Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
Polizeipräsidium und fuhr aus der Stadt hinaus, Richtung Tomelilla und Smedstorp. Die Autofahrt gab ihm auch die Möglichkeit, über Wetterstedt und Carlman nachzudenken. Die Sommerlandschaft, durch die er fuhr, erschien ihm wie ein unwirklicher Rahmen für seine Gedanken. Zwei Männer werden erschlagen und skalpiert, dachte er. Außerdem geht ein junges Mädchen in ein Rapsfeld und verbrennt sich selbst. Und um mich her ist Sommer. Schöner als jetzt kann Schonen nicht sein. In jedem Winkel der Welt verbirgt sich ein Paradies. Wenn man nur die Augen aufmacht, entdeckt man es. Aber man nimmt vielleicht auch die unsichtbaren Leichenwagen wahr, die auf den Landstraßen unterwegs sind.
    Er wußte, wo das Gemeindeamt von Smedstorp lag. Hinter Lunnarp bog er links ab. Auch daß die Gemeindeämter sehr unregelmäßige Öffnungszeiten hatten, war ihm bekannt. Doch als er sich dem weißen Gebäude näherte, sah er eine Reihe von Autos davor parken. Ein Mann mähte den Rasen in der Nähe des Hauses. Wallander versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Er drückte auf die Klingel, während er auf einem Messingschild las, daß das Gemeindeamt erst wieder am Mittwoch geöffnet sein würde. Er wartete. Dann klingelte er noch einmal und klopfte gleichzeitig an die Tür. Im Hintergrund knatterte der Rasenmäher. |204| Wallander wollte gerade wieder gehen, als im ersten Stock ein Fenster geöffnet wurde. Eine Frau streckte den Kopf heraus. »Wir haben mittwochs und freitags geöffnet«, rief sie.
    »Ich weiß«, antwortete Wallander. »Aber ich habe ein dringendes Anliegen. Ich komme von der Polizei in Ystad.«
    Der Kopf der Frau verschwand. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Eine blonde, ganz in Schwarz gekleidete Frau stand vor ihm. Sie war stark geschminkt. An den Füßen trug sie hochhackige Schuhe. Doch was Wallander erstaunte, war das kleine weiße Beffchen, das sich von all dem Schwarz abhob. Er streckte die Hand aus und grüßte.
    »Gunnel Nilsson«, antwortete sie. »Ich bin Pastorin hier in der Gemeinde.«
    Wallander folgte ihr ins Haus. Wenn ich mich hier in einem Nachtclub befände, wäre es leichter zu verstehen, ging es ihm durch den Kopf. Die Diener Gottes sehen auch nicht mehr so aus, wie ich immer geglaubt habe.
    Sie öffnete die Tür zu ihrem Büro und bat ihn, einzutreten und sich zu setzen. Wallander stellte fest, daß Gunnel Nilsson eine sehr attraktive Frau war, wobei er nicht entscheiden konnte, ob die Tatsache, daß sie Pastorin war, zu seinem Empfinden beitrug.
    Auf ihrem Schreibtisch lag ein Blatt Papier, auf dem er den Briefkopf der Gemeinde erkannte.
    »Die Polizei hat einen Brief erhalten«, begann er. »Er ist auf Ihrem Briefpapier geschrieben worden. Deshalb bin ich hier.«
    Er berichtete von dem Mädchen, das sich verbrannt hatte, und sah ihr an, wie betroffen sie war. Als er sie darauf ansprach, erklärte sie ihm, sie sei einige Tage krank gewesen und habe keine Zeitungen gelesen.
    Wallander zeigte ihr den Brief. »Können Sie sich denken, wer ihn geschrieben hat?« fragte er. »Wer hat Zugang zu Ihrem Briefpapier?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ein Gemeindeamt ist ja nicht wie eine Bank«, antwortete sie. »Und hier sind nur Frauen angestellt.«
    »Aus dem Brief geht nicht hervor, ob eine Frau oder ein Mann ihn geschrieben hat«, bemerkte Wallander.
    »Ich weiß nicht, wer es sein kann«, sagte sie.
    |205| »Helsingborg? Wohnt jemand vom Gemeindeamt dort? Oder fährt jemand häufig dorthin?«
    Sie schüttelte wieder den Kopf. Wallander merkte, daß sie wirklich versuchte, ihm zu helfen.
    »Wie viele Personen arbeiten hier?« fragte er.
    »Mit mir sind wir vier. Und dann Andersson, der im Garten hilft. Und wir haben einen Hausmeister, ganztägig. Sture Rosell. Aber er ist die meiste Zeit auf den Friedhöfen und in unseren Kirchen. Jeder von ihnen kann natürlich einen Briefbogen von hier mitgenommen haben. Und außerdem noch alle, die während der Sprechstunden hier waren.«
    »Und Sie kennen die Handschrift nicht?«
    »Nein.«
    »Es ist nicht verboten, Anhalter mitzunehmen«, sagte Wallander. »Warum schreibt man dann einen anonymen Brief? Um zu verbergen, daß man überhaupt in Helsingborg war? Für mich ist diese Anonymität verblüffend.«
    »Ich kann natürlich nachfragen, ob jemand von unserem Personal an dem fraglichen Tag in Helsingborg war«, sagte sie. »Und nachsehen, ob die Handschrift einer hier im Haus ähnlich ist.«
    »Dafür wäre ich dankbar«, sagte Wallander und

Weitere Kostenlose Bücher