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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ging weiter zu seinem Zimmer. Während des kurzen Gesprächs mit Svedberg war ihm etwas eingefallen, was er sofort untersuchen wollte. Er rief in der Vermittlung an und bat, Nyberg zu suchen, der nicht im Hause war. Nach einer Viertelstunde rief Nyberg an.
    »Erinnerst du dich, daß ich dir in Wetterstedts Haus eine Tasche mit einem Fotoapparat gegeben habe?« fragte Wallander.
    »Natürlich erinnere ich mich«, antwortete Nyberg gereizt.
    »Ich will nur wissen, ob der Film entwickelt worden ist. Ich glaube, sieben Bilder waren belichtet.«
    »Hast du die nicht bekommen?« fragte Nyberg erstaunt.
    »Nein.«
    »Sie hätten schon am Samstag bei dir sein sollen.«
    »Ich habe sie nicht bekommen.«
    »Bist du sicher?«
    »Vielleicht sind sie irgendwo liegengeblieben?«
    »Ich untersuche das«, sagte Nyberg. »Ich melde mich wieder.«
    Wallander legte den Hörer mit der Gewißheit auf, daß irgend jemand binnen kurzem Nybergs Zorn zu spüren bekommen würde. Im Moment war er froh, es nicht selbst zu sein.
    Er suchte die Nummer der Polizei in Hässleholm heraus und bekam nach einigen Schwierigkeiten einen Beamten an den Apparat, der ihm Hugo Sandins Telefonnummer geben konnte. Auf Wallanders direkte Frage antwortete er, Hugo Sandin sei fast fünfundachtzig Jahre alt, aber noch klar im Kopf.
    »Er schaut ungefähr einmal im Jahr bei uns rein«, sagte der Kollege, der sich als Mörk vorgestellt hatte.
    Wallander schrieb die Nummer auf und bedankte sich für die Hilfe. Dann rief er in Malmö an. Er hatte Glück und bekam sogleich den Arzt an den Apparat, der Wetterstedt obduziert hatte.
    »In dem Bericht steht nichts über den Todeszeitpunkt«, sagte Wallander. »Der ist aber wichtig für uns.«
    |202| Der Arzt entschuldigte sich, er müsse erst seine Papiere holen. Nach etwa einer Minute war er wieder da. »Es tut mir leid«, begann er, »aber das muß bei der Abschrift passiert sein. Manchmal streikt mein Diktaphon. Aber Wetterstedt starb frühestens vierundzwanzig Stunden, bevor er gefunden wurde. Wir warten noch auf ein paar Laborergebnisse, die uns helfen könnten, den Zeitpunkt genauer zu bestimmen.«
    »Dann warten wir darauf«, sagte Wallander und bedankte sich.
    Er ging zu Svedberg, der an seinem Computer saß und schrieb.
    »Hast du mit dieser Journalistin gesprochen?«
    »Das schreibe ich hier gerade.«
    »Hast du irgendwelche Zeiten?«
    Svedberg suchte in seinen Notizen.
    »Sie kamen um zehn zu Wetterstedts Haus. Und blieben bis eins.«
    »Und danach hat ihn niemand mehr lebend gesehen?«
    Svedberg dachte nach. »Nicht, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Dann wissen wir das«, stellte Wallander fest und verließ den Raum.
    Er wollte gerade bei dem ehemaligen Polizisten Hugo Sandin anrufen, als Martinsson in sein Zimmer kam. »Hast du Zeit?«
    »Immer«, antwortete Wallander. »Was gibt es?«
    Martinsson wedelte mit einem Brief. »Der ist heute mit der Post gekommen«, sagte er. »Da ist jemand, der behauptet, am Montag, dem 20.   Juni, ein Mädchen im Wagen von Helsingborg nach Tomelilla mitgenommen zu haben. Nach den Beschreibungen, die er von dem Mädchen, das sich verbrannt hat, in den Zeitungen gelesen hat, glaubt er, daß sie es gewesen sein kann.«
    Er reichte Wallander den Umschlag.
    »Keine Unterschrift«, sagte Wallander, nachdem er den Brief gelesen hatte.
    »Aber der Briefkopf ist interessant.«
    Wallander nickte. »Kirchengemeinde Smedstorp«, sagte er. »Richtiges Staatskirchenpapier.«
    »Es scheint mir eindeutig zu sein: wir müssen dem wohl nachgehen«, sagte Martinsson.
    »Klar müssen wir«, antwortete Wallander. »Während du dich |203| mit Interpol herumschlägst und mit all den Dingen, die du sonst noch zu tun hast, kann ich ja das hier erledigen.«
    »Ich begreife immer noch nicht, daß wir für dieses Mädchen Zeit haben«, sagte Martinsson.
    »Wir haben Zeit dafür, weil es sein muß«, gab Wallander zurück.
    Erst als Martinsson gegangen war, wurde Wallander klar, daß Martinssons Bemerkung eine versteckte Kritik gegen ihn enthalten hatte, weil er nicht alles, was mit dem toten Mädchen zusammenhing, bis auf weiteres beiseite schob. Einen Augenblick lang dachte Wallander, daß Martinsson natürlich recht hatte. Im Moment hatten sie keine Zeit für etwas anderes als Wetterstedt und Carlman. Doch dann entschied er sich dafür, die Kritik als unbegründet anzusehen. Es gab keine Grenze für das, was sie schaffen konnten.
    Wie um genau das zu beweisen, verließ Wallander das

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