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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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und die Übersetzung, an der sie arbeitete, war auch nicht dringend. Sie erzählte kurz von der Reise und fragte dann, wie es bei ihm in Ystad aussehe. Wallander beschloß, bis auf weiteres nichts davon zu sagen, daß ihre gemeinsame Reise nach Skagen aufgrund der Ereignisse der letzten Woche gefährdet war. Er sagte nur, es sei alles in Ordnung. Sie verabredeten, daß er sie am selben Abend anrufen würde. Nachher blieb er mit der Hand auf dem Hörer sitzen. Er machte sich sogleich Sorgen, wie sie reagieren würde, wenn er gezwungen wäre, seinen Urlaub zu verschieben.
    Dies war ein unguter Charakterzug, der sich immer stärker bemerkbar machte, je älter er wurde. Wegen allem machte er sich Sorgen. Er machte sich Sorgen, weil sie nach Tallinn gefahren war, er machte sich Sorgen, daß er krank werden, verschlafen oder daß sein Wagen kaputtgehen könnte. Er umgab sich mit unnötigen Sorgenwolken. Mit einer Grimasse fragte er sich, ob Mats Ekholm vielleicht auch ein psychologisches Profil von ihm erstellen und |190| Maßnahmen vorschlagen sollte, wie er sich von all den Problemen befreien könnte, die er ständig schon im voraus wälzte.
    Er wurde in seinen Gedanken von Svedberg unterbrochen, der an seine halboffene Tür klopfte und eintrat. Wallander sah, daß er am Tag zuvor zu lange in der Sonne gewesen sein mußte. Die Glatze war völlig verbrannt, ebenso Stirn und Nase, die unangenehm gerötet waren.
    »Ich lerne es nie«, sagte Svedberg zerknirscht. »Es brennt wie die Hölle.«
    Wallander dachte an das Brennen nach der Ohrfeige am Tag zuvor. Aber er sagte nichts.
    »Ich habe den Tag gestern damit verbracht, mit den Leuten zu sprechen, die in der Nähe von Wetterstedts Villa wohnen«, sagte Svedberg. »Danach hat Wetterstedt häufig Spaziergänge gemacht. Teils morgens, teils abends. Er war immer höflich und grüßte jeden, dem er begegnete. Aber er hatte keinen engeren Kontakt mit denen, die in der Nähe wohnten.«
    »Er hatte also die Gewohnheit, abends einen Spaziergang zu machen?«
    Svedberg zog seine Notizen zu Rate. »Er pflegte zum Strand hinunterzugehen.«
    »Es war also eine Gewohnheit, die sich regelmäßig wiederholte?«
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, ja.«
    Wallander nickte. »Genau, wie ich es mir gedacht habe.«
    »Ich habe noch etwas erfahren, was von Interesse sein könnte«, fuhr Svedberg fort. »Ein pensionierter Kanzleirat bei der Kommune namens Lantz behauptet, eine Journalistin von irgendeiner Zeitung habe am Montag, dem 20.   Juni, an seiner Haustür geklingelt. Sie hatte nach dem Weg zu Wetterstedts Haus gefragt. Lantz hatte sie so verstanden, daß sie und ein Fotograf auf dem Weg zu Wetterstedt waren, um eine Reportage zu machen. Das heißt mit anderen Worten, jemand war am Tag vor seinem Tod in seiner Villa.«
    »Und es gibt Fotos«, sagte Wallander. »Von welcher Zeitung kamen sie?«
    »Das wußte Lantz nicht.«
    |191| »Setz jemand daran, der herumtelefoniert«, sagte Wallander. »Das kann wichtig sein.«
    Svedberg nickte und wandte sich zum Gehen.
    »Du solltest deinen Sonnenbrand eincremen. Das sieht nicht gut aus«, sagte Wallander.
    Danach rief er Nyberg an. Ein paar Minuten später kam er in Wallanders Zimmer und holte die losen Seiten aus dem
Superman
ab.
    »Ich glaube nicht, daß dein Mann mit dem Fahrrad gekommen ist«, sagte Nyberg. »Wir haben eine Reihe von Spuren hinter der Baracke gefunden, die eher auf ein Moped oder ein Motorrad hindeuten. Wir haben herausgefunden, daß alle Männer vom Straßenbauamt, die die Baracke benutzen, Autos haben.«
    Ein Erinnerungsbild huschte vor Wallanders innerem Blick vorbei, ohne daß er es festzuhalten vermochte. Er notierte sich auf seinem Block, was Nyberg gesagt hatte.
    »Und was soll ich hiermit machen?« fragte Nyberg und hielt den Beutel mit den Comicseiten hoch.
    »Fingerabdrücke«, sagte Wallander. »Die vielleicht zu anderen Abdrücken passen.«
    »Ich dachte, nur Kinder lesen
Superman
«, meinte Nyberg.
    »Nein«, sagte Wallander. »Da irrst du dich.«
    Nachdem Nyberg ihn verlassen hatte, war Wallander eine Weile unschlüssig, was er tun sollte. Rydberg hatte ihn gelehrt, stets das in Angriff zu nehmen, was im Augenblick am wichtigsten war. Doch was war im Augenblick am wichtigsten? Sie befanden sich in einer Phase der Ermittlung, in der alles noch sehr unklar war und nichts mit Sicherheit Vorrang hatte. Wallander wußte, daß es jetzt galt, sich in Geduld zu üben.
    Er ging in den Flur hinaus und klopfte an die

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