Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
blieb er stehen und genoß die Wärme. Gleichzeitig versuchte er zu entscheiden, was er jetzt tun wollte. Die Entscheidung fiel ihm leicht. Er fuhr zum Polizeipräsidium. Forsfält war in seinem Zimmer. Wallander berichtete über das Gespräch mit dem Jungen. Er gab Forsfält den Namen des Arztes,
Gunnar Bergdahl
, und bat ihn, möglichst bald mit ihm zu sprechen. Dann erzählte er von seinem Verdacht, daß Björn Fredman sich vielleicht an seiner Tochter und eventuell auch an den beiden Jungen vergriffen hatte. Forsfält war sicher, daß ein Verdacht dieser Art nie gegen Fredman gerichtet worden war, doch er versprach, der Sache so schnell wie möglich auf den Grund zu gehen. Wallander kam auf Peter Hjelm zu sprechen. Forsfält konnte ihn darüber aufklären, daß Hjelm in vieler Hinsicht an Björn Fredman erinnerte. Er hatte in vielen Gefängnissen gesessen. Einmal war er mit Fredman wegen gemeinsamer Hehlerei verurteilt worden. Forsfält war der Meinung, daß Hjelm in vielen Fällen die Ware beschaffte, die Fredman dann weiterverkaufte. Wallander fragte, ob Forsfält etwas dagegen habe, wenn er allein mit Hjelm spreche.
    »Ich bin froh, wenn mir das erspart bleibt«, antwortete Forsfält.
    »Ich brauche dich als Nachhut«, gab Wallander zurück.
    Wallander schlug Hjelms Adresse im Telefonbuch nach. Er gab Forsfält auch seine Handynummer. Sie verabredeten sich zum Mittagessen. Forsfält hoffte, dann bereits Kopien des gesamten Materials über Björn Fredman zu haben, das die Polizei in Malmö im Lauf der Jahre gesammelt hatte. Wallander ließ seinen Wagen beim Polizeipräsidium stehen und ging zu Fuß zur Kungsgatan. In |291| einem Bekleidungsgeschäft kaufte er ein neues Hemd und zog es gleich an. Das mit dem Tintenfleck warf er nach einigem Zögern fort. Immerhin hatte Baiba es ihm geschenkt. Er trat wieder in den Sonnenschein hinaus. Einige Minuten saß er auf einer Bank, schloß die Augen und wandte sein Gesicht der Sonne zu. Dann ging er zu dem Haus, in dem Hjelm wohnte. Die Haustür war nur mit einem Zahlencode zu öffnen. Doch er hatte Glück. Nach wenigen Minuten kam ein älterer Mann mit seinem Hund heraus. Wallander nickte ihm freundlich zu und trat ins Haus. Er las auf der Namenstafel, daß Hjelm im zweiten Stock wohnte. Als er die Fahrstuhltür öffnen wollte, summte sein Handy. Es war Forsfält.
    »Wo bist du?« fragte er.
    »Ich stehe vor dem Aufzug im Haus, wo Hjelm wohnt.«
    »Das hatte ich gehofft. Daß du noch nicht da wärst.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Ich habe den Arzt erreicht. Es stellte sich heraus, daß wir uns kennen. Das hatte ich völlig vergessen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Etwas, was er eigentlich nicht hätte preisgeben dürfen. Aber ich habe ihm versprochen, ihn nicht zu nennen. Das darfst du mit anderen Worten auch nicht tun.«
    »Versprochen.«
    »Er meinte, die Person, deren Namen wir hier am Mobiltelefon nicht aussprechen, befinde sich in einer psychiatrischen Klinik.«
    Wallander hielt den Atem an. »Deshalb ist sie also verreist«, sagte er.
    »Nein«, sagte Forsfält. »Im Gegenteil. Sie befindet sich seit drei Jahren in der Klinik.«
    Wallander schwieg. Jemand im Haus hatte den Fahrstuhl angefordert, der mit einem Scheppern nach oben entschwand.
    »Wir reden nachher weiter«, sagte er.
    »Viel Glück bei Hjelm.«
    Das Gespräch war beendet.
    Wallander dachte lange nach über das, was er gerade gehört hatte.
    Dann stieg er die Treppe in den zweiten Stock hinauf.

|292| 25
    Wallander hatte die Musik, die aus Hjelms Wohnung drang, schon früher einmal gehört. Er lauschte mit einem Ohr dicht an der Tür. Da fiel ihm ein, daß Linda das Stück eine Zeitlang gespielt hatte. Wallander erinnerte sich vage. Die Band hieß »Grateful Dead«. Er drückte auf die Türklingel und trat einen Schritt zurück. Die Musik war sehr laut. Er klingelte noch einmal, doch es kam keine Reaktion. Erst als er kräftig an die Tür bollerte, wurde die Musik ausgemacht. Er hörte Schritte, und dann wurde die Tür geöffnet. Aus irgendeinem Grund hatte Wallander erwartet, die Tür würde nur einen Spaltbreit geöffnet werden. Als sie weit aufgestoßen wurde, mußte er einen Schritt zurücktreten, um sie nicht ins Gesicht zu bekommen. Der Mann dahinter war splitternackt. Außerdem stand er augenscheinlich unter Drogen. Eine fast unmerkliche, schwankende Bewegung ging durch den schweren Körper. Wallander stellte sich vor und zeigte seinen Ausweis. Der Mann sah gar nicht hin. Er starrte Wallander nur

Weitere Kostenlose Bücher