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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Svedberg ein.
    »Im Moment scheiß ich darauf, in welchem Polizeibezirk wir uns gerade befinden«, knurrte Wallander. »Veranlaßt das. Es muß über Per Åkesons Tisch gehen.«
    Ann-Britt Höglund versprach, sich der Sache anzunehmen. Wallander wandte sich an Ludwigsson und Hamrén.
    »Ich habe etwas von einem Moped läuten hören. Ein Zeuge am Flugplatz soll etwas Interessantes gesehen haben.«
    »Ja«, sagte Ludwigsson. »Es paßt in den Zeitplan. Ein Moped verschwand in der aktuellen Nacht in Richtung E 65.«
    »Und warum ist das interessant?«
    »Weil der Wachmann ganz sicher war, daß das Moped ungefähr zur gleichen Zeit wegfuhr, als dieser Lieferwagen dort ankam.«
    Wallander sah ein, daß Ludwigsson wirklich etwas Wichtiges gesagt hatte.
    »Es geht um eine Zeit in der Nacht, zu der der Flugplatz geschlossen ist«, fuhr Ludwigsson fort. »Nichts ist los. Keine Taxis, kein Verkehr. Alles ist still. Ein Lieferwagen kommt und stellt sich auf den Parkplatz. Kurz darauf fährt ein Moped weg.«
    Es wurde still im Raum.
    Alle sahen ein, daß sie zum erstenmal dem Täter, den sie suchten, ganz nahe waren. Wenn es in einer komplizierten Verbrechensermittlung magische Augenblicke gab, so war dies einer.
    »Ein Mann auf einem Moped«, sagte Svedberg. »Kann das wirklich stimmen?«
    »Gibt es eine Personenbeschreibung?« fragte Ann-Britt Höglund.
    |458| »Dem Wachmann zufolge trug der Mopedfahrer einen geschlossenen Helm. Er hat also sein Gesicht nicht gesehen. Er arbeitet schon seit vielen Jahren in Sturup. Es war das erste Mal, daß er in der Nacht ein Moped hat wegfahren sehen.«
    »Wie kann er sicher sein, daß er in Richtung Malmö fuhr?«
    »Das war er nicht. Das habe ich auch nicht gesagt.«
    Wallander hatte das Gefühl, den Atem anhalten zu müssen. Die Stimmen der anderen waren weit weg, fast wie ein entferntes und schwer wahrnehmbares Brausen im Äther.
    Er wußte noch immer nicht, was er sah.
    Aber ihm war klar, daß sie jetzt sehr, sehr dicht am Ziel waren.

|459| 37
    In der Ferne konnte Hoover den Donner hören.
    Schweigend, um seine Schwester nicht zu wecken, zählte er die Sekunden zwischen den Blitzen und dem langgezogenen Krachen des Donners. Das Gewitter zog in einiger Entfernung vorüber und würde Malmö nicht erreichen. Er betrachtete seine Schwester, die auf der Matratze lag und schlief. Er hatte ihr etwas ganz anderes bieten wollen. Aber alles war so schnell gegangen. Der Polizist, den er jetzt haßte, der Kavallerieoberst mit den blauen Hosen, dem er jetzt den Namen Perkins gegeben hatte, Perkins, weil er fand, daß der Name paßte, und der Mann mit der großen Neugier, als er in der Stille seine Botschaften an Geronimo trommelte, war gekommen und hatte verlangt, Fotos von Louise zu sehen. Er hatte auch damit gedroht, sie zu besuchen. In diesem Augenblick war ihm klargeworden, daß er sofort seine Pläne ändern mußte. Er würde Louise schon holen, bevor die Reihe mit den Skalpen und seine letzte Gabe an sie, das Herz des Mädchens, in der Erde vor ihrem Fenster vergraben waren. Alles mußte plötzlich so schnell gehen. Deshalb hatte er nur eine Matratze und eine Wolldecke in den Keller schaffen können. Er hatte sich etwas ganz anderes für sie vorgestellt. In Limhamn stand ein großes Haus leer. Die Frau, die dort allein wohnte, fuhr jeden Sommer nach Kanada zu ihren Verwandten. Sie war einmal seine Lehrerin gewesen. Später hatte er sie manchmal besucht und Besorgungen für sie gemacht. Deshalb wußte er, daß sie verreist war. Er besaß schon seit langem eine Kopie ihres Haustürschlüssels. In ihrem Haus hätten sie wohnen können, während er ihre Zukunft plante. Doch jetzt war der neugierige Polizist dazwischengekommen. Bis er tot war, und das würde sehr bald sein, mußten sie sich mit der Matratze und dem Keller begnügen.
    Sie schlief. Er hatte Medikamente aus einem Schrank im Krankenhaus |460| mitgenommen, als er sie holte. Er war ohne Bemalung gegangen, doch er hatte sowohl eine Axt als auch einige Messer bei sich für den Fall, jemand würde ihn hindern wollen, sie mitzunehmen. Im Krankenhaus hatte eine eigentümliche Stille geherrscht, fast kein Personal. Alles war viel leichter gegangen, als er es sich vorgestellt hatte. Louise hatte ihn zunächst nicht erkannt, oder hatte zumindest gezögert. Aber als sie seine Stimme hörte, leistete sie keinen Widerstand mehr. Er hatte Kleider für sie mitgebracht. Sie waren durch den Krankenhauspark gegangen, hatten danach ein Taxi genommen,

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