Wallander 06 - Die fünfte Frau
mit Hamrén gesprochen, der mit ihm in der Siriusgatan zusammenarbeitet«, antwortete Birch. »Ich habe die Sache so verstanden, daß wir nach einer unbekannten Frau suchen, die möglicherweise die Initialen KA hat.«
»Nicht möglicherweise«, erwiderte Wallander. »Die hat sie. Karin Andersson, Katarina Ahlström, wir müssen sie finden, wie sie auch heißt. Es gibt da ein Detail, das wichtig ist, glaube ich.«
»Die Erwähnung in einem Brief, daß sie bald ein Kind bekommen sollte?«
Birch dachte schnell.
»Genau«, sagte Wallander. »Wir sollten also die Entbindungsstation in Lund kontaktieren. Frauen, die in der letzten Zeit ein Kind bekommen haben. Oder bekommen sollen. Mit den Initialen KA.«
»Ich kümmere mich persönlich darum«, sagte Birch. »So etwas ist immer ein bißchen heikel.«
Wallander beendete das Gespräch. Er schwitzte – etwas war in Bewegung gekommen. Er ging auf den Korridor. Er war verlassen. Als das Telefon klingelte, fuhr er zusammen. Es war Ann-Britt Höglund. Sie rief aus Runfelts Blumenladen an.
»Von dem Blut ist nichts mehr da«, sagte sie. »Vanja Andersson hat selbst gescheuert.«
»Das Scheuertuch«, sagte Wallander.
|373| »Das hat sie leider weggeworfen. Sie fand die Blutlache eklig. Und der Müll ist natürlich längst abgeholt.«
Wallander wußte, daß selbst die geringste Spur für eine Blutanalyse ausreichte. »Die Schuhe«, sagte er. »Was für Schuhe hat sie an dem Tag angehabt? Es kann ein kleiner Fleck unter der Sohle sein.«
»Ich frag sie.«
Wallander wartete am Telefon.
»Sie hatte Holzschuhe an«, sagte Ann-Britt Höglund.
»Aber die hat sie zu Hause in ihrer Wohnung.«
»Hol sie. Bring sie her. Und ruf Nyberg an. Er ist zu Hause. Er müßte zumindest sagen können, ob Blut daran ist.«
Während des Gesprächs war Hamrén in der Tür erschienen.
Wallander hatte ihn kaum gesehen, seit er nach Ystad gekommen war. Er fragte sich auch, womit die beiden Beamten aus Malmö beschäftigt waren.
»Ich habe die Abgleichung zwischen Eriksson und Runfelt übernommen, jetzt, wo Martinsson in Lund ist«, sagte Hamrén. »Bisher hat es nichts gebracht. Ihre Wege haben sich wohl nie gekreuzt.«
»Trotzdem ist es wichtig, daß wir es zu Ende durchziehen«, sagte Wallander. »Irgendwo werden diese Ermittlungen zusammenlaufen. Davon bin ich überzeugt.«
»Und Blomberg?«
»Auch der bekommt seinen Platz in diesem Muster. Etwas anderes ist einfach nicht denkbar.«
»Seit wann ist Polizeiarbeit eine Frage dessen, was denkbar ist?« sagte Hamrén und lachte.
»Du hast natürlich recht«, sagte Wallander. »Aber hoffen darf man ja.«
Hamrén stand mit seiner Pfeife in der Hand da. »Ich gehe nach draußen und rauche«, sagte er. »Das reinigt das Gehirn.«
Es war kurz nach acht. Wallander wartete, daß Svedberg von sich hören ließe. Er holte sich eine Tasse Kaffee und ein paar Kekse. Dann ging das Telefon. Ein Anruf war falsch verbunden worden. Gegen halb neun stellte er sich in die Tür der Kantine und sah gedankenverloren eine Weile in den Fernseher. Schöne Bilder |374| von den Komoren. Er fragte sich geistesabwesend, wo die Inselgruppe liegen mochte. Um Viertel vor neun saß er wieder an seinem Platz. Da rief Birch an. Er berichtete, daß sie jetzt die Namen der Frauen durchgingen, die in den vergangenen zwei Monaten Kinder geboren hatten oder in den kommenden zwei Monaten entbinden sollten. Bisher hatten sie keine mit den Initialen KA gefunden. Nach dem Gespräch dachte Wallander, daß er nach Hause gehen konnte. Er war ja über sein Mobiltelefon erreichbar. Er versuchte, Martinsson anzurufen, hatte aber kein Glück. Um zehn Minuten nach neun rief Svedberg an.
»Es gibt keine Person mit den Initialen KA«, sagte er. »Jedenfalls keine, die der Mann, der Blombergs bester Freund gewesen sein soll, kennt.«
»Dann wissen wir das«, sagte Wallander, ohne seine Enttäuschung zu verbergen.
»Ich fahre jetzt nach Hause«, sagte Svedberg.
Wallander hatte kaum den Hörer aufgelegt, als es wieder klingelte. Es war Birch.
»Leider«, sagte er. »Es gibt niemand mit den Initialen KA. Und diese Information dürfte zuverlässig sein.«
»Scheiße«, sagte Wallander.
Beide überlegten einen Augenblick.
»Sie kann ja ihr Kind woanders bekommen haben«, sagte Birch. »Es muß ja nicht Lund sein.«
»Du hast recht«, sagte Wallander. »Wir müssen morgen weitermachen.«
Er legte auf.
Er wußte jetzt, was es war, das mit Svedberg zu tun hatte. Ein Blatt Papier,
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