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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zu eröffnen. Mit einer schonungslosen Mischung aus Schmeichelei, Schnaps und frisch gedruckten Scheinen hatte er Bilder junger Künstler aufgekauft und die Maler dann aufgebaut. Er bestach, bedrohte und belog. Nach zehn Jahren besaß er an die dreißig Galerien in ganz Schweden. Inzwischen hatte er auch einen Versandhandel für Kunst aufgezogen. Mitte der siebziger Jahre war er ein reicher Mann. Er kaufte den Hof in Schonen und begann ein paar Jahre später mit seinen Sommerfesten. Es waren Ereignisse, die wegen ihrer grenzenlosen Großartigkeit weithin berühmt waren. Jeder Gast konnte ein Geschenk erwarten, das nicht weniger als fünftausend Kronen wert war. In diesem Jahr hatte er eine limitierte Anzahl von Füllern herstellen lassen, die ein italienischer Designer entworfen hatte.
    Als Arne Carlman früh am Morgen dieses Tages vor Mittsommer an der Seite seiner Ehefrau aufgewacht war, trat er ans Fenster und blickte über eine von Regen und Wind niedergedrückte Landschaft. Ein Schatten von Mißmut und Irritation huschte über sein Gesicht. Doch er hatte gelernt, das Unvermeidliche zu akzeptieren. Gegen das Wetter war er machtlos. Schon vor fünf Jahren |125| hatte er eine spezielle Kollektion Regenkleidung nähen lassen, die für die Gäste bereitlag. Wer wollte, konnte sich im Garten aufhalten, wer es vorzog, ein Dach über dem Kopf zu haben, konnte sich in den alten Stall zurückziehen, den er vor Jahren in einen großen, offenen Saal umgewandelt hatte.
     
    Gegen zwanzig Uhr trafen die ersten Gäste ein. Der Dauerregen hatte aufgehört. Der drohende regnerische und ungemütliche Mittsommerabend verwandelte sich plötzlich in einen schönen Sommerabend. Arne Carlman empfing die Gäste im Smoking. Einer seiner Söhne begleitete ihn. Es waren immer einhundert Gäste geladen, von denen die Hälfte zum erstenmal dabeisein sollte. Kurz nach zehn Uhr schlug Carlman an sein Glas und hielt seine traditionelle Sommerrede. Er war sich dabei der Tatsache völlig bewußt, daß mindestens die Hälfte der Anwesenden ihn entweder verachtete oder haßte. Doch jetzt, mit sechsundsechzig, hatte er aufgehört, sich darum zu kümmern, was Menschen über ihn dachten. Sein solides Imperium konnte für sich sprechen. Zwei seiner Söhne standen bereit, das Geschäft zu übernehmen, wenn es ihm zuviel wurde. Aber noch wollte er sich nicht zurückziehen. Das sagte er auch in seiner Sommerrede, die ausschließlich von ihm selbst handelte. Noch sollten sie ihn nicht auszählen. Noch konnten sie einer Reihe von Mittsommerfesten entgegensehen, an denen hoffentlich schöneres Wetter sein würde als dieses Jahr. Seine Worte ernteten kraftlosen Applaus. Dann begann im Stall ein Orchester zu spielen. Die meisten Gäste gingen hinein. Arne Carlman eröffnete mit seiner Frau den Tanz.
    »Wie hat dir meine kleine Rede gefallen?« fragte er.
    »So boshaft wie dieses Jahr warst du noch nie«, antwortete sie.
    »Sollen sie mich doch hassen«, sagte er. »Was kümmert mich das? Was kümmert uns das? Ich habe noch viel vor.«
    Kurz vor Mitternacht nahm Arne Carlman eine junge Künstlerin aus Göteborg mit in eine Laube, die etwas abseits am Rand des großen Gartens lag. Einer der Talentsucher, die er auf seinen Gehaltslisten führte, hatte ihm geraten, sie einzuladen. Er hatte einige Farbfotos von ihren Ölbildern gesehen und sofort erkannt, |126| daß daran etwas Innovatives war. Sie stellten eine neue Form von Idyllenmalerei dar. Kalte Vororte, Steinwüsten, einsame Menschen, eingeschlossen von paradiesischen Blumenwiesen. Ihm war sogleich klargeworden, daß er diese Künstlerin als führende Vertreterin einer neuen Kunstrichtung herausbringen würde, die man Neoillusionismus nennen konnte. Sie ist sehr jung, dachte er, als sie zur Laube gingen. Außerdem war sie weder schön noch mystisch. Arne Carlman wußte aus Erfahrung, daß das Erscheinungsbild des Künstlers ebenso wichtig war wie die Malerei. Er fragte sich, was er mit diesem mageren und blassen Wesen anstellen sollte.
    Das Gras war noch feucht. Der Abend war schön. Der Tanz ging weiter. Aber viele Gäste hatten begonnen, sich um die Fernsehapparate zu versammeln, die es auf Carlmans Hof gab. In ungefähr einer halben Stunde sollte die Übertragung des Spiels Schweden gegen Rußland anfangen. Er wollte das Gespräch mit ihr hinter sich bringen, um danach selbst das Spiel zu sehen. Er hatte einen Vertrag in der Tasche.
    Darin wurde ihr eine größere Summe Bargeld zugesichert unter der

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