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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Gefühl nicht los, daß es wichtig war. Es hatte mit der Baracke des Straßenbauamts zu tun, da war er sich sicher. Aber er kam nicht darauf, was es war.
    Bald darauf ging er ins Sitzungszimmer. Rydberg fehlte ihm im Augenblick mehr denn je.
    Er setzte sich an seinen gewohnten Platz an der Schmalseite des Tischs und blickte in die Runde. Alle, die dasein sollten, waren anwesend. Er spürte sogleich die besondere Atmosphäre von Konzentration, die sich einstellte, wenn alle hofften, daß ihnen der Durchbruch in einer Ermittlung gelingen würde. Wallander wußte, daß sie enttäuscht werden würden. Aber keiner von ihnen würde es zeigen. Die Kollegen, die im Raum versammelt waren, hatten Niveau. »Wir gehen die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden in der Skalpermittlung durch«, begann er.
    Er hatte nicht vorgehabt,
Skalpermittlung
zu sagen; es kam von selbst. Aber von diesem Augenblick an wurde die Ermittlung intern nie mehr anders als die Skalpermittlung genannt.
    Wenn nicht eine zwingende Notwendigkeit etwas anderes nahelegte, pflegte Wallander mit seinem eigenen Bericht bis zum Schluß zu warten. Dies beruhte nicht zuletzt darauf, daß alle von ihm die Zusammenfassung und die Planung des weiteren Vorgehens erwarteten. So war Ann-Britt Höglund die erste, die das Wort ergriff. Das aus Skoglunds Eisenwarengeschäft abgesandte Fax machte die Runde. Bei den zentralen Gefängnisregistern waren die von Anita Carlman bereits bestätigten Informationen noch einmal überprüft worden. Die schwerste Arbeit jedoch hatte sie gerade erst in Angriff nehmen können. Bestätigungen und am besten Kopien der Briefe zu beschaffen, die Carlman angeblich an Wetterstedt geschrieben hatte.
    »Das Problem ist, daß alles so weit zurückliegt«, schloß sie. »Auch wenn wir in einem Land mit gut organisierten Registern und Archiven leben, dauert es lange, sich zu Ereignissen und Dokumenten durchzuarbeiten, die vor mehr als fünfundzwanzig Jahren eintrafen beziehungsweise erstellt wurden. Wir haben es außerdem mit einer Zeit zu tun, in der Register und Archive |195| noch nicht mit elektronischer Datenverarbeitung ausgestattet waren.«
    »Trotzdem müssen wir weitergraben«, sagte Wallander. »Der Berührungspunkt zwischen Wetterstedt und Carlman ist ausschlaggebend dafür, wie wir weiterkommen.«
    »Dieser Anrufer«, sagte Svedberg und massierte seine verbrannte Nase, »warum wollte er nicht sagen, wer er war? Wer bricht irgendwo ein, um ein Fax zu senden?«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht«, sagte Ann-Britt Höglund. »Ganz offensichtlich wollte er uns auf eine bestimmte Spur bringen. Daß er seine Identität schützen will, kann natürlich viele Gründe haben. Einer davon ist vielleicht ganz einfach Angst.«
    Es wurde still im Raum.
    Wallander sah ein, daß Ann-Britt Höglund richtig dachte. Er forderte sie auf fortzufahren.
    »Es ist natürlich eine reine Vermutung. Aber nehmen wir an, er fühlt sich von dem Mann bedroht, der Wetterstedt und Carlman getötet hat. Er hat natürlich das größte Interesse daran, daß wir den Täter fassen. Ohne uns zu sagen, wer er ist.«
    »Dann hätte er aber deutlicher sein müssen«, wandte Martinsson ein.
    »Vielleicht konnte er das nicht«, entgegnete Ann-Britt Höglund. »Falls er wirklich aus Angst Kontakt mit uns aufnimmt, hat er wahrscheinlich auch alles gesagt, was er weiß.«
    Wallander hob die Hand. »Laßt uns weiterdenken«, sagte er. »Der Mann, der das Fax geschickt hat, gibt uns Informationen, deren Ausgangspunkt Carlman ist, nicht Wetterstedt. Das ist ein entscheidender Punkt. Er behauptet, Carlman habe an Wetterstedt geschrieben und sie hätten sich nach Carlmans Entlassung getroffen. Wer kann über eine solche Information verfügen?«
    »Ein anderer Gefängnisinsasse«, sagte Ann-Britt Höglund.
    »Daran habe ich auch gedacht«, sagte Wallander. »Doch auf der anderen Seite fällt dann wohl deine Hypothese flach, daß er Kontakt zu uns aufnimmt, weil er Angst hat. Wenn der Kontakt zu Carlman nur der eines zufälligen Mitgefangenen war?«
    »Es gibt ja trotz allem eine Fortsetzung«, sagte Ann-Britt Höglund. »Er weiß, daß Carlman und Wetterstedt sich getroffen haben, |196| nachdem Carlman aus dem Gefängnis entlassen wurde. Das läßt darauf schließen, daß ihr Kontakt weiterbestand.«
    »Er kann Augenzeuge von etwas gewesen sein«, meinte Hansson, der bisher geschwiegen hatte. »Aus irgendeinem Grund ist das jetzt, fünfundzwanzig Jahre später, die Ursache für

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