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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sie. »Jetzt, wo du es sagst, ja, sie wurden wachsam. Der kalte Wind, von dem du sprichst.«
    »Die Frage ist nur, ob das für beide gilt oder nur für einen von ihnen«, sagte Wallander dunkel.
    »War es so?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte nur so ein Gefühl.«
    »Hat nicht der Junge angefangen, auf Fragen zu antworten, die du eigentlich seiner Mutter gestellt hast?«
    Wallander nickte. »Genau das«, sagte er. »Und ich frage mich, warum.«
    »Aber es fragt sich, ob das so wichtig ist«, sagte sie.
    »Natürlich«, räumte er ein. »Ich neige manchmal dazu, mich in unbedeutende Details zu verbeißen. Aber ich möchte trotzdem gern mit dem Mädchen reden.«
    Diesmal wechselte sie das Thema. »Es läuft mir kalt den Rücken hinunter, wenn ich daran denke, was Anette Fredman gesagt hat. Daß sie Erleichterung empfindet, weil ihr Mann nie wieder durch ihre Tür kommen wird. Ich habe Schwierigkeiten damit, mir vorzustellen, was es bedeutet, unter solchen Umständen zu leben.«
    »Er hat sie mißhandelt«, sagte Wallander. »Vielleicht ist er ja auch auf die Kinder losgegangen. Aber keins von ihnen hat ihn angezeigt.«
    |274| »Der Junge machte einen völlig normalen Eindruck«, sagte sie. »Außerdem wohlerzogen.«
    »Kinder lernen zu überleben«, sagte Wallander und dachte für einen Augenblick an seine eigene Kindheit und die, die er Linda geboten hatte.
    Er stand auf.
    »Ich versuche auf jeden Fall, das Mädchen zu erwischen. Louise Fredman. Wenn möglich, schon morgen. Ich habe das Gefühl, sie ist überhaupt nicht verreist.«
    Auf dem Weg zu seinem Zimmer holte er sich eine Tasse Kaffee. Er stieß beinahe mit Norén zusammen und erinnerte sich plötzlich an die Fotos von den Schaulustigen vor der Absperrung, um die er ihn gebeten hatte.
    »Ich habe Nyberg die Filme gegeben«, sagte Norén. »Aber ich bin kein besonders guter Fotograf.«
    »Wer zum Teufel ist das schon?« erwiderte Wallander, ohne unfreundlich zu klingen. Er machte die Tür seines Zimmers hinter sich zu. Er saß da, starrte auf sein Telefon und sammelte sich, bevor er bei der technischen Überwachung anrief und um einen neuen Termin bat. Als er sah, daß der Termin, der ihm angeboten wurde, in der Zeit lag, die er mit Baiba in Skagen verbringen wollte, wurde er wütend. Erst als er der Frau am Telefon von all den Gräßlichkeiten erzählte, mit deren Lösung er beschäftigt war, gab sie ihm einen Ersatztermin, der plötzlich frei war. Er fragte sich, für wen dieser Termin wohl reserviert gewesen war. Er mußte auch endlich an seine Wäsche denken. Wenn auf der Liste in der Waschküche keine Zeit frei wäre, würde er sich auf jeden Fall im voraus eintragen.
    Das Telefon klingelte. Es war Nyberg. »Du hattest recht«, sagte er. »Die Fingerabdrücke auf dem blutigen Papier, das du hinter der Baracke des Straßenbauamts gefunden hast, sind identisch mit denen auf dem zerrissenen
Superman -
Heft. Wir brauchen also nicht mehr daran zu zweifeln, daß wir es mit ein und demselben Mann zu tun haben. In ein paar Stunden wissen wir auch, ob wir ihn mit dem blutigen Lieferwagen in Sturup in Verbindung bringen können. Wir versuchen noch, Fingerabdrücke von Björn Fredmans Gesicht abzunehmen.«
    |275| »Geht das denn?«
    »Wenn jemand ihm Säure in die Augen geträufelt hat, muß er die eine Hand benutzt haben, um ihm das Augenlid hochzuziehen. Widerlich. Aber wahr. Wenn wir Glück haben, finden wir Abdrücke direkt auf den Augenlidern.«
    »Ein Glück, daß die Leute nicht hören, wie wir miteinander reden«, sagte Wallander.
    »Oder umgekehrt«, wandte Nyberg ein. »Dann würden sie sich vielleicht ein bißchen mehr um uns kümmern, die wir versuchen, in dieser Gesellschaft Ordnung zu halten.«
    »Die Lampe«, fragte Wallander. »Die kaputte Laterne über Wetterstedts Gartentor?«
    »Dazu wollte ich gerade kommen. Du hattest auch da recht. Wir haben Fingerabdrücke gefunden.«
    Wallander richtete sich im Stuhl auf. Sein Mißmut von vorhin war verflogen. Er fühlte die Spannung steigen. Die Ermittlung ließ endlich Anzeichen für eine Öffnung erkennen.
    »Haben wir ihn in unseren Archiven?«
    »Leider nicht. Aber ich habe darum gebeten, daß sie noch einmal im Zentralregister nachsehen.«
    »Nehmen wir an, es ist so, wie du sagst«, fuhr Wallander fort. »Dann haben wir es also mit einer nicht vorbestraften Person zu tun.«
    »Das ist wahrscheinlich.«
    »Gib die Abdrücke auch an Interpol. Und Europol. Bitte um höchste Priorität. Sag, daß es sich um

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