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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Haus.«
    »Schlüssel«, sagte Svedberg.
    Martinsson ging zum Boot hinunter, legte sich auf den Bauch und streckte die Hand aus. Nach einigen Minuten hatte er ein Schlüsselbund aus Wetterstedts Jackentasche gezogen. An seiner Kleidung haftete nasser Sand, als er Wallander die Schlüssel gab.
    »Wir müssen ein Regendach aufstellen«, sagte Wallander gereizt. »Warum ist Nyberg noch nicht hier? Warum geht alles so langsam?«
    |78| »Er kommt«, sagte Svedberg. »Es ist Mittwochabend, und da ist er meistens in der Sauna.«
    Mit Ann-Britt Höglund ging Wallander zu Wetterstedts Haus hinauf.
    »Ich erinnere mich an ihn von der Polizeihochschule«, sagte sie plötzlich. »Jemand hatte ein Foto von ihm an die Wand gepinnt und es als Zielscheibe für Darts benutzt.«
    »Er war bei der Polizei nie beliebt«, sagte Wallander. »Zu seiner Zeit merkten wir, daß etwas Neues im Anzug war. Eine schleichende Veränderung. Rückblickend kommt es mir so vor, als wäre uns plötzlich eine Kapuze über den Kopf gezogen worden. Damals war es beinah eine Schande, Polizist zu sein. Es war eine Zeit, in der man sich mehr Sorgen um das Wohlbefinden der Gefangenen machte als um die ständig wachsende Kriminalität.«
    »Ich erinnere mich nicht mehr gut«, sagte Ann-Britt Höglund. »Aber war er nicht in einen Skandal verwickelt?«
    »Es gingen viele Gerüchte um. Über verschiedene Geschichten. Aber es wurde nie etwas bewiesen. Ich habe von ein paar Polizisten in Stockholm gehört, die damals sehr aufgebracht waren.«
    »Die Zeit hat ihn vielleicht eingeholt«, sagte sie.
    Wallander sah sie verwundert an, sagte aber nichts.
    Sie waren bei der Gartenpforte in der Mauer angelangt, die Wetterstedts Garten vom Strand trennte.
    »Ich bin schon einmal hier gewesen«, sagte sie plötzlich. »Er rief häufig die Polizei an und beklagte sich über Jugendliche, die im Sommer nachts am Strand saßen und sangen. Einer von diesen Jugendlichen schrieb einen Leserbrief an Ystads
Allehanda
und beschwerte sich. Und Björk bat mich, hierher zu fahren und es mir anzusehen.«
    »Was anzusehen?«
    »Weiß ich auch nicht. Aber du weißt ja, wie empfindlich Björk auf Kritik reagierte.«
    »Das war eine seiner besten Seiten. Er hat uns jedenfalls in Schutz genommen. Das machte nicht jeder.«
    Sie fanden den richtigen Schlüssel und schlossen auf. Wallander merkte sich, daß die Lampe am Tor nicht funktionierte. Der Garten, den sie betraten, war gut gepflegt. Kein Blättchen lag auf |79| dem Rasen. Es gab einen kleinen Springbrunnen mit einem Wasserspiel. Zwei kleine nackte Gipskinder besprühten sich gegenseitig mit einem Wasserstrahl aus ihren Mündern. In einer Laube stand eine Hollywoodschaukel. Auf einer mit Fliesen belegten Steinplatte standen ein Marmortisch und eine Stuhlgruppe.
    »Gepflegt und teuer«, sagte Ann-Britt Höglund. »Was kostet wohl so ein Marmortisch?«
    Wallander antwortete nicht, weil er es nicht wußte. Sie gingen zum Haus hinauf. Er stellte sich vor, daß die Villa Anfang des Jahrhunderts gebaut worden war. Sie folgten dem mit Steinplatten belegten Gartenweg und gelangten auf die Vorderseite des Hauses. Wallander klingelte. Erst danach suchte er den richtigen Schlüssel und schloß auf. Im Flur brannte Licht. Wallander rief in das Schweigen hinein. Aber es war niemand da.
    »Wetterstedt wurde nicht unter dem Boot getötet«, sagte Wallander. »Er kann natürlich am Strand überfallen worden sein. Aber ich glaube trotzdem, daß es hier im Haus war.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Nur so ein Gefühl.«
    Sie gingen langsam durch das Haus, vom Keller bis zum Dachboden, ohne etwas anderes als die Lichtschalter anzurühren. Es war ein oberflächlicher Durchgang, aber für Wallander war er dennoch wichtig. Bis vor kurzem hatte der Mann, der jetzt tot am Strand lag, in diesem Haus gelebt. Im besten Fall konnten sie Spuren entdecken, die verrieten, wie diese plötzliche Leere entstanden war. Nirgendwo sahen sie Zeichen der kleinsten Unordnung. Wallanders Blicke suchten nach einem denkbaren Ort des Verbrechens. Schon an der Haustür hatte er nach Spuren eines Einbruchs gesucht. Als sie im Flur standen und in das Schweigen hineinlauschten, hatte Wallander Ann-Britt Höglund gesagt, daß sie die Schuhe ausziehen solle. Jetzt tappten sie lautlos durch das große Haus, das mit jedem ihrer Schritte größer zu werden schien. Wallander bemerkte, daß seine Begleiterin ebensosehr auf ihn blickte wie auf die Gegenstände in den Zimmern.

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