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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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du sie aus der Nähe gesehen?«
    Wallander nickte. »Jemand sollte mit dem Alten reden«, sagte er. »Er heißt Salomonsson.«
    Hansson nahm Salomonsson mit in die Küche. Ann-Britt Höglund |43| ging zu Peter Edler und sprach mit ihm. Das Feuer wurde bereits schwächer. Als sie zurückkam, sagte sie, daß es nicht mehr lange dauern werde. »Raps brennt schnell«, sagte sie. »Außerdem ist das Feld naß. Es hat gestern geregnet.«
    »Sie war jung«, sagte Wallander. »Schwarzhaarig und dunkelhäutig. Sie trug eine gelbe Windjacke. Ich glaube, sie hatte Jeans an. An den Füßen, weiß ich nicht. Und sie hatte Angst.«
    »Wovor hatte sie Angst?« fragte Martinsson.
    Wallander überlegte, bevor er antwortete. »Sie hatte Angst vor mir. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, daß sie noch mehr Angst bekam, als ich ihr zurief, ich sei Polizist und sie solle stehenbleiben. Was sie außerdem fürchtete, weiß ich natürlich nicht.«
    »Sie verstand also, was du gesagt hast?«
    »Auf jeden Fall verstand sie das Wort Polizei. Da bin ich sicher.«
    Vom Feuer war jetzt nur noch dicker Rauch übrig.
    »Es war sonst niemand auf dem Feld?« fragte Ann-Britt Höglund. »Bist du sicher, daß sie allein war?«
    »Nein«, sagte Wallander. »Sicher bin ich ganz und gar nicht. Aber ich habe niemanden außer ihr gesehen.«
    Wer war sie? dachte Wallander. Woher kam sie? Warum hat sie sich angezündet? Wenn sie nun sterben wollte, warum wählte sie eine so selbstquälerische Art und Weise?
    Hansson kam aus dem Haus zurück, wo er mit Salomonsson gesprochen hatte. »Wir sollten Menthol haben wie die Kollegen in den USA, um es unter die Nase zu streichen«, sagte er. »Pfui Teufel, ist das ein Gestank da drinnen. Alte Männer sollten ihre Ehefrauen nicht überleben.«
    »Sag einem der Sanitäter, daß er ihn fragen soll, wie er sich fühlt«, sagte Wallander. »Er muß einen Schock haben.«
    Martinsson ging, um Bescheid zu sagen. Peter Edler nahm den Helm ab und stellte sich neben Wallander. »Es ist bald vorbei«, sagte er. »Aber ich lasse über Nacht einen Wagen hier.«
    »Wann können wir auf das Feld?« fragte Wallander.
    »In weniger als einer Stunde. Der Rauch wird noch eine Weile hängenbleiben. Aber der Boden kühlt schon ab.«
    Wallander führte Peter Edler ein Stück zur Seite.
    »Was werde ich zu sehen bekommen?« fragte er. »Sie hat einen |44| Fünf-Liter-Kanister Benzin über sich ausgekippt. Und weil alles um sie her explodiert ist, muß sie schon vorher eine ganze Menge ausgegossen haben.«
    »Es wird kein schöner Anblick sein«, antwortete Peter Edler ehrlich. »Es wird nicht viel übrig sein.«
    Wallander sagte nichts mehr. Er wandte sich an Hansson.
    »Wie wir es auch betrachten, wir wissen, daß es Selbstmord war«, sagte Hansson. »Wir haben den denkbar besten Zeugen: einen Polizeibeamten.«
    »Was hat Salomonsson gesagt?«
    »Daß er sie noch nie gesehen hat, bevor sie heute morgen um fünf da draußen aufgetaucht ist. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß er die Unwahrheit sagt.«
    »Wir wissen mit anderen Worten nicht, wer sie ist«, sagte Wallander. »Und ebensowenig wissen wir, wovor sie auf der Flucht war.«
    Hansson sah ihn erstaunt an. »Warum sollte sie auf der Flucht gewesen sein?« fragte er.
    »Sie hatte Angst«, erwiderte Wallander. »Sie hat sich in einem Rapsfeld versteckt. Und als ein Polizist kam, hat sie es vorgezogen, sich selbst anzuzünden.«
    »Was sie gedacht hat, wissen wir nicht. Wir haben schlichtweg keine Ahnung«, sagte Hansson. »Du kannst dir eingebildet haben, daß sie Angst hatte.«
    »Nein. Ich habe in meinem Leben genug Angst gesehen, um zu wissen, wie sie aussieht.«
    Einer der Sanitäter kam auf sie zu. »Wir nehmen den Alten mit ins Krankenhaus«, sagte er. »Er scheint schlecht dran zu sein.«
    Wallander nickte.
    Wenig später kam der Wagen der Kriminaltechniker. Wallander versuchte zu zeigen, wo in dem Rauch die Leiche liegen mußte.
    »Du solltest vielleicht nach Hause fahren«, sagte Ann-Britt Höglund. »Du hast für heute genug gesehen.«
    »Nein«, erwiderte Wallander. »Ich bleibe.«
    Um halb neun hatte sich der Rauch verzogen, und Peter Edler gab Bescheid, daß sie jetzt auf das Feld gehen und ihre Untersuchung |45| beginnen konnten. Obwohl der Sommerabend hell war, hatte Wallander Scheinwerfer aufstellen lassen.
    »Da draußen kann etwas sein, was nicht nur ein toter Mensch ist«, sagte er. »Seht euch vor, wo ihr hintretet. Alle, die nicht unbedingt etwas dort zu tun

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