Wallander 04 - Der Mann, der lächelte
den Fragen suchte, die er sich für Nyberg notiert hatte.
»Was die italienische Pistole angeht, die Bernadelli, wissen wir auch nicht mehr«, fuhr Nyberg fort. Wallander schrieb mit. »Keine ist als gestohlen gemeldet. Und die Personen, die als Besitzer registriert sind, konnten ihre Waffen vorweisen. Jetzt müßt ihr, Per Åkeson und du, entscheiden, ob wir alle Exemplare einziehen und ein Probeschießen ansetzen.«
»Glaubst du, daß uns das etwas bringt?«
»Ja und nein. Persönlich denke ich, daß wir uns zuvor um gestohlene Smith & Wessons kümmern sollten. Aber das kostet uns wieder ein paar Tage.«
»Wir verfahren so, wie du es für richtig hältst«, sagte Wallander und machte sich wieder eine Notiz. Dann gingen sie Punkt für Punkt durch.
»Im Anwaltsbüro haben wir keine Fingerabdrücke gefunden«, sagte Nyberg. »Wer immer Sten Torstensson erschossen hat – er war sehr achtsam. Auch die Untersuchung der Briefe Lars Bormans ist ergebnislos geblieben. Offenbar ist es seine Handschrift. Svedberg hat mit beiden Kindern gesprochen.«
»Was meinen die zu den Formulierungen? Ich habe ganz vergessen, Svedberg danach zu fragen.«
»Welche Formulierungen?«
»Na, der Brief war doch seltsam abgefaßt.«
»Hat Svedberg nicht bei einer Besprechung gesagt, daß Lars Borman leicht ›wortblind‹ war?«
Wallander runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht erinnern …«
»Du warst vielleicht gerade draußen und hast Kaffee geholt.«
»Vielleicht. Aber ich werde mit Svedberg reden. Was hast du noch?«
|220| »Ich habe mir Gustaf Torstenssons Wagen gründlich vorgenommen. Auch da keine Fingerabdrücke. Ich habe die Schlösser an der Zündung und am Kofferraum untersucht. Und ich habe mit dem Pathologen in Malmö gesprochen. Wir sind uns einig, daß der tödliche Schlag in den Nacken nicht vom Sturz gegen das Wagendach herrührt. Es gibt überhaupt kein Autoteil, das zur Oberfläche der Wunde paßt. Offensichtlich wurde er niedergeschlagen, und zwar außerhalb des Wagens. Oder es hat jemand hinter ihm auf dem Rücksitz gelauert.«
»Ich habe darüber nachgedacht«, sagte Wallander. »Wahrscheinlich hat er angehalten und ist ausgestiegen. Jemand ist von hinten gekommen und hat ihn niedergeschlagen. Dann wurde der Autounfall arrangiert. Aber warum hat er angehalten? Warum ist er ausgestiegen?«
»Das kann ich auch nicht beantworten.«
Wallander legte den Stift auf den Tisch und lehnte sich zurück. Der Rücken tat ihm weh, und er überlegte, ob er nicht besser nach Hause gehen und sich schlafen legen sollte.
»Das einzig Bemerkenswerte, was wir im Auto gefunden haben, war ein in Frankreich hergestellter Plastikbehälter«, sagte Nyberg.
»Was enthielt er?«
»Nichts.«
»Warum ist er dann bemerkenswert?«
Nyberg zuckte die Schultern und erhob sich. »So einen ähnlichen habe ich schon einmal gesehen. Vor vier Jahren, während eines Studienbesuchs im Lazarett von Lund.«
»In einem Krankenhaus?«
»Ja, ich erinnere mich genau.«
»Wozu werden diese Behälter verwendet?«
Nyberg hatte die Hand bereits an der Türklinke. »Woher soll ich das wissen? Der Plastikbehälter in Torstenssons Wagen war chemisch absolut rein. So sauber, daß er vielleicht noch nie etwas enthalten hat.«
Nyberg ging. Wallander hörte, wie sich seine polternden Schritte auf dem Flur entfernten.
Dann schob er die Papierstapel zur Seite und stand auf, um |221| sich auf den Heimweg zu machen. Plötzlich blieb er, die Jacke in der Hand, nachdenklich stehen.
Nyberg hatte irgend etwas Wichtiges gesagt, bevor er aus dem Raum gegangen war.
Etwas über den Plastikbehälter. Dann fiel es ihm ein, und er setzte sich wieder.
Da stimmt etwas nicht, dachte er. Warum sollte ein noch nie benutzter Behälter in Torstenssons Wagen liegen? Offenbar ein Spezialbehälter, völlig leer.
Es gab nur eine mögliche Antwort.
Als Gustaf Torstensson Schloß Farnholm verlassen hatte, war der Behälter nicht leer gewesen.
Was wiederum bedeutete, daß es sich um einen anderen Behälter handelte. Und der war ausgetauscht worden, auf der Straße, im Nebel. Als Gustaf Torstensson gehalten hatte und ausgestiegen war. Und niedergeschlagen wurde.
Wallander schaute auf die Uhr. Kurz nach Mitternacht. Er wartete eine Viertelstunde. Dann wählte er Nybergs Privatnummer.
»Zum Teufel, was willst du denn noch?« sagte Nyberg, als er Wallanders Stimme erkannte.
»Komm noch einmal her«, bat Wallander. »Jetzt, sofort.«
Wallander rechnete damit, daß Nyberg
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