Wallander 05 - Die falsche Fährte
Krankenhaus gelegen hätte –, damit sie die Funktion eines Senkbleis am Boden der Ermittlungsarbeit übernahmen, die jetzt gefordert wurde. Es bestand immer die Gefahr, daß eine Ermittlung in einem akuten Stadium zu galoppieren begann, um dann durchzugehen. Wallander blickte in die Runde und wollte wissen, warum Ekholm nicht dabei war.
»Er ist heute morgen nach Stockholm gefahren«, sagte Svedberg.
»Aber jetzt brauchen wir ihn«, sagte Wallander verwundert.
»Er wollte morgen früh zurückkommen«, erklärte Ann-Britt Höglund. »Ich glaube, eins seiner Kinder ist von einem Auto angefahren worden. Nicht schwer. Aber trotzdem.«
Wallander nickte. Als er fortfahren wollte, klingelte das Telefon. Hansson wollte mit ihm sprechen.
»Baiba Liepa aus Riga hat mehrere Male angerufen«, sagte er. »Sie will, daß du dich umgehend mit ihr in Verbindung setzt.«
»Ich kann jetzt nicht«, erwiderte Wallander. »Erklär du es ihr, falls sie wieder anruft.«
»Wenn ich sie richtig verstanden habe, solltest du sie am Samstag in Kastrup treffen, um gemeinsam mit ihr in Urlaub zu fahren. Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt?«
»Jetzt nicht«, sagte Wallander. »Ich rufe wieder an.«
Keiner außer Ann-Britt Höglund schien bemerkt zu haben, daß das Gespräch mit Hansson privaten Inhalts war. Wallander fing ihren Blick auf. Sie lächelte. Aber sie sagte nichts.
»Machen wir weiter«, sagte er. »Wir suchen nach einem Mann, der einen Mordversuch an Sjösten und mir unternommen hat. Wir finden ein paar Mädchen eingeschlossen auf einem Hof in der Nähe von Bjuv. Wir können davon ausgehen, daß auch Dolores Maria Santana einmal bei einer solchen Gruppe war, die durch Schweden in Bordelle und weiß der Teufel was in andere Länder geschleust werden. Mädchen, die hierher gelockt werden von Männern, die mit Liljegren in Verbindung stehen. Und vor allem einem Mann namens Hans Logård, vorausgesetzt, es ist sein wirklicher |456| Name. Wir glauben, daß er der Mann war, der auf uns geschossen hat. Aber wir wissen es nicht. Wir haben nicht einmal ein Foto von ihm. Möglicherweise können die Wachmänner, denen er das Auto weggenommen hat, eine brauchbare Personenbeschreibung liefern. Aber sie wirken reichlich konfus. Sie haben bestimmt nur seine Pistole gesehen. Jetzt jagen wir ihn. Aber jagen wir wirklich den Täter? Den Mann, der Wetterstedt, Carlman, Fredman und Liljegren getötet hat? Wir wissen es nicht. Und ich sage ganz offen, daß ich meine Zweifel habe. Wir können nur hoffen, daß der Mann in dem Auto der Wachgesellschaft so schnell wie möglich gefaßt wird. Bis dahin müssen wir weiterarbeiten, als sei diese Geschichte nur ein Ereignis an der Peripherie. Mir ist es genauso wichtig zu erfahren, was mit Louise Fredman passiert ist. Und was in Sturup herausgekommen ist. Aber zuerst möchte ich wissen, ob ihr irgendwelche Einwände gegen meine jetzige Sicht der Dinge habt.«
Es blieb still im Raum. Keiner sagte etwas.
»Ich komme von außerhalb und brauche keine Angst zu haben, jemandem auf die Zehen zu treten, weil ich bestimmt ständig allen auf die Zehen trete, und ich halte das ganze für die richtige Verhaltensweise. Polizisten haben manchmal die Tendenz, nur einen Gedanken zur Zeit zu denken. Während die Täter, hinter denen sie her sind, zehn denken.«
Es war Hamrén, der das Wort ergriffen hatte. Wallander hörte ihm mit Genugtuung zu, auch wenn er sich nicht sicher war, ob Hamrén wirklich meinte, was er sagte.
»Louise Fredman ist spurlos verschwunden«, sagte Ann-Britt Höglund. »Sie bekam Besuch. Sie begleitete den Besuch hinaus. Das Personal hat den Besucher überhaupt nicht gesehen. Der Name, der im Besucherbuch stand, war vollkommen unleserlich. Weil dort zur Zeit nur Sommervertretungen arbeiten, ist das normale Kontrollsystem vollständig zusammengebrochen.«
»Jemand muß doch die Person gesehen haben, die sie geholt hat«, wandte Wallander ein.
»Ja«, sagte Ann-Britt Höglund. »Eine Helferin mit Namen Sara Pettersson.«
»Hat jemand mit ihr gesprochen?«
|457| »Sie ist verreist.«
»Und wohin?«
»Sie ist mit einem Interrailticket unterwegs. Sie kann so ziemlich überall sein.«
»Scheiße.«
»Wir können sie durch Interpol suchen lassen«, sagte Ludwigsson lässig. »Warum nicht?«
»Ja«, sagte Wallander. »Ich denke, das machen wir. Und diesmal warten wir nicht. Ich will, daß noch heute abend jemand Per Åkeson anruft.«
»Dies hier ist aber Malmös Gebiet«, wandte
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