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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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einen Notizblock aus der Tasche zog. Elisabeth Carlén dachte nach. Wallander betrachtete verstohlen ihren Körper.
    »Vor ungefähr einem Jahr«, sagte sie.
    »Sind Sie sicher?«
    |432| »Ja.«
    Wallander nickte. Etwas in ihm kochte hoch. Noch einer, dachte er. Jetzt brauchen wir nur noch Fredman in das Muster einzufügen.
    Er zeigte ihr Björn Fredman. Es war ein Gefängnisbild. Björn Fredman spielte Gitarre. Das Bild mußte alt sein. Fredman hatte lange Haare, weite Hosenbeine, die Farben waren verblaßt.
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Sie hatte ihn nie gesehen.
    Wallander ließ seine Hände geräuschvoll auf die Tischplatte fallen.
    »Das war alles, was ich im Moment wissen wollte«, sagte er. »Jetzt tausche ich den Platz mit Sjösten.«
    Er nahm Sjöstens Platz am Türpfosten ein und übernahm auch dessen Notizblock.
    »Wie zum Teufel kann man so ein Leben führen wie Sie?« begann Sjösten völlig überraschend. Er stellte die Frage mit einem breiten Lächeln und hörte sich sehr freundlich an. Elisabeth Carlén fiel nicht einen Augenblick lang aus ihrer Rolle.
    »Was geht Sie das an?«
    »Nichts. Es ist die reine Neugier. Wie halten Sie es aus, sich jeden Morgen im Spiegel zu sehen?«
    »Was denken Sie selbst, wenn Sie sich im Spiegel sehen?«
    »Daß ich jedenfalls nicht davon lebe, mich für irgendwen für eine Anzahl Kronen auf den Rücken zu legen. Nehmen Sie auch Kreditkarten an?«
    »Leck mich am Arsch!«
    Sie machte Anstalten, aufzustehen und zu gehen. Wallander war sauer über Sjöstens Art und Weise, sie zu reizen. Sie konnte ihnen noch von großem Nutzen sein.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Sjösten, immer noch genauso überzeugend und freundlich. »Lassen wir Ihr Privatleben aus dem Spiel. Hans Logård? Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Sie sah ihn an und schwieg. Dann wandte sie sich zu Wallander um.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«, wiederholte Sjösten.
    Wallander hatte ihren Blick verstanden. Sie würde die Frage nur Wallander beantworten. Er ging hinaus auf den Flur und gab |433| Sjösten ein Zeichen, ihm zu folgen. Draußen erklärte er ihm, daß Sjösten sein Vertrauen bei ihr verspielt hatte.
    »Dann nehmen wir sie fest«, sagte Sjösten. »Ich habe verdammt noch mal nicht die Absicht, mir von einer Hure dumm kommen zu lassen.«
    »Für was denn festnehmen?« sagte Wallander. »Du wartest hier, und ich gehe rein und hole mir die Antwort. Jetzt reg dich mal ab, verdammt noch mal!«
    Sjösten zuckte die Schultern. Wallander ging wieder ins Zimmer zurück.
    Er setzte sich hinter den Schreibtisch.
    »Hans Logård hat mit Liljegren verkehrt«, sagte sie.
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Irgendwo auf dem Land.«
    »Was heißt das?«
    »Daß er nicht in der Stadt wohnt.«
    »Aber Sie wissen nicht, wo?«
    »Nein.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    »Aber er war bei den Festen dabei?«
    »Ja.«
    »Als Gast oder als Gastgeber?«
    »Als Gastgeber. Und als Gast.«
    »Sie wissen nicht, wo wir ihn erreichen können?«
    »Nein.«
    Immer noch hatte Wallander den Eindruck, daß sie die Wahrheit sagte. Mit ihrer Hilfe würden sie Logård wahrscheinlich nicht finden.
    »Was für ein Verhältnis hatten sie? Liljegren und Logård?«
    »Hans Logård verfügte immer über viel Geld. Was er auch für Liljegren tat, so wurde er gut dafür bezahlt.«
    Sie drückte ihre Zigarette aus. Wallander bekam das Gefühl, daß sie ihm eine Audienz bewilligt hatte, nicht umgekehrt.
    »Jetzt gehe ich«, sagte sie und stand auf.
    »Ich bringe Sie hinaus«, sagte Wallander.
    Sjösten ging im Flur auf und ab. Als sie an ihm vorbeiging, sah |434| sie glatt durch ihn hindurch. Wallander sah ihr nach, als sie zu ihrem Auto ging, einem Nissan mit Sonnendach. Als sie losfuhr, wartete Wallander auf der Treppe, bis er sah, daß jemand ihr folgte. Sie wurde noch immer beschattet. Noch war die Kette nicht gebrochen. Wallander kehrte zu Sjöstens Büro zurück.
    »Was ist denn in dich gefahren, sie so anzumachen?« fragte Wallander.
    »Sie steht für etwas, das ich verabscheue«, erwiderte Sjösten. »Tust du das denn nicht?«
    »Wir brauchen sie«, erwiderte Wallander ausweichend. »Verabscheuen können wir sie nachher.«
    Sie holten sich Kaffee und faßten zusammen. Sjösten holte Birgersson als Beisitzer hinzu.
    »Das Problem ist Björn Fredman«, sagte Wallander. »Er paßt nicht ins Bild. Ansonsten haben wir eine Anzahl von Indizien, die trotz allem zusammenzugehören scheinen. Eine Anzahl vager

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