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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zu schreiben«, sagte er. »Es ist auch nicht ungesetzlich, Anhalter mitzunehmen. Ich möchte nur wissen, warum Sie den Brief geschrieben haben. Und wann Sie sie mitgenommen und wo Sie sie abgesetzt haben. Um wieviel Uhr. Und ob sie unterwegs etwas gesagt hat.«
    »Jetzt weiß ich, wer Sie sind«, murmelte der Mann. »Sie sind der Polizist, der vor ein paar Jahren im Nebel einen Menschen erschossen hat. Auf dem Schießstand bei Ystad.«
    »Sie haben recht«, sagte Wallander. »Das war ich. Ich heiße Kurt Wallander.«
    »Sie stand an der südlichen Ausfahrt«, sagte der Mann. »Es war |208| sieben Uhr abends. Ich hatte mir neue Schuhe gekauft. Mein Cousin hat ein Schuhgeschäft in Helsingborg. Ich bekomme sie billiger. Ich nehme sonst nie Anhalter mit. Aber sie sah so verloren aus.«
    »Was geschah dann?«
    »Es geschah nichts.«
    »Als Sie anhielten. Was für eine Sprache hat sie gesprochen?«
    »Das weiß ich nicht. Auf jeden Fall kein Schwedisch. Und ich kann kein Englisch. Ich sagte, daß ich nach Tomelilla führe. Da nickte sie. Sie nickte zu allem, was ich sagte.«
    »Hatte sie Gepäck?«
    »Nichts.«
    »Auch keine Handtasche?«
    »Sie hatte nichts.«
    »Und dann sind Sie gefahren?«
    »Sie setzte sich auf den Rücksitz. Unterwegs sagte sie kein einziges Wort. Ich fand das Ganze merkwürdig. Ich bereute, angehalten zu haben.«
    »Warum?«
    »Sie wollte vielleicht gar nicht nach Tomelilla! Wer zum Teufel will schon nach Tomelilla?«
    »Sie sagte also nichts?«
    »Kein Wort.«
    »Und was tat sie?«
    »Was sie tat?«
    »Schlief sie? Sah sie aus dem Fenster? Was tat sie?«
    Der Mann überlegte. »Über eine Sache habe ich hinterher nachgegrübelt. Jedesmal, wenn uns jemand überholte, duckte sie sich auf dem Rücksitz. Als ob sie nicht gesehen werden wollte.«
    »Sie hatte also Angst?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Was geschah weiter?«
    »Ich habe beim Rondell vor Tomelilla angehalten und sie rausgelassen. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, daß sie eine Ahnung hatte, wo sie war.«
    »Sie wollte also nicht nach Tomelilla?«
    »Also, wenn Sie mich fragen, dann glaube ich, sie wollte bloß |209| von Helsingborg weg. Ich bin weitergefahren. Aber als ich fast zu Hause war, dachte ich: Ich kann sie nicht einfach da stehenlassen. Also bin ich zurückgefahren. Aber da war sie weg.«
    »Wieviel später war das?«
    »Höchstens zehn Minuten.«
    Wallander dachte nach. »Als Sie sie in Helsingborg mitgenommen haben, stand sie da an der Autobahn? Wäre es möglich, daß sie jemand bis Helsingborg mitgenommen hat? Oder kam sie aus der Stadt?«
    Der Mann überlegte. »Aus der Stadt«, sagte er dann. »Und wenn jemand, der von Norden kam, sie abgesetzt hätte, dann hätte sie nie da gestanden, wo sie stand.«
    »Danach haben Sie sie nicht mehr gesehen? Sie sind ihr nicht nachgefahren?«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Wieviel Uhr war es, als dies alles passierte?«
    »Ich habe sie um acht Uhr abgesetzt. Ich erinnere mich so genau daran, weil die Nachrichten anfingen, als sie aus dem Auto stieg.«
    »Warum haben Sie an die Polizei geschrieben?« fragte Wallander. »Warum haben Sie anonym geschrieben?«
    »Ich habe von dem Mädchen gelesen, das sich verbrannt hat. Ich hatte sofort das Gefühl, daß sie das gewesen sein könnte. Aber ich wollte mich lieber nicht zu erkennen geben. Ich bin verheiratet. Es hätte mißverstanden werden können, daß ich eine Anhalterin mitgenommen habe.«
    Wallander fühlte, daß der Mann neben ihm die Wahrheit sagte. »Dieses Gespräch bleibt unter uns«, sagte er. »Aber ich muß Sie trotzdem um Ihren Namen und Ihre Telefonnummer bitten.«
    »Ich heiße Sven Andersson« sagte der Mann. »Ich hoffe, es gibt keine Unannehmlichkeiten?«
    »Nicht, wenn Sie die Wahrheit gesagt haben«, sagte Wallander und schrieb die Telefonnummer auf. »Noch eins«, sagte er. »Erinnern Sie sich, ob sie eine Halskette trug?«
    Sven Andersson dachte nach. Dann schüttelte er den Kopf. Wallander stand auf und gab ihm die Hand. »Sie haben mir sehr geholfen«, sagte er.
    |210| »Ist sie es?« fragte Sven Andersson.
    »Vermutlich«, antwortete Wallander. »Die Frage ist nur, was sie in Helsingborg gemacht hat.«
    Er verließ Sven Andersson und ging zu seinem Wagen.
    Als er die Wagentür öffnete, piepte sein Handy.
    Sein erster Gedanke war, daß Wetterstedts und Carlmans Mörder erneut zugeschlagen hatte.

|211| 18
    Im Auto auf dem Weg zurück nach Ystad nahm Wallander sich vor, noch am selben Tag nach Hässleholm

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