Wallander 05 - Die falsche Fährte
gesagt.«
Nach wenigen Minuten kam der Wagen mit der Karte. Wallander bat Martinsson um einen Bleistift und setzte sich auf einen Stein neben dem Steg. Er machte Kreise um Ystad, Bjäresjö und Helsingborg. Als letztes markierte er den Steg, der nicht weit von der Abfahrt nach Charlottenlund lag. Er schrieb Nummern neben seine Kreise. Dann winkte er Ann-Britt Höglund, Martinsson und Svedberg zu sich. Svedberg hatte an diesem Tag sein Käppi gegen einen schmutzigen Sonnenhut getauscht.
»Hier haben wir seine Bewegungen«, erklärte er. »Und die Tatorte. Wie alles andere auch, bilden sie ein Muster.«
»Eine Straße«, sagte Svedberg. »Ystad und Helsingborg sind die Endpunkte. Der Skalpmörder von Söderslätt.«
»Das finde ich überhaupt nicht witzig«, sagte Martinsson.
»Ich versuche nicht, witzig zu sein«, protestierte Svedberg. »Ich sage nur, wie es ist.«
»Im großen und ganzen stimmt es auch«, gab Wallander zu. Das Gebiet ist begrenzt. Ein Mord in Ystad. Ein Mord vielleicht hier, wir sind noch nicht sicher, und der Körper wird nach Ystad gebracht. Ein Mord nicht weit von Ystad, in Bjäresjö, wo auch der Körper gefunden wird. Und dann zum Schluß Helsingborg.«
|387| »Das meiste konzentriert sich auf Ystad«, faßte Ann-Britt Höglund zusammen. »Heißt das, daß der Mann, den wir suchen, da wohnt?«
»Mit Ausnahme von Björn Fredman sind die Opfer in der Nähe ihrer Häuser oder direkt in ihnen gefunden worden«, sagte Wallander. »Dies hier ist die Karte der Opfer, nicht die des Mörders.«
»Dann müßte auch Malmö markiert werden«, wandte Martinsson ein. »Da wohnte Björn Fredman.«
Wallander zog einen Kreis um Malmö. Der Wind zerrte an der Karte.
»Jetzt ändert sich das Bild«, sagte Ann-Britt Höglund. »Wir bekommen einen Winkel statt einer Straße. Malmö liegt in der Mitte.«
»Die ganze Zeit ist es Björn Fredman, der sich vom Rest unterscheidet«, meinte Wallander.
»Wir sollten vielleicht noch einen Kreis um den Flugplatz ziehen«, sagte Martinsson. »Was bekommen wir dann?«
»Eine Bewegung«, sagte Wallander. »Um den Mord an Fredman.«
Er hatte das Gefühl, daß sie sich einer entscheidenden Schlußfolgerung näherten. »Sagt mir, wenn ich mich irre«, fuhr er fort. »Björn Fredman wohnt in Malmö. Zusammen mit dem, der ihn tötet, als Gefangener oder nicht, fährt er im Ford nach Osten. Sie kommen hierher. Hier stirbt Björn Fredman. Die Fahrt geht weiter nach Ystad. Da wird der Körper in eine Baugrube geworfen. Dann fährt der Wagen nach Westen. Er wird am Flugplatz abgestellt, ungefähr in der Mitte zwischen Malmö und Ystad. Ab da hören alle Spuren auf.«
»Von Sturup gibt es viele Möglichkeiten wegzukommen«, sagte Svedberg. »Taxen, Flughafenbusse, Mietwagen. Ein anderes Fahrzeug, das man vorher dort abgestellt hat.«
»Das bedeutet mit anderen Worten, daß der Mörder wohl kaum in Ystad wohnt«, sagte Wallander. »Es kann für Malmö sprechen. Aber ebensogut kann es Lund sein. Oder Helsingborg. Oder warum nicht Kopenhagen?«
»Falls er uns nicht auf eine falsche Fährte lockt«, sagte Ann-Britt |388| Höglund. »Und doch in Ystad wohnt. Aber nicht will, daß wir dahinterkommen.«
»Das kann natürlich sein«, sagte Wallander zögernd. »Aber es fällt mir schwer, das zu glauben.«
»Wir sollten uns mit anderen Worten stärker als bisher auf Sturup konzentrieren«, sagte Martinsson.
Wallander nickte. »Ich glaube, unser Mann fährt mit dem Motorrad«, sagte er. »Darüber haben wir schon gesprochen. Ein Motorrad ist vielleicht auch vor Liljegrens Haus gesehen worden. Es gibt Zeugen, die etwas bemerkt haben wollen. Sjösten ist an der Sache dran. Da wir heute nachmittag Verstärkung bekommen, finde ich, wir können es uns leisten, eine ordentliche Untersuchung der Fahrmöglichkeiten von Sturup vorzunehmen. Wir suchen nach einem Mann, der in der Nacht vom 28. auf den 29. Juni dort den Ford abgestellt hat. Irgendwie muß er von da wieder weggekommen sein. Es sei denn, er arbeitet dort.«
»Auf die Frage können wir überhaupt nicht antworten«, sagte Svedberg. »Wie sieht dieses Monster aus?«
»Wir kennen sein Gesicht nicht«, meinte Wallander. »Aber wir wissen zum Beispiel, daß er stark ist. Außerdem erzählt uns ein Kellerfenster in Helsingborg, daß er schlank ist. Die Summe dieser beiden Dinge ergibt folglich: Wir haben es mit einer gut trainierten Person zu tun. Die außerdem möglicherweise barfuß herumläuft.«
»Du hast eben Kopenhagen
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