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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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er.
    »Åke Liljegren ist in seiner Küche gebraten worden«, sagte sie. »Ich habe seinen Herd gesehen. Ein ziemlich aufwendiges Stück. Aber ich habe ihn nicht angestellt.«
    »Das glauben wir auch nicht«, sagte Wallander. »Was ich brauche, sind Informationen. Ich versuche, mir ein Bild zu machen. Ich habe einen leeren Rahmen. Dahinein würde ich gern ein Foto hängen. Das bei einem Fest in Liljegrens Villa aufgenommen worden ist. Ich möchte, daß Sie mir seine Gäste nennen.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Sie wollen nichts dergleichen. Sie wollen, daß ich ihnen sage, wer ihn getötet hat. Aber das kann ich nicht.«
    »Was haben Sie gedacht, als Sie hörten, daß Liljegren tot war?«
    »Gedacht habe ich gar nichts. Ich habe einen Lachanfall bekommen.«
    »Warum? Der Tod eines Menschen reizt im allgemeinen nicht zum Lachen.«
    »Sie wissen offenbar nicht, daß er andere Pläne hatte, als in seinem eigenen Backofen zu landen? Das Mausoleum auf dem Friedhof bei Madrid? Dort wollte er begraben werden. Skanska hat es nach seinen eigenen Entwürfen gebaut. In Marmor aus Italien. Und er mußte in seinem eigenen Backofen sterben. Ich glaube, er hätte selbst gelacht.«
    »Seine Feste«, sagte Wallander. »Kehren wir zu denen zurück. Es wird behauptet, sie seien wild gewesen.«
    »Das waren sie auch.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder Hinsicht.«
    »Könnten Sie ein bißchen ausführlicher werden?«
    Sie nahm ein paar tiefe Züge aus ihrer Zigarette, während sie nachdachte. Die ganze Zeit über blickte sie Wallander in die Augen. »Åke Liljegren liebte es, Menschen zusammenzubringen, die es verstanden, sich richtig gehenzulassen. Sagen wir, unersättliche Menschen. Unersättlich, also gierig nach Macht, nach Reichtum, nach Sex. Außerdem stand Åke Liljegren in dem Ruf, zuverlässig zu sein. Er schuf eine Sicherheitszone um seine Gäste. Keine |394| versteckten Kameras, keine Spione. Über seine Feste drang nichts jemals an die Öffentlichkeit. Er wußte auch, welche Frauen er einladen konnte.«
    »Solche wie Sie?«
    »Solche wie mich.«
    »Und weiter?«
    Sie schien zuerst seine Frage nicht zu verstehen.
    »Was für andere Frauen waren da?«
    »Das kam auf die jeweiligen Wünsche an.«
    »Wessen Wünsche?«
    »Der Gäste. Der Männer.«
    »Und was konnte das sein?«
    »Es gab welche, die wollten, daß ich dabei war.«
    »Das habe ich verstanden. Wer sonst?«
    »Ich nenne Ihnen keine Namen.«
    »Was für andere Frauen?«
    »Junge, noch jüngere, blonde, braune, schwarze. Manchmal ältere, auch dann und wann sehr beleibte. Es wechselte.«
    »Kannten Sie sie?«
    »Nicht immer. Nicht oft.«
    »Woher bekam er sie?«
    Sie drückte ihre Zigarette aus und zündete sich eine neue an, bevor sie antwortete. Nicht einmal beim Ausdrücken der Zigarette wandte sie ihren Blick von ihm ab.
    »Wie bekommt ein Mensch wie Åke Liljegren das, was er will. Er hatte Geld in Hülle und Fülle. Er hatte Helfer. Er hatte Kontakte. Er konnte ein Mädchen aus Florida kommen lassen, damit es bei einem Fest dabei war. Es ahnte vermutlich nicht einmal, daß es gerade in Schweden war. Von Helsingborg ganz zu schweigen.«
    »Er hatte Helfer, sagen Sie. Wer waren diese Helfer?«
    »Seine Chauffeure. Sein Assistent. Er hatte häufig einen gemieteten Butler bei sich. Natürlich Engländer. Aber die wechselten.«
    »Wie hieß er?«
    »Keine Namen.«
    »Die finden wir auch so heraus.«
    |395| »Das tun Sie sicher. Aber das bedeutet nicht, daß die Namen von mir kommen.«
    »Was könnte passieren, wenn Sie mir Namen nennen würden?«
    Sie wirkte vollständig ungerührt, als sie antwortete. »Dann könnte ich sterben. Vielleicht nicht mit dem Kopf in einem Backofen. Aber bestimmt auf eine ähnlich unangenehme Art und Weise.«
    Wallander dachte nach, bevor er weiterfragte. Er sah ein, daß er aus Elisabeth Carlén keine Namen herausbekommen würde. »Wie viele seiner Gäste waren Prominente?«
    »Viele.«
    »Politiker?«
    »Ja.«
    »Der frühere Justizminister Gustaf Wetterstedt?«
    »Ich habe doch gesagt, daß ich keine Namen nenne.«
    Plötzlich merkte er, daß sie ihm etwas mitteilte. Ihre Worte hatten einen Untertext. Sie wußte, wer Gustaf Wetterstedt war. Aber er war nie auf einem der Feste gewesen.
    »Geschäftsleute?«
    »Ja.«
    »Der Kunsthändler Arne Carlman?«
    »Hieß er fast so wie ich?«
    »Ja.«
    »Sie bekommen keine Namen. Ich sage das nicht noch einmal. Sonst stehe ich auf und gehe.«
    Er also auch nicht, dachte Wallander. Ihre

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