Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
einen Massenmörder handelt.«
    Nyberg versprach, alles zu tun. Wallander legte den Hörer auf und nahm ihn sofort wieder ab. Er bat das Mädchen in der Vermittlung, Mats Ekholm zu suchen. Nach einigen Minuten rief sie zurück und teilte ihm mit, Ekholm sei zu Tisch.
    »Wo?« fragte Wallander.
    »Ich glaube, er hat gesagt, im Continental.«
    »Dann ruf ihn da an. Er soll herkommen, so schnell er kann.«
     
    |276| Es war halb drei, als Ekholm an Wallanders Tür klopfte. Wallander hatte gerade Per Åkeson am Telefon. Er zeigte auf den Besucherstuhl und bat Ekholm, sich zu setzen. Er beendete das Gespräch, nachdem er den skeptischen Per Åkeson davon überzeugt hatte, daß sie mit einer erweiterten Ermittlungsgruppe auf kurze Sicht nichts besser machen konnten. Åkeson gab schließlich klein bei, und sie verabredeten, die Entscheidung noch um ein paar Tage zu verschieben.
    Wallander lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Nacken. Er berichtete Ekholm, daß die Fingerabdrücke übereinstimmten. »Die Fingerabdrücke, die wir an Björn Fredmans Körper finden, werden ebenfalls die gleichen sein«, sagte er. »Wir sind nicht mehr auf Annahmen oder Vermutungen angewiesen. Ab jetzt wissen wir, daß es ein und derselbe Mörder ist. Bleibt nur die Frage, wer er ist.«
    »Ich habe noch einmal über die Augen nachgedacht«, sagte Ekholm. »Alle Erfahrungswerte zeigen, daß die Augen nach den Geschlechtsorganen diejenigen Körperteile sind, die am häufigsten der endgültigen Rache ausgesetzt sind.«
    »Was bedeutet das?«
    »Einfach gesagt, fängt man selten damit an, einem Menschen die Augen auszustechen. Man endet damit.«
    Wallander bedeutete ihm mit einem Kopfnicken fortzufahren.
    »Man kann von zwei Seiten her ansetzen«, sagte Ekholm. »Man kann sich fragen, warum Fredmans Augen von Säure zerfressen wurden. Oder man dreht das Ganze um und fragt, warum die Augen der beiden anderen unberührt blieben.«
    »Und was ist deine Antwort?«
    Ekholm hob abwehrend die Hände. »Ich habe keine. Wenn man von der Psyche von Menschen redet, und besonders von gestörten und kranken, von Menschen mit abnormen mentalen Verhaltensweisen der Welt gegenüber, dann bewegt man sich auf einem Terrain, auf dem es keine absoluten Antworten gibt.«
    Ekholm sah aus, als erwarte er einen Kommentar. Aber Wallander schüttelte abwehrend den Kopf.
    »Ich ahne ein Muster«, fuhr Ekholm fort. »Die Person, mit der |277| wir es hier zu tun haben, hat die Opfer schon von Anfang an ausgewählt. Es existiert eine grundlegende Ursache für all diese Taten. Auf irgendeine Weise hat er eine Beziehung zu diesen Männern. Er muß sie nicht persönlich gekannt haben. Es kann ein symbolisches Verhältnis sein. Außer im Fall Björn Fredman. Da bin ich so überzeugt wie nur möglich, daß der Täter sein Opfer gekannt hat. Vieles spricht dafür, daß sie einander nahestanden.«
    Wallander hatte sich vorgebeugt und betrachtete Ekholm mit forschendem Blick. »Wie nah?« fragte er.
    »Sie können Freunde gewesen sein, Arbeitskollegen. Rivalen.«
    »Und dann ist etwas geschehen?«
    »Dann ist etwas geschehen. In Wirklichkeit oder in der Phantasie des Täters.«
    Wallander versuchte, sich klarzumachen, was Ekholms Worte für die Ermittlung bedeuteten. Gleichzeitig fragte er sich, ob er glaubte, was Ekholm sagte. »Wir sollten uns mit anderen Worten auf Björn Fredman konzentrieren«, sagte er schließlich.
    »Das kann eine Möglichkeit sein.«
    Es irritierte Wallander, daß Ekholm jeder klaren Stellungnahme auszuweichen schien. Es irritierte ihn, obwohl er einsah, daß Ekholm recht darin hatte, sich die meisten seiner Türen offenzuhalten.
    »Nimm einmal an, du wärst an meiner Stelle«, sagte Wallander. »Ich verspreche dir, dich nicht zu zitieren. Oder dir Vorwürfe zu machen, wenn du dich irrst. Aber was würdest du tun?«
    Ekholms Antwort kam prompt. »Ich würde mich darauf konzentrieren, Björn Fredmans Leben zu durchleuchten. Aber ich würde die Augen offenhalten und häufig einen Blick über die Schultern werfen.«
    Wallander nickte. Er hatte verstanden. »Was ist das eigentlich für ein Typ von Mensch, nach dem wir suchen?« fragte er dann.
    Ekholm verscheuchte eine Biene, die durchs Fenster hereingeflogen war. »Die Schlußfolgerungen kannst du selbst ziehen«, sagte er. »Daß es ein Mann ist. Daß er vermutlich stark ist. Daß er praktisch ist und genau und keine Angst vor Blut hat.«
    »Außerdem steht er nicht in den Kriminalregistern«, schob

Weitere Kostenlose Bücher