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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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auch der Meinung, er habe vollkommen richtig gehandelt. Am Tag danach erhielt Wallander jedoch einen Anruf von der Reichspolizeibehörde, in dem ein geschäftiger Beamter im Rang eines Abteilungsleiters ihm vorhielt, wie ausgesprochen unpassend es sei, wenn Polizisten gegenüber Journalisten ausfallend würden. Das Verhältnis zwischen den Medien und der Polizei sei ohnehin angestrengt genug und vertrage keine weiteren Belastungen.
    |160| Es war gegen Ende der Pressekonferenz passiert. Ein angereister Journalist einer Abendzeitung begann, Wallander mit Detailfragen nach der Skalpierung der Opfer zu bedrängen. Wallander versuchte so lange wie möglich, das Ganze herunterzuspielen und keine allzu blutigen Details preiszugeben. Er begnügte sich damit zu sagen, daß sowohl Wetterstedt als auch Carlman ein Teil des Haars vom Kopf gerissen worden sei. Doch der Journalist ließ nicht locker. Er verlangte, weitere Einzelheiten zu erfahren, obwohl Wallander sich bereits unter Hinweis auf die ermittlungstechnische Lage geweigert hatte, mehr zu sagen. Wallander hatte zu diesem Zeitpunkt bereits heftige Kopfschmerzen. Als der Journalist nun erklärte, es wäre Wallanders Pflicht gewesen, bereits von Anfang an auf die ermittlungstechnische Lage hinzuweisen, die keine detaillierteren Informationen über die Skalpierungen zulasse, und daß es jetzt, gegen Ende der Pressekonferenz, wie die reine Heuchelei anmute, wenn man Details zurückhielt, hatte Wallander plötzlich genug. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und stand auf.
    »Ich lasse mir die Vorgehensweise der Polizei nicht von einem übereifrigen Journalisten vorschreiben, der nicht in der Lage ist, Grenzen zu setzen!« brüllte er.
    Die Blitzlichter waren explodiert. Dann hatte er hastig die Pressekonferenz beendet und den Raum verlassen. Hinterher, nachdem er sich beruhigt hatte, bat er Hansson um Entschuldigung für seinen Ausbruch.
    »Ich glaube kaum, daß das noch etwas daran ändert, wie gewisse Titelseiten morgen aussehen«, hatte Hansson geantwortet.
    »Es war notwendig, eine Grenze zu ziehen«, sagte Wallander.
    »Natürlich bin ich ganz deiner Meinung«, sagte Hansson. »Aber ich fürchte, daß andere das nicht so sehen.«
    »Sollen sie mich suspendieren«, sagte Wallander. »Sollen sie mich absetzen. Aber sie werden mich nicht dazu bringen, mich bei diesem Journalisten zu entschuldigen.«
    »Diese Entschuldigung wird wohl in diskreter Form von der Reichspolizeibehörde dem Chefredakteur der Zeitung zugeleitet«, sagte Hansson. »Ohne daß wir etwas davon erfahren.«
     
    |161| Um vier Uhr am Nachmittag zog sich die Ermittlungsgruppe zurück. Hansson gab strikte Anweisung, daß sie nicht gestört werden sollten. Auf Wallanders Veranlassung hatte ein Polizeiwagen Per Åkeson abgeholt. Er wußte, daß sich die Entscheidungen, die sie an diesem Nachmittag treffen würden, als schwerwiegend erweisen konnten. Sie würden gezwungen sein, sich gleichzeitig nach vielen Seiten zu orientieren und sich alle Türen offenzuhalten. Doch zugleich sah Wallander, daß sie sich auf die Hauptspur konzentrieren mußten. Nachdem er von Ann-Britt Höglund ein paar Kopfschmerztabletten bekommen hatte, schloß Wallander für eine Viertelstunde die Tür hinter sich und durchdachte noch einmal alles, was Lars Magnusson ihm erzählt hatte, ebenso den Umstand, daß ein gemeinsamer Nenner zwischen Wetterstedt und Carlman existierte. Oder gab es noch etwas, was er übersehen hatte? Er durchkämmte sein müdes Gehirn, fand aber nichts, was ihn veranlaßte, seine Meinung zu ändern. Bis auf weiteres würden sie ihre Ermittlungen auf die Hauptspur konzentrieren, bei der es um Kunsthandel und Kunstdiebstahl ging. Sie würden tief in den fast dreißig Jahre alten Gerüchten um Wetterstedt graben müssen, und sie mußten schnell graben. Wallander machte sich keine Illusionen, dabei auf nennenswerte Hilfe hoffen zu können. Lars Magnusson hatte von den Beerdigungsunternehmen gesprochen, die in den erleuchteten Sälen und dunklen Gassen aufräumten, in denen die Diener der Macht hausten. Dorthinein mußten sie mit ihren Lampen leuchten, und das würde nicht einfach werden.
    Die Sitzung, die um Punkt vier Uhr begann, wurde eine der längsten, die Wallander je erlebt hatte. Sie saßen fast zehn Stunden zusammen, bevor Hansson das Ganze abschließen konnte. Alle waren grau vor Müdigkeit. Ann-Britt Höglunds Schachtel mit Kopfschmerztabletten hatte einmal die Runde gemacht und war jetzt leer. Ein Berg

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