Wallander 05 - Die falsche Fährte
erwähnt«, sagte Martinsson. »Heißt das, er ist Ausländer?«
»Kaum«, erwiderte Wallander. »Ich glaube, wir haben es mit einem echten schwedischen Serienmörder zu tun.«
»Wir haben nicht gerade viele Anhaltspunkte«, meinte Svedberg. »Haben wir kein einziges Haar von ihm gefunden? Ist er blond oder dunkel?«
»Wir wissen es nicht«, sagte Wallander. »Ekholm zufolge ist es auch nicht wahrscheinlich, daß er versucht, Aufsehen zu erregen. Wie er gekleidet ist, wenn er seine Morde begeht, wissen wir genausowenig.«
»Von welchem Alter gehen wir eigentlich aus?« fragte Ann-Britt Höglund.
|389| »Von keinem«, antwortete Wallander. »Seine Opfer waren ältere Männer. Abgesehen von Björn Fredman. Die Vorstellung, daß er gut trainiert ist, barfuß herumläuft und vielleicht ein Motorrad fährt, spricht nicht gerade für einen älteren Mann. Wir können sein Alter nicht einfach raten.«
»Über achtzehn«, sagte Svedberg. »Falls er Motorrad fährt.«
»Oder sechzehn«, wandte Martinsson ein. »Leichtes Motorrad.«
»Und wenn wir von Björn Fredman ausgehen?« fragte Ann-Britt Höglund. »Er unterscheidet sich von den übrigen, bedeutend älteren Männern. Vielleicht läßt sich ja eine altersmäßige Übereinstimmung zwischen Björn Fredman und seinem Mörder herstellen? Dann reden wir von einem Mann unter fünfzig. Und bei denen gibt es ja eine Menge, die gut trainiert sind.«
Wallander blickte düster auf seine Kollegen. Sie waren alle unter fünfzig, Martinsson mit seinen gut dreißig am jüngsten. Aber keiner von ihnen wirkte besonders gut trainiert.
»Ekholm sitzt gerade an seinen Skizzen zu dem psychologischen Profil des Mannes«, sagte er. »Es ist wichtig, daß wir es alle täglich lesen. Das kann uns auf Ideen bringen.«
Norén kam Wallander mit einem Mobiltelefon in der Hand entgegen. Wallander hockte sich mit dem Rücken gegen den Wind. Es war Sjösten. »Ich glaube, ich habe jemanden für dich gefunden«, sagte er. »Eine Frau, die dreimal an Festen in Liljegrens Villa teilgenommen hat.«
»Gut. Wann kann ich sie treffen?«
»Jederzeit.«
Wallander blickte auf seine Uhr. Sie zeigte zwanzig nach zwölf.
»Spätestens um drei bin ich bei dir«, sagte er. »Wir haben übrigens die Stelle gefunden, wo Björn Fredman gestorben ist.«
»Ich habe schon davon gehört«, sagte Sjösten. »Außerdem habe ich läuten hören, daß Ludwigsson und Hamrén auf dem Weg zu euch sind. Die sind in Ordnung, alle beide.«
»Was ist mit den Zeugen, die einen Mann auf einem Motorrad gesehen haben?«
|390| »Einen Mann haben sie nicht gesehen, wohl aber ein Motorrad. Wir sind dabei herauszufinden, was für einen Typ. Aber das ist gar nicht so einfach. Beide Zeugen sind alt. Außerdem sind sie leidenschaftliche Freiluftsportler, die jedes benzinbetriebene Fahrzeug verabscheuen. Würde mich nicht wundern, wenn sie am Ende nur eine Schubkarre gesehen haben.«
Es rauschte im Telefon. Das Gespräch verlor sich im Wind. Nyberg stand am Steg und massierte seine geschwollene Backe.
»Wie kommt ihr voran?« fragte Wallander aufmunternd.
»Ich warte auf die Taucher«, antwortete Nyberg.
»Hast du starke Schmerzen?«
»Es ist ein Weisheitszahn.«
»Laß ihn dir ziehen.«
»Will ich auch. Aber erst müssen die Taucher hier sein.«
»Meinst du, es ist Blut, was wir da sehen?«
»Mit ziemlich großer Sicherheit. Spätestens heute abend wirst du erfahren, ob es auch in Björn Fredmans Adern geflossen ist.«
Wallander kehrte zu den anderen zurück und teilte ihnen mit, er werde jetzt nach Helsingborg fahren. Auf halbem Weg zum Auto fiel ihm noch etwas ein, das er fast vergessen hätte. Er ging noch einmal zurück. »Louise Fredman«, sagte er zu Svedberg. »Hat Per Åkeson noch etwas herausgefunden?«
Svedberg wußte es nicht, versprach jedoch, mit Åkeson zu sprechen.
Wallander bog bei Charlottenlund auf die Hauptstraße ein und dachte, daß derjenige, der die Stelle für den Mord an Fredman ausgewählt hatte, sehr umsichtig gewesen war. Das nächste Haus lag so weit entfernt, daß Fredmans Schreie nicht gehört werden konnten. Wallander nahm die E 65 in Richtung Malmö. Der Wind rüttelte an seinem Wagen. Aber der Himmel war immer noch ganz klar. Er dachte an ihr Gespräch über die Straßenkarte. Es sprach vieles dafür, daß der Täter in Malmö wohnte. Zumindest wohnte er nicht in Ystad. Aber warum hatte er sich dann die Mühe gemacht, den Körper in die Baugrube in Ystad zu werfen? Hatte Ekholm
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