwas zu verstehen. »Ich glaube dir«, versicherte er. »Und jetzt erzähl mir, was während dieses Ausritts geschah.«
    »Jupitess scheute plötzlich und warf mich ab. Erst als ich auf dem Boden lag, entdeckte ich, was das Pferd so erschreckt hatte. Ich dachte, da wäre ein Mensch auf dem Reitweg zusammengebrochen, aber dann erkannte ich, daß es sich um eine lebensgroße Puppe handelte.«
    Sie hatte den Schock noch nicht verarbeitet. Wallander dachte daran, daß Gustaf Torstensson zu Frau Dunér gesagt hatte, Alfred Harderberg verfüge über einen makabren Humor.
    »Du hast also Angst bekommen«, sagte er. »Mir wäre es wohl genauso ergangen. Aber dir wird nichts geschehen. Es ist wichtig, daß du mit mir in Kontakt bleibst.«
    »Ich mag die Pferde. Aber nicht das andere.«
    »Kümmere dich um die Pferde«, sagte Wallander. »Und achte auf die Wege, die du nicht benutzen sollst.«
    Er merkte, daß sie erleichtert war, ihm alles erzählt zu haben.
    »Fahr zurück«, sagte er. »Ich bleibe noch eine Weile hier. Du hast recht, du solltest nicht zu spät kommen.«
    Sie stand auf und ging. Nach ungefähr dreißig Sekunden folgte ihr Wallander. Er nahm an, daß sie sich in Richtung Hafen gewandt hatte, um von dort ein Taxi zu nehmen. Er beeilte sich und sah gerade noch, wie sie vor dem Kiosk in einen Wagen stieg. Erst als er sicher war, daß niemand dem Taxi folgte, ging er zu seinem Dienstwagen und fuhr nach Ystad zurück.

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